Pfaffenhofen
"Besser könnte es nicht sein"

Der ehemalige Pfaffenhofener Speedwayfahrer Valentin Grobauer ist mittlerweile Profi in Polen

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Valentin Grobauers Autogramme sind mittlerweile sehr gefragt. Mit guten Leistungen hat er auf sich aufmerksam gemacht. - Foto: Imago

Pfaffenhofen (PK) Rund 700 Kilometer von seiner bayerischen Heimat entfernt mischt derzeit ein Fahrer des MSC Pfaffenhofen den Speedway-Zirkus kräftig auf. Der 21-jährige Valentin Grobauer versucht sich heuer in Polen erstmals als Profi in einer der stärksten Ligen der Welt. Die besten Drifter kämpfen dort um wertvolle Punkte für ihre Teams. Im Interview spricht der ehemalige Team-Kapitän des MSC über den Alltag im Profigeschäft und seine bisherigen Erlebnisse.

 

Herr Grobauer, wie sind Sie eigentlich zum Speedwaysport gekommen?

Valentin Grobauer: Mein Vater hat quasi das Motorsport-Gen an mich vererbt. Er war ein erfolgreicher Sandbahn-Seitenwagenfahrer. Hinzu kommt, dass unser Wohnort Ruhstorf an der Rott nur einen Katzensprung von der Bahn in Pocking entfernt ist. Dort wurde schon einmal ein Weltmeisterschaftsfinale ausgetragen. Da kommt man am Speedwaysport gar nicht vorbei.

 

Groß geworden sind Sie aber in Pfaffenhofen?

Grobauer: Richtig. In Pocking gibt es seit vielen Jahren Probleme mit einer Anwohnerin, die sich vom Lärm der Motorräder belästigt fühlt. Dort zu trainieren war zu meiner Juniorenzeit nicht möglich. Deshalb bin ich den Verantwortlichen des MSC Pfaffenhofen noch heute unendlich dankbar. Das regelmäßige Training auf der Bahn im Städtischen Stadion und damit einhergehend die perfekte Betreuung durch die Trainer und Helfer des MSC waren ein wichtiger Baustein für meine derzeitigen Erfolge. Meine sportliche Heimat ist und bleibt der MSC Pfaffenhofen.

 

Wie kam es zur Entscheidung, den Sprung ins Profigeschäft zu wagen? Ist Ihnen der Entschluss schwer gefallen?

Grobauer: Ausschlaggebend war, dass das vergangene Jahr sehr gut für mich lief: Ich durfte einige Finalläufe der U 21-WM bestreiten. Im tschechischen Pardubice konnte ich dabei sogar einen sechsten Platz erreichen. Mit meinen Teamkollegen der U 21-Nationalmannschaft habe ich mich auch noch für das Finale der Team-WM in Australien qualifiziert. Diese Erfolge und das gestiegene Selbstvertrauen gaben den Ausschlag, heuer den Schritt zu wagen. Der Entschluss, meinen erlernten Beruf Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker erst mal für den Sport aufzugeben, fiel mir eigentlich nicht schwer, da die Familie voll hinter mir steht. Es war immer mein Traum, Profi zu werden. Wenn es nicht laufen sollte, würde ich halt wieder arbeiten. Aber im Moment läuft es ausgezeichnet.

 

Wohin genau nach Polen hat es Sie denn verschlagen?

Grobauer: Nach Opole, zu Deutsch: Oppeln. Die Stadt in Südpolen hat in etwa die Größe von Ingolstadt. Der hiesige Klub, für den ich fahre, heißt Kolejarz. Die Polen sind verrückt nach Speedway. Zu unseren Heimrennen an den Sonntag-Nachmittagen kommen bis zu 4000 Fans.

 

Eine solche Kulisse ist außergewöhnlich.

Grobauer: Auf jeden Fall. Ich fühle mich rundum wohl und was dazu kommt: Die Leute im Klub sind sehr nett und hilfsbereit. Ich fahre ordentlich Punkte ein und werde pünktlich bezahlt. Besser könnte es nicht sein.

 

Stichwort Bezahlung: Wie sieht es bei der Entlohnung für einen Neueinsteiger im Profigeschäft aus?

Grobauer: Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich gegenüber der Klubführung von Kolejarz sehr dankbar bin. Man hat mir quasi als unbeschriebenes Blatt die Chance gegeben, in dieser starken Liga Fuß zu fassen. Für mich ist das der perfekte Einstieg. Momentan werde ich zwar nicht reich, verdiene aber durch meine Leistungen genügend Geld, um mein Material zu bezahlen und meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Im Augenblick ist das für mich in Ordnung.

 

Ihr Vertrag ist also leistungsbezogen ausgelegt?

Grobauer: Grundsätzlich gilt beim Speedway: Punkte bringen Geld.

 

Das klingt nach einem extrem harten Konkurrenzkampf?

Grobauer: Das ist in der Tat so: Am Anfang der Saison musste ich sogar vor jedem Rennen um meinen Platz im Team kämpfen. Im polnischen Ligabetrieb ist es üblich, dass es als Teil des Pflichttrainings eine Art teaminternen Vorausscheid gibt. Erst danach entscheidet der Teamchef, welche sieben Fahrer dabei sein und dadurch natürlich auch Geld verdienen werden. Ich bin zum Glück nie durch das Raster gefallen und habe mittlerweile durch meine konstant guten Leistungen einen Fixplatz im Team.

 

Motorsport ist nicht ungefährlich. Wie gehen Sie mit der Gefahr um? Sind Sie bisher von Verletzungen verschont geblieben?

Grobauer: Die Gefahr ist in meinem Sport allgegenwärtig. Ich habe jedoch vollstes Vertrauen in mein Material und werde von allen Seiten optimal unterstützt, sei es durch die Familie, durch Freunde oder meinen polnischen Mechaniker. Somit kann ich insgesamt auch gut mit dem Thema umgehen. Aber auch mich hat es in diesem Jahr schon erwischt: Bei einem Sturz vor einigen Wochen zog ich mir einen Handgelenkbruch sowie einen Kreuzbandriss zu. Die notwendige Operation habe ich, wie es bei Speedwayfahrern üblich ist, auf den kommenden Winter verschoben.

 

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Grobauer: Ich bin auch in Dänemark bei einem Klub unter Vertrag, hatte dort aber bisher noch keinen Einsatz. Momentan versuche ich, innerhalb der dänischen Liga einen Wechsel zu realisieren. Wenn es klappt, könnte ich demnächst auch dort auf Punktejagd gehen. Langfristig will ich einfach ein guter Fahrer in den Speedwayligen Europas sein. Ich denke gar nicht mal an den Grand Prix der 16 weltbesten Fahrer. Wenn ich weiterhin so viel Spaß am Sport habe, bin ich voll zufrieden. Einen speziellen Traum hätte ich für die Zukunft aber doch noch.

 

Was meinen Sie?

Grobauer: Ich würde gerne die ersten Runden auf einer neu erbauten Pfaffenhofener Speedwaybahn drehen. Ich weiß, dass man beim MSC momentan mit großem Enthusiasmus an diesem Projekt arbeitet und drücke alle Daumen, dass es klappt. Irgendwann als Kapitän eine Pfaffenhofener Mannschaft in der Bundesliga anzuführen, hätte auch einen großen Reiz.

 

Das Gespräch führte Erhard Wallenäffer.