Neuburg (DK) Ein Meilenstein in der Sporthistorie des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen: Xaver Miller und Heinrich Weide vom TSV Neuburg haben das Deutsche Sportabzeichen (DSA) zum 50. Mal abgelegt. Für diese herausragende und bislang nie dagewesene Leistung wurden sie gestern von Landrat Roland Weigert ausgezeichnet.
Wenn ein Sportler mit rund 30 Jahren das Ende seiner Amateurkarriere in der Gegenwart Xaver Millers und Heinrich Weides verkünden würde, dann könnte das den beiden Routiniers nur ein müdes Lächeln entlocken. Würde es aber wahrscheinlich nicht, denn Arroganz ist den zwei TSV-Sportlern eine fremde Eigenschaft. Im Gespräch mit den Jubilaren wird schnell deutlich, dass es nur die Ansprüche an die eigene Leistungsbereitschaft gewesen sein können, dass sie das Deutsche Sportabzeichen im vergangenen Jahr zum 50. Mal abgelegt haben. Und die Geselligkeit scheint beiden Neuburgern ein wichtiger Faktor zu sein: "Die Kameradschaft habe ich immer sehr geschätzt. Es sind in den vergangenen 50 Jahren Freundschaften durch den Sport entstanden, die teilweise noch bis heute bestehen", sagte Xaver Miller.
Der Neuburger, der vielen Menschen in der Umgebung als Viehhändler bekannt sein dürfte, war in Sachen Sport allerdings ein Spätberufener. Erst mit knapp 35 Jahren hatte er seine erste Prüfung für das Deutsche Sportabzeichen abgelegt. Er wollte damit seinem Vater nacheifern, in dessen Unterlagen er eine DAS-Urkunde aus dem Jahr 1912 gefunden hatte. Über einen Zeitungsbericht hatte Miller seinerzeit herausgefunden, welche Vorgaben es zum Erlangen des Abzeichens zu bewältigen galt. "Ich bin dann ins Schwimmbad gegangen und habe die 300 Meter in unter neun Minuten geschwommen, was damals Vorgabe für diese Disziplin gewesen ist", berichtete er. Für ihn sei das ganz leicht gewesen. "Und dann hab ich mir gedacht, dass der Rest auch ganz einfach sein müsste."
Wie er auf dem TSV-Sportgelände feststellen musste, war er einem gewaltigen Irrtum unterlegen. Also wurde er Mitglied im TSV Neuburg und trainierte einen Winter lang auf die Prüfung hin. "Als ich sie dann geschafft hatte, war für mich klar: Das war's jetzt, ich hab' das einmal gemacht und damit ist es gut." Was sich wiederum als Irrtum herausstellen sollte. Es war die bereits beschriebene Kameradschaft, die den heute 84-Jährigen im darauffolgenden Jahr und den 48 folgenden erneut zu den Wettkämpfen bewegte.
Bei Heinrich Weide ist es sogar noch ein bisschen länger her, dass er das Sportabzeichen nach bestandener Prüfung zum ersten Mal in Händen hielt - genauer gesagt war dies im Jahr 1962 der Fall. Nach ein paar Jahren Unterbrechung, als es den ehemaligen Technischen Prüfer über die Bundeswehr zum hiesigen Jagdgeschwader verschlagen und er der Liebe wegen auch in Neuburg geblieben war, trat er 1972 dem TSV Neuburg als Mitglied bei und beteiligte sich fortwährend und ausdauernd an den DSA-Wettkämpfen. Früher zählten Volleyball und vor allem Fußball zu Weides großen Leidenschaften. Nach einer kurzen Auszeit der Mitgliedschaft ist er seit 1993 wieder beim TSV Neuburg engagiert und stets bei den Aktivitäten der Leichtathletikabteilung dabei. Dass Weide und Miller Vorzeigeathleten sind, betonte Landrat Roland Weigert in seinem Amtszimmer gestern mehrmals. "Das findet nicht so oft statt, dass jemand solch eine Leistung erbringt. Es ist schön, dass wir solche Vorbilder haben, und deshalb muss man das auch öffentlich würdigen. Wir zeichnen solche Leute aus, um ein Zeichen für das Ehrenamt und für den Sport zu setzen", so der Landkreischef. Zu den Gratulanten am gestrigen Vormittag gehörten auch Fritz Goschenhofer in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV), und sein Sportabzeichen-Referent Volker Eckhardt sowie TSV-Vorsitzender Udo Kotzur und Josef Zeilmann, Chef der Jedermannabteilung beim größten Sportverein im Landkreis. Eckhardt, ebenfalls Mitglied im TSV Neuburg, kam aus dem Schwärmen über Weide und Miller gar nicht mehr heraus: "Das sind außerordentliche Leistungen der Beiden und ich bin stolz, dass ich die DSA-Urkunde in Gold und die Ehrengabe des Deutschen Olympischen Sportbundes an Heinrich Weide und Xaver Miller überreichen darf", so Eckhardt.
