Schrobenhausen
Comeback ohne Muskelkater

Ex-Bundesligaschiedsrichter Winfried Buchhart genießt seine kurzzeitige Rückkehr

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Alles im Griff: Winfried Buchhart hatte im Laufe seiner Karriere schon größere Herausforderungen als das Endspiel um den Weilachtal-Cup. Trotzdem war es für ihn etwas Besonderes. - Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (DK) Das gelungene Turnier um den Weilachtal-Cup sorgte neben sportlichen Höhenpunkten für eine weitere Besonderheit: Winfried Buchhart leitete nach vielen Jahren wieder ein Spiel als aktiver Unparteiischer. Ein neues Amt im Schiedsrichterwesen ist derzeit kein Thema.

Winfried Buchhart nahm es mit Humor. Die schwierigste Aufgabe vor seinem Finaleinsatz beim Weilachtal-Cup 2018 sei es gewesen, seine alten Schiedsrichterutensilien wiederzufinden, "darunter ein Trikot, das mir noch passt", so der Schrobenhausener mit einem Schmunzeln. Das schwarz-gelbe Dress passte dann. Genauso wie der Auftritt des 59-Jährigen. Souverän führte der ehemalige Bundesliga-Referee durch das (wenig komplizierte) Endspiel.

Was für die beteiligten D-Junioren-Fußballer und die rund 550 Zuschauer in der Dreifachsporthalle als ganz spezielles "Zuckerl" gedacht war, war auch für Buchhart selbst etwas Besonderes. Ein Comeback nach vielen Jahren. "Ich habe mich deshalb auch sehr über die Idee von Organisator Detlef Müller gefreut", sagt der Schrobenhausener rückblickend und ergänzt: "Und auch darüber, dass sich die Leute wieder gerne daran erinnert haben, was bei mir schiedsrichtermäßig so alles los war." Der Empfang sei sehr herzlich ausgefallen. "Gerade auch von den anderen Schiedsrichtern, die es ja durchaus auch hätten kritisch sehen können, wenn ein Nicht-Aktiver daherkommt und das Endspiel pfeifen soll." Nicht mehr aktiv, aber eben auch mit der Erfahrung von unter anderem 60 Erst- und 49 Zweitligaeinsätzen. Nach seiner erfolgreichen Karriere hatte Buchhart dann noch viele Benefizspiele geleitet, zum Beispiel die allererste Partie in der Münchner Allianz-Arena 2005: ein Derby zwischen den Traditionsmannschaften des FC Bayern und der Münchner Löwen. Genau dieses Derby war auch beim Weilachtal-Cup die standesgemäße Finalpaarung. "Unabhängig von der Altersklasse ist dieses Spiel immer etwas Besonderes", weiß Buchhart. Dementsprechend gut war der Schrobenhausener vorbereitet. "Ich musste mich am Tag zuvor noch mal intensiv mit den Hallenregeln beschäftigen, da sich diese im Laufe der Jahre immer wieder ein wenig verändert haben", gibt der 59-Jährige zu.

Im Spiel selbst habe es dann ein paar Minuten gedauert, bis sich der Zuschauerblick in den früher selbstverständlichen Schiedsrichterblick gewandelt hatte. "Das ist eine Konzentrationssache", erklärt der Unparteiische. Nach wenigen Minuten war Buchhart aber vollständig drin im Spiel. Und brachte es unbeschadet über die Bühne. "Ich hatte nicht einmal Muskelkater", sagt der 59-Jährige lachend. 2015 hatte Buchhart selbstbestimmt seine mehr als 30 Jahre lange Karriere beim DFB beendet. Als Schiedsrichterbeobachter war er bis dahin noch in den Erst- und Zweitligastadien unterwegs gewesen. Ob er die Schiedsrichterei, besonders nach kurzen "Ausflügen" wie nun beim D-Junioren-Turnier, vermisst? "Ich habe das ja bewusst so entschieden und genieße es momentan ganz ehrlich gesagt, wenn ich nicht jedes Wochenende in die verschiedenen Stadien muss, sondern am Samstag auch mal ausschlafen und in Ruhe Zeitung lesen kann." Was den 59-Jährigen allerdings noch am meisten reizt: "Wenn der Schiedsrichter die Mannschaften aufs Feld führt, das sind schon Momente, die man gerne noch mal erleben würde."

Andere Dinge vermisst Buchhart in der aktuellen Entwicklung dagegen nicht. "Speziell im Beobachterwesen wurde - auch durch die Einführung des Videobeweises - sehr viel umgestellt. Ich glaube, dass ich zu keinem verkehrten Zeitpunkt aufgehört habe", sagt er. Den Videobeweis an sich sieht der Schrobenhausener aber im Grunde gar nicht so kritisch. "Ich glaube nur, dass er in der Hinrunde nicht richtig angewandt und der Bogen ein bisschen zu weit gespannt wurde. Das wird sich in der Rückrunde meiner Meinung nach noch verbessern."

Buchhart selbst wird dann weiterhin als Fußballfan die Partien verfolgen. Ein neues Amt in der Schiedsrichterbranche sei derzeit kein Thema. "Auch wenn man ja nie weiß, was passiert", so der Schrobenhausener, der jetzt erst einmal die positiven Eindrücke seines Kurzcomebacks mitnimmt. "Auch sportlich war das Turnier eine ganz tolle Sache. Zudem bin ich beeindruckt vom fairen und höflichen Benehmen der Kinder." Schon nach dem Einlaufen hätte ihm jeder Spieler des TSV 1860 persönlich die Hand geschüttelt. Durchaus denkbar also, dass es beim Weilachtal-Cup 2019 Buchharts nächsten Einsatz als aktiver Unparteiischer geben könnte.