Attenzell
Triumph der Favoriten

Radsport: Carolin Dietmann und Tobias Erler gewinnen fünften Altmühltaler Straßenpreis

07.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:08 Uhr
Das Podium der Damen: Siegerin Carolin Dietmann (Mitte) mit der Zweiten Anna Knauer (links) und Luisa Beck. −Foto: Kostudis

Attenzell (DK) Als es im Vorfeld des fünften Altmühltaler Straßenpreises um die Top-Favoriten ging, waren ihre Namen als erste gefallen. Gestern schließlich sind die Radsportler Carolin Dietmann und Tobias Erler ihren Rollen dann gerecht geworden. Beide sicherten sich den Sieg in den jeweiligen Elite-Rennen und kürten sich damit zum Bayerischen Straßenmeister.

Neugierig recken die Zuschauer im Zielbereich die Hälse. "Wo ist er denn hin, der Tobi?", ruft jemand. Grund für die kurzzeitige Verwirrung: Fast das gesamte Team des RSC Kempten hatte einen Pulk um seinen Fahrer Tobias Erler gebildet und den neuen Bayerischen Straßenmeister von allen Seiten bestürmt, geherzt und beglückwünscht. Dabei war der frischgebackene Sieger des fünften Altmühltaler Straßenpreises für einige Augenblicke in der Jubeltraube verschwunden. Kurz darauf war er dann wieder zu sehen - und ließ sich von den Zuschauern im Zielbereich feiern.

Mit einem starken Schlussspurt hatte der 38-Jährige das Elite-Rennen zuvor für sich entschieden und einen Dreifacherfolg des starken Radteams Herrmann verhindert. Die Entscheidung war dabei durchaus knapp: Nur 0,4 Sekunden hinter Erler, der nach sieben Runden auf dem 15 Kilometer langen Kurs nach 2:32:49,5 Stunden über die Ziellinie schoss, spurtete Herrmann-Fahrer Christopher Hatz auf Rang zwei. Mit dem Drittplatzierten Marcel Franz (2:33:18,8) und Robert Müller (2:34:10,9) auf Rang vier holten zwei weitere Fahrer aus dem Herrmann-Stall Top-Platzierungen.

"Mich freut es tierisch. Ich mache den Sport schon so lange, bin aber noch nie Bayerischer Straßenmeister geworden", sagte ein überglücklicher Erler im Ziel. Dabei hatte das Rennen für den Top-Favoriten durchaus holprig begonnen. "Es war ganz schwer. Ich habe mich die ersten zwei Runden ganz schlecht gefühlt. Aber ich wusste, dass ich gut in Form bin. Diese positiven Gedanken haben mir dann geholfen", sagte der 38-Jährige, der immer in Schlagweite zur Spitze fuhr. In der vorletzten Runde attackierte dann Hatz. "Da war ich eigentlich schon tot. Aber das waren alle anderen auch", scherzte Erler, der zusammen mit Franz zum Führenden aufschließen konnte. Am Beginn des letzten langen Anstieges hoch zum Ziel war es dann Franz, der alles riskierte - zu viel. Denn nach seiner Attacke bekam er Probleme. Erler und Hatz zogen vorbei. "Dass ich mit Christopher dann bergauf mithalten konnte, hat mich schon überrascht", sagte Erler, der ergänzte: "Als das Ziel dann zu sehen war und ich wusste, dass es einen Sprint geben würde, war ich mir aber recht sicher, dass ich das Ding gewinnen werde." Für den Gymnasiallehrer aus Tittmoning im oberbayerischen Landkreis Traunstein endete damit eine "perfekte Woche": Denn am vergangenen Dienstag hatte Erler auch die bayerischen Meisterschaften im Zeitfahren für sich entschieden - und zwar ebenfalls vor Hatz.

Nur eine Nebenrolle spielte beim fünften Straßenpreis Erlers Teamkollege Jonas Schmeiser - immerhin Titelverteidiger und Sieger der vergangenen beiden Jahre. Der durch eine längere Krankheitspause in der Vorbereitung zurückgeworfene Fahrer vom RSC Kempten rollte am Ende als 25. über die Ziellinie. "Ich habe damit gerechnet, dass es schwierig für mich wird. Das ist aber nicht so tragisch, der Sieg ist ja im Team geblieben. Ich bin total happy für Tobias", sagte der 30-Jährige.

Bei den Damen verlief das Rennen etwas weniger spannend. Denn bereits nach zwei Runden hatte sich Carolin Dietmann vom Rest des Feldes abgesetzt und war anschließend ein einsames Rennen an der Spitze gefahren. Der Sieg der 37-jährigen Kaufbeurerin geriet letztlich nicht in Gefahr. Nach vier Runden und insgesamt 60 Kilometern kürte sie sich nach 1:42:13,6 Stunden zur Bayerischen Meisterin.

Zu Freude der Zuschauer komplettierten zwei Lokalmatadorinnen das Podium: Auf Rang zwei kam die Eichstätterin Anna Knauer vom RC Germania Weißenburg ins Ziel (1:46:21,4), Dritte wurde die Kelheimerin Luisa Beck (1:46:23,1). "Das Podium war mein Ziel, das Podium habe ich", sagte Beck: "Im Sprint gegen Anna ist es eben immer schwierig", beschrieb sie die letzten Meter ihres Rennens. Auch Knauer hatte zwischendrin zu kämpfen. "Am Berg bin ich ziemlich gestanden", sagte sie. Die 23-Jährige, die zuletzt eine lange Wettkampf- und Trainingspause eingelegt hatte, ergänzte: "Ich habe es probiert, aber es fehlt natürlich noch viel. Ich mache mir keinen Druck, ich habe das ganze Jahr Zeit, um zu sehen, was möglich ist. Ich möchte mich Schritt für Schritt nach vorn arbeiten."

Organisator Johannes Pfaff zog abschließend eine positive Bilanz. "Wir hatten tolles Wetter und viele Zuschauer an der Strecke. Ich denke, wir haben heute würdige Sieger gesehen. Zudem hat es glücklicherweise keine schlimmen Stürze gegeben. Ich bin zufrieden", sagte er. Ebenfalls Freude herrschte bei der Eichstätterin Ricarda Bauernfeind, welche die U19-Konkurrenz der Damen gewann.

Anton Kostudis