Ingolstadt
Sport mit Perspektive

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Ausdauer, Geschwindigkeit und Technik sind wichtige Grundtugenden des Floorballs. Die Spielgemeinschaft Ingolstadt/Nordheim praktiziert den schweißtreibenden Hallensport auf hohem Niveau: Das Herrenteam tritt in der 2. Bundesliga Süd/Ost an.

Ingolstadt (DK) Noch ist im Innenraum der Paul-Wegmann-Halle lediglich das Quietschen der Hallenschuhe der Fußballer zu hören. Die Trainingseinheit der Kicker liegt in den letzten Zügen. Bei den Floorballern der Spielgemeinschaft Ingolstadt/Nordheim hallt es hingegen längst aus der Kabine. Sie warten die verbleibenden Minuten ab, bis der Trainingsbereich geräumt ist. Kaum sind die ESV-Juniorenfußballer verschwunden, ziehen die ersten motivierten Floorballer Tore und Banden aus den Geräteräumen neben dem Spielfeld. Binnen kürzester Zeit ist die Halle umgebaut - und die Einheit kann beginnen.

Doch vor dem Start müssen alle Akteure erst noch zur Körperfettmessung. "Nur heute zum Deprimieren", versichert Co-Trainer Florian Roger lächelnd. Er selbst staunt verwundert auf sein Ergebnis, schließlich fällt es deutlich schlechter aus als zuletzt - und auch als erwartet.

Anschließend bittet Trainer Armin Sedelmeier zum Aufgalopp. Das Aufwärm- und Dehnprogramm ist noch nicht vollständig absolviert, als Roger mit dem Satz "Heute will ich sie quälen!" eine anstrengende Trainingseinheit ankündigt. Der 39-Jährige lässt seinen Worten Taten folgen und bringt seine Schützlinge beim Laufen durch einen Hindernisparcours ordentlich ins Schwitzen.

Von nun an übernimmt Sedelmeier wieder die Leitung. Er hatte die Mannschaft im Sommer, nach dem Tod des Aufstiegstrainers Holger Kleinbauer, übernommen. Seitdem arbeitet Sedelmeier taktisch sehr akribisch an dem großen Saisonziel: Klassenerhalt. Der Aufsteiger hat allerdings momentan mit einer kleinen Formkrise zu kämpfen. Vier der jüngsten fünf Partien hat die Spielvereinigung zuletzt verloren.

Der Trainer bereitet jedes Spiel intensiv nach und versucht, die Schwachstellen auszumerzen. Immer wieder unterbricht der 38-Jährige die Einheit, um an der Taktiktafel Verbesserungsvorschläge einzubringen. Die Spieler hören ihm aufmerksam zu. Sie wissen, was sie erwartet, wenn unkonzentriert gearbeitet wird: Strafen. So musste die Mannschaft zwischendurch wegen mangelnder Trainingseinstellung sogenannte Liniensprints von einer Hallenseite zur anderen absolvieren. Doch die Maßnahme hatte Erfolg: Im Anschluss daran wurde das Training diszipliniert fortgesetzt. Bei gelungenen Aktionen gibt es hingegen auch lobende Worte. Sedelmeier hält die Jungs mit Zuckerbrot und Peitsche bei Laune.

Der Trainer ist zuversichtlich, dass er mit seinem Team die Klasse halten wird, obwohl es gerade schlecht läuft. Immerhin stand das Team in dieser Spielzeit zwischenzeitlich sogar auf dem zweiten Tabellenrang. "Die Entwicklung ist positiv, und wir haben eine starke Hinrunde gespielt", gibt sich Sedelmeier optimistisch.

Die Akteure sind zwischen 15 und 34 Jahre alt. Im Vergleich zu anderen Zweitligisten aus der Süd/Ost-Staffel hat Ingolstadt viele junge Spieler im Kader. Mit Quentin Roger (15) und Nils Sedelmeier (15) stehen sogar zwei U 17-Nationalspieler im Aufgebot der Spielgemeinschaft.

Dass Floorball mehr Beachtung verdient hätte, dem sind sich alle Beteiligten sicher. Im Durchschnitt finden bei einem Liga-Spiel nur rund 100 bis 150 Zuschauer den Weg in die Paul-Wegmann-Halle. "Der Großteil sind die Eltern der Gastmannschaft", scherzt Roger. Durch die vergleichsweise geringe Anzahl an (Top-)Vereinen in Deutschland sind die Wege zu Auswärtspartien oftmals sehr weit. Die Ingolstädter Floorballer haben dafür einen Bus.

Trainer Sedelmeier glaubt, dass es noch eine Weile dauern wird, bis sich Floorball auch in Bayern und Baden-Württemberg entwickelt. "Im Osten und in Teilen Norddeutschlands funktioniert es schon sehr gut und ist weit verbreitet", weiß der Trainer. In vielen anderen europäischen Ländern, allen voran in Skandinavien und der Schweiz, hat sich der Sport indes längst behauptet.

Durch den Beitritt in den Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) eröffnen sich neue Fördermöglichkeiten für die Randsportart. So wird im Sportunterricht der bayerischen Schulen immer öfter zu den Hockeyschlägern und dem Lochball gegriffen. Es ist eine - für viele Schüler willkommene - Abwechslung zu den Klassikern Fuß-, Basket- oder Volleyball. In anderen Bundesländern ist Floorball hingegen schon fester Bestandteil der Lehrpläne.

Die Ingolstädter Mannschaft ist sich jedenfalls einig, dass die Sportart das Potenzial hat, sich langfristig und dauerhaft in der Gesellschaft zu etablieren. "Es kann auch hier bekannter werden, aber nicht auf demselben Level wie Fußball", meint Verteidiger Adrian Bettendorf. Und auch Daniel Ridinger ist durchaus optimistisch. "Floorball", meint der offensive Flügelspieler, "kann viel größer werden."