Bergen
"So Tage hat man auch mal"

Ingolstädter Rad-Profi Patrick Haller hat bei der WM keine guten Beine und muss U 23-Straßenrennen vorzeitig beenden

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Hatte im zweiten Drittel des Rennens zu kämpfen: Das Straßenrennen der U 23 verlief nicht nach Patrick Hallers Wunsch. - Foto: Roth-Foto

Bergen (DK) Bei der Straßenrad-WM der U 23 im norwegischen Bergen ist das Rennen für den Ingolstädter Patrick Haller nicht so wie erhofft verlaufen.

Dreimal startete der 20-Jährige bereits beim Straßenrennen einer Weltmeisterschaft. Erstmals nahm der Ingolstädter bei der U 23 teil. 191 Kilometer mussten die Nachwuchsfahrer zurücklegen. "Im Vergleich zu den USA (Haller nahm dort 2015 bei der WM der U 19 teil, d. Red.), wo die Stimmung schon besonders gut war, war es in Bergen noch mal was ganz anderes", sagte Haller. "Die Norweger sind einfach ein besonderes Volk, Wikinger-Stimmung an der ganzen Strecke."

Die deutsche Nationalmannschaft hatte bereits Tage vor dem Rennen eine Taktik überlegt, die auf Lennard Kämna ausgelegt war. Der Profi vom Team Sunweb nahm in diesem Jahr erstmals an der Vuelta teil und gewann mit seinem Team bei der WM in Bergen die Goldmedaille im Mannschaftszeitfahren. "Er ist der Stärkste von uns und mit einer Wahnsinnsform aus der Vuelta gekommen", sagte Haller. "So hatten wir geplant, ihn zu schützen und das Rennen eher defensiv zu fahren und aufzupassen, dass wir keine wichtigen Gruppen verpassen würden."

Das norwegische Team kontrollierte zu Beginn das Feld. Das Tempo war trotz nasser Straßen hoch. Dazu wurde das Feld in den Kurven weit auseinandergezogen. "Ich fuhr immer recht weit vorne, um bei möglichen Attacken dabei zu sein", sagte Haller. "In der ersten Rennhälfte fühlte ich mich echt gut." Nach 120 Kilometern begannen die Attacken im Feld. "Zu diesem Zeitpunkt merkte ich schnell, dass ich komischerweise doch nicht so gute Beine hatte", sagte Haller. "Ich hatte zu kämpfen dranzubleiben, und als es das dritte und letzte Mal den Salmon Hill hochging, bin ich dann abgefallen."

Für das deutsche Team verlief das restliche Rennen deutlich besser: Kämna attackierte am letzten Berg und konnte sich absetzen, erst solo, dann kam noch der Franzose Benoit Cosnefroy nach vorne. Die beiden fuhren die letzten zehn Kilometer in Richtung Ziel und kamen mit wenigen Sekunden Vorsprung auf die Zielgerade. Im Sprint war der Franzose etwas stärker. "Aber Lennard war mit dem zweiten Platz natürlich auch zufrieden nach der Attacke, die er da hingezaubert hat. Respekt", sagte Haller. Der Ingolstädter fuhr in einer kleinen Gruppe, wurde aber nicht mehr auf die letzte Runde gelassen. So konnte er das Rennen nicht beenden. "Schade, dass es für mich an dem Tag nicht gut gelaufen ist. Aber so Tage hat man halt auch mal", sagte er. Der Ingolstädter will daraus nun seine Motivation für die Rad-WM 2018 in Innsbruck ziehen. "Ich werde im Winter hart daran arbeiten, dort nächstes Jahr auch eine Rolle spielen zu können." So blieben für den 20-Jährigen der 20. Platz beim Zeitfahren in Bergen und viele tolle Erinnerungen an die Atmosphäre in Norwegen: "Im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein. Die Stimmung in Norwegen war der Wahnsinn, und ich muss sagen, wenn die Sonne schien, war es wirklich eine sehr schöne Gegend."

Für Haller stehen in diesem Jahr noch zwei Rennen an, bevor es in die Pause geht. Am Samstag startet Haller in der Nähe seines Geburtsorts, im baden-württembergischen Bad Dürrheim, bei einem Derny-Rennen. Das Saisonfinale wird am 3. Oktober der Münsterlandgiro sein.