Ingolstadt
Rückkehr der Legenden

MTV feiert 110-jähriges Bestehen der Fußballabteilung – Ludwig Glas erinnert sich

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

MTV-Meistermannschaft 1966: Trainer Charly Mai, Willibald Nebel, Alois Lechermeier, Heinz Nürnberger, Bernhard Kuttenreich, Ludwig Glas, Abteilungsleiter Ludwig Ecker, Gerhard Mansfeld und der damalige MTV-Präsident Peter Schnell (stehend von links) sowie Helmut Groß, Alfred Binninger, Fritz Eder, Theo Burger und Georg Pirzer. - Foto: DK-Repro

Ingolstadt (DK) Ludwig Glas kann es nicht lassen. 67 Jahre ist der einstige Libero und Stopper des MTV Ingolstadt jetzt alt, aber kicken tut er immer noch gerne. Am Samstag aus besonderem Anlass: Die Lilaweißen feiern nämlich das 110-jährige Bestehen ihrer Fußballabteilung.

Protagonisten beim MTV gab es einige in der langen Geschichte. Aber kaum einer war erstens so lange bei den Lilaweißen und hat zweitens den Aufschwung des Stadtvereins – der im Fußball damals stets im Schatten des ESV stand – so miterlebt und geprägt wie Glas. Und das noch dazu nicht alleine. Denn sein älterer Bruder Heinz („Der hat mich zum MTV gebracht“) war Wegbereiter und sein Sohn Thomas, der den MTV 2004 zum Aufstieg in die Bayernliga schoss, setzte die Familientradition fort.

Der „Wick“, wie Glas genannt wird, verdankt seine Karriere auch der guten Arbeit des damaligen Jugendtrainers Gerhard Heid. „Wir haben damals viermal wöchentlich mit uns trainiert und uns viel beigebracht. Wir sind damals bayerischer Jugendmeister geworden und haben vor mehr Zuschauern gespielt als die erste Mannschaft“, erinnert sich Glas. Heid, der später Talentspäher beim HSV wurde und beispielsweise Manni Kaltz entdeckte, blieb aber nur eine kurze Episode.

Für Glas ging es bereits mit 18 Jahren in die erste Mannschaft. Und dann zunächst nur nach oben. Bezirksligameister 1965 und Landesligameister 1966 mit Trainer Charly Mai, dem Weltmeister von 1954. „Das war für mich natürlich ein Riesenerlebnis, von einem Weltmeister trainiert zu werden“, erinnert sich Glas. Es folgte allerdings postwendend der Abstieg aus der Bayernliga und Mai musste gehen.

Ab 1969 etablierten sich die Lilaweißen dauerhaft in der Bayernliga und bald folgten die brisanten Derbys gegen den großen Nachbarn ESV. Nur eines blieb Glas und seinen Kameraden verwehrt – ein Sieg gegen die Schwarzweißen. Sechs Unentschieden und vier Niederlagen gab es in den Duellen zwischen 1966 und 1976.

Nach einem weiteren Abstieg 1976 folgte der Durchmarsch von der Landesliga in die 2. Bundesliga Süd. Und mit Spielertrainer Horst Pohl gelang das zu jener Zeit Einmalige: die Lilaweißen gewannen ein Derby gegen die Schwarzweißen. Am 15. April 1978 siegten sie vor 6600 Zuschauern im MTV-Stadion mit 3:1 (Tore: 0:1 Ruhs, 1:1 und 2:1 Obermeier, 3:1 Wunder). „Richtig freuen konnten wir uns aber gar nicht, weil uns Horst Pohl am Abend bei der Siegesfeier mitteilte, dass er in der neuen Saison zum ESV wechseln würde. Das war ein Schock für uns“, erinnert sich Glas.

Trotzdem standen die Lilaweißen am Saisonende als Tabellenzweiter erstmals vor dem ESV (Dritter). Mehr noch: Über die Relegation stieg das MTV-Team sogar in die 2. Bundesliga auf. Für Glas war dann allerdings Schluss, weil er Beruf und Fußball nicht vereinbaren konnte. Mit 31 Jahren hängte er die Fußballschuhe an den Nagel. „Das war die größte Enttäuschung für mich, dass ich nach dem Aufstieg nicht weiterspielen konnte“, sagt Glas heute noch.

26 Jahre später stand wieder ein Glas im Mittelpunkt, dieses Mal Sohn Thomas. Mit drei Toren im Entscheidungsspiel gegen Wolfratshausen (5:2 nach Verlängerung) schoss er den MTV zum Aufstieg und ermöglichte dem Fusionsklub FC Ingolstadt den Start in der Bayernliga. Viel Stoff also für die Beteiligten, um nach dem Legendenspiel (siehe Infokasten) in Erinnerungen zu schwelgen.