Bremen
Podestplatz bei der Premiere

Schernfelderin Anna Knauer fährt bei Bremer Sixdays im "Madison" auf Rang drei

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Bremen (DK) Anna Knauer aus Schernfeld hat ihren Titel beim Bremer Sechstagerennen im Omnium der Frauen aus formellen Gründen zwar nicht verteidigen können, dennoch gelang ihr ein eindrucksvolles Comeback - und der Sprung aufs Podest.

Die Veranstaltung begann für die Schernfelderin mit einem Schock. Probleme mit der Lizenz verhinderten ihren Start in der Disziplin Omnium. Besonders bitter: Nur eine halbe Stunde nachdem die erste der vier Disziplinen gestartet war, lag ihre Freigabe dann doch vor. Doch da war es schon zu spät. Tags darauf, beim Zweier-Mannschaftsfahren, konnte sie dann teilnehmen - und erreichte einen hervorragenden dritten Platz.

Den Gesamtsieg im Omnium der Frauen holte sich Kirsten Wild. Die Holländerin überzeugte in allen Teildisziplinen (Scratch, Temporennen, Punkte- und Ausscheidungsfahren) und gewann vor den Russinnen Evgenia Augustinas und Olga Zabelinskaye.

Dass Knauers Lizenz fehlte, stellte sich erst am Renntag heraus. Die Lizenz hatte die Schernfelderin im Dezember vergangenen Jahres per Eilantrag gestellt. Allerdings hatte ein Häckchen gefehlt - und durch ihren Wechsel vom holländischen "Parkhotel Valkenburg"-Team zum deutschen "maxx-solar LINDING Women Cycling Team" kümmerte sich zunächst weder der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) noch der Landesverband um den Vorgang.

Ohne gültige Lizenz durfte Knauer in Bremen schließlich - trotz vieler Diskussionen - auch aus versicherungstechnischen Gründen nicht starten. Erst als bereits der Startschuss für das Scratch gefallen war, ging bei Knauer per Handy-Nachricht das Bild von der Lizenz ein.

"Am Samstag war das richtig ärgerlich", erzählte die 22-Jährige. "Aber vielleicht hatte es ja auch etwas Gutes für das Madison. Denn die anderen Mädels hatten nach den vier Rennen schwere Beine. Ich dagegen konnte ausgeruht an den Start gehen und habe uns so im Schlussspurt den dritten Platz gerettet."

Mit ihrer Partnerin, der 18-jährigen Lin Teutenberg, hatte die Schernfelderin erstmals das Madison-Experiment gewagt. Diese Disziplin wird 2020 in Tokio olympisch, die Anforderungen sind vielfältig. Da alle Fahrerinnen gleichzeitig auf der Bahn sind, muss auf viele Dinge gleichzeitig geachtet werden: die Partnerin, das Fahrerfeld, die Videotafel, die Punkte oder aber auch die Runden selbst. Hektisch, eng und unübersichtlich geht es 180 Runden lang zu. Zudem entscheiden die Fahrerduos selbst, wann sie sich mit dem sogenannten Schleudergriff ablösen.

Nach anfänglichen Unsicherheiten bei den Wechseln klappten genau diese Ablösungen bei Knauer/Teutenberg dann aber immer besser. "Lin und ich hatten uns vorgenommen, erst einmal ruhig ins Rennen zu starten und gegen Ende zu schauen, was möglich ist. Unsere Taktik ging zu 100 Prozent auf. In den letzten Sprintwertungen holten wir so viele Punkte, dass wir die Russinnen noch vom dritten Platz verdrängen konnten", freute sich Knauer.

"Das war ein starkes Rennen, die Frauen haben wirklich alles gegeben", zeigte sich Erik Weispfennig, der sportliche Leiter, sichtlich begeistert. Die favorisierten Niederländerinnen Kirsten Wild und Marit Raaijmakers verwiesen die Konkurrenz mit 38 Punkten im Endklassement auf die Plätze. Rang zwei ging an Julie Leth (Dänemark) und Christina Birch (USA) mit 25 Punkten, gefolgt von Knauer/Teutenberg mit 18 Punkten. Das zweite deutsche Team mit Ricarda Bauernfeind aus Rebdorf und Katharina Hechler (Oberhausen) fuhr auf Rang sechs.

Mit Freudentränen in den Augen und vom großartigen Bremer Publikum gefeiert, stand Knauer dann auf dem Podest. Sie konnte kaum glauben, was da soeben passiert war. "Das war mein erstes Madison und mein erstes Rennen nach fast zehn Monaten Pause. Diesen Wettbewerb mit einem Podiumsplatz zu beenden, hätte ich nicht im Traum erwartet", so die Drittplatzierte.

Nachdem Knauer ihr Einzel-Comeback in Bremen hatte verschieben müssen, fiebert sie nun dem letzten Januar-Wochenende entgegen. Dann wird sie - mit vorliegender Lizenz - bei den Sixdays in Berlin an den Start gehen.