Ingolstadt
"Niveau hier gelegentlich höher"

FCI II: Routinier Thomas Kurz sieht Wechsel aus Regensburg nach Ingolstadt nicht als Rückschritt

13.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Soll die jungen Spieler führen: Thomas Kurz wechselte im Sommer aus Regensburg zum FC Ingolstadt II. - Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Er war der wichtigste Transfer des vergangenen Sommers: Thomas Kurz, 28-jähriger Mittelfeldspieler, sollte die Lücke, die durch die Abgänge der Führungsspieler Marcel Hagmann während und Stefan Müller nach der vergangenen Saison entstanden war, füllen. Kurz wechselte vom SSV Jahn Regensburg zur U 23 des FC Ingolstadt - und schlug sofort voll ein. Regionalliga-Abstiegskampf statt Dritte Liga mit Regensburg? So einfach ist es dann doch nicht. Kurz ist zufrieden, auch wenn die Saison bisher nur mittelmäßig verlief. Nachdem er zuletzt wieder nach einer Verletzung zurückkehrte, ist er pünktlich für das morgige Spiel beim Tabellenführer SpVgg Unterhaching (Anpfiff 14 Uhr) wieder in Form. Im Interview verrät er nicht nur, was er von den jungen Spielern lernen kann, sondern auch, wieso das Niveau in Ingolstadt nicht unbedingt niedriger als in Regensburg ist.

 

Herr Kurz, die Niederlage gegen Buchbach war bitter. Wie tief sitzt der Stachel noch?

Thomas Kurz: Mittlerweile ist das Spiel abgehakt. Aber natürlich hatten wir uns viel vorgenommen, haben dann auch eine sehr gute erste Phase gespielt, finde ich. Dann sehen wir natürlich bei den Gegentoren unglücklich aus. Aber, wie gesagt, das ist abgehakt für uns. Der Fokus gilt jetzt dem Highlight in Unterhaching.

 

Unterhaching ist die unangefochtene Nummer eins. Da gibt es nicht für viele Mannschaften etwas zu holen.

Kurz: Ja, sie sind bisher ungeschlagen, haben alle Heimspiele gewonnen. Aber irgendwann ist auch für sie das erste Mal, und wieso nicht morgen? Aber natürlich haben sie eine super Offensive und eine genauso gute Defensive. Mir fallen kaum Schwachstellen ein. Allerdings haben wir ja auch unsere Stärken. Wir müssen konsequent verteidigen, uns bei Standards verbessern. Wir müssen unsere Qualität ausspielen, die bei uns ebenfalls hoch ist - dann haben wir auch in Unterhaching eine Chance, etwas zu holen.

 

Für Sie begann im Sommer ein neues Kapitel: Wie lief die erste Zeit in Ingolstadt?

Kurz: Ich war eine lange Zeit in Regensburg, insgesamt fünf Jahre. Da war es an der Zeit, etwas Neues zu machen. Es gab dann viele Gespräche mit dem Verein, vor allem mit Trainer Stefan Leitl. Ich habe nicht viel Zeit zum Überlegen gebraucht, es war sofort klar: Das mache ich. Aus sportlicher Sicht gab es einige Momente und Augenblicke, in denen ich mit meiner Leistung zufrieden war. Die Möglichkeit, Führungsspieler zu sein, hat für meine Entscheidung sicherlich eine Rolle gespielt. Es macht mir viel Spaß, mit den jungen Spielern zu arbeiten und ihnen etwas mitzugeben. Auch ich kann da noch einiges lernen.

 

Was meinen Sie damit genau?

Kurz: Der Eifer, mit dem die Jungs vor, während und nach dem Training arbeiten, ist unglaublich. Es ist schön zu sehen, wie sie kämpfen. Sie alle haben das Ziel, Fußballprofi zu werden und wissen, dass es da noch ein nächstes Level gibt, das sie erreichen können. Sie kommen eine Stunde vor dem Training, um perfekt vorbereitet zu sein. Tag für Tag. Das zu sehen, motiviert auch mich, weiterhin alles zu geben.

 

Und wie können Sie helfen?

Kurz: Ich versuche, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Vor allem nach Niederlagen wie jetzt gegen Buchbach. Da geht natürlich bei vielen der Kopf nach unten, das ist oft nach Niederlagen so. Jeder hat mit sich selbst zu kämpfen. Da möchte ich helfen, die Spieler wieder aufzumuntern und ihnen den Weg zu zeigen.

 

Fühlen Sie sich inmitten so vieler junger Spieler nicht sogar manchmal alt?

Kurz: Das muss ich mir oft anhören. Im Training kriege ich so manchen Spruch reingedrückt (lacht). Natürlich ist da ein gewisser Altersunterschied, aber mir macht das Spaß, ich finde die Mischung gut. Außerdem bin ich noch in einem guten Alter und habe noch einige Jahre vor mir.

 

Von einem Aufsteiger zu einer NLZ-Mannschaft: Welche Unterschiede sehen Sie?

Kurz: In Regensburg hatten wir eine ganz andere Erwartungshaltung. Wir mussten praktisch aufsteigen. Nach einer Niederlage wurde man sofort an den Pranger gestellt. Das ist hier natürlich anders. Wir hatten auch oft mehr als 5000 Zuschauer im Stadion, das haben wir hier nicht. Aber das stört mich nicht. Das sportliche Niveau ist hier im Training sogar gelegentlich höher als in Regensburg. Der Unterschied ist aber, dass die erfahrenen Spieler eben wissen, was sie im Spiel machen müssen. Da wird nicht jeder Angriff voll ausgespielt, sondern der Ball auch mal ruhig hinten in den eigenen Reihen gehalten.

 

Zu Beginn der Saison haben Sie im defensiven Mittelfeld gespielt, zuletzt in der Innenverteidigung: Auf welcher Position fühlen Sie sich wohler?

Kurz: Ursprünglich wurde ich als Mittelfeldspieler geholt, aber schon damals war klar, dass es sein kann, dass ich aushelfen muss. Durch die Sperre von Nico Dantscher musste ich nun in die Innenverteidigung, da gab es keine Alternative. Aber das ist in Ordnung, ich spiele alle Positionen. Ich habe zu meiner Zeit in Burghausen sogar Stürmer gespielt - das wird wohl nicht mehr vorkommen. Auf meiner Autogrammkarte in Regensburg wurde ich als Allrounder bezeichnet, ich hatte keine spezielle Position. So passt es wohl am besten.

 

Was ist das Ziel für die nächsten Wochen?

Kurz: Wir wollen bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich holen und den Vorsprung auf die Abstiegsplätze ausbauen. Das hat sich die Mannschaft auch wirklich verdient. Es gab einfach so viele unglückliche Spiele. Aber wir wissen auch: Die Spiele werden sicher nicht mehr, vor allem wenn man unten drin steht. Ich bin mir aber sicher, dass wir noch die nötigen Punkte holen.

 

Das Gespräch führte Kevin Reichelt.