Kösching
Mit Federn und Köpfchen

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Schlagkraft, Reaktionsvermögen und Feingefühl sind beim Badminton gefragt. Hier visiert der Köschinger Michael Christen den Ball an.

Vor sieben Jahren startete die Badminton-Mannschaft des TSV Kösching in den Ligabetrieb. Nach holprigem Start hat der Verein in dieser Saison guten Chancen, zum höchstklassigen Klub der Region aufzuschließen.

Kösching (DK) Schon in den langen Gängen der Köschinger Mehrzweckhalle ist es zu vernehmen: das Quietschen der Gummisohlen auf dem Parkett, lautstarke, kurze Kommandos, heiteres Gelächter. Dazwischen immer wieder ein zischendes, fast schon pfeifendes Surren. Noch ein paar Schritte weiter - und die Quelle des Geräuschcocktails offenbart sich: Die Badminton-Mannschaft des TSV Kösching absolviert eine Trainingseinheit.

Quer über die Hallenbreite sind Netze gespannt, auf jeder Seite hat sich ein Spieler postiert. Zahlreiche Bälle fliegen durch die Luft, entweder mit viel Tempo in eine Ecke des gegnerischen Feldes geschlagen, sodass der Gegenüber Mühe hat, ihn zu erreichen - oder aber sanfter und punktgenau auf den Schläger des Spielpartners. Hin und her, immer wieder. Und dann ist da noch etwas. Denn zum typisch-trockenen "Turnhallen-Muff" mischt sich heute noch ein anderer Geruch. Es duftet süßlich, nach Zimt, Mandeln und Orangen.

"Das ist Tradition vor Weihnachten", sagt Oliver Sander. Der TSV-Badminton-Abteilungsleiter lehnt abseits des Spielfeldes entspannt an einer Wand und beobachtet das muntere Treiben. Mit einer Kopfbewegung deutet er in Richtung Nebenraum. Dort gibt es heute anlässlich des letzten Trainings vor Weihnachten Glühwein und Plätzchen.

"Es geht sonst natürlich deutlich ernster zu", stellt Sander sofort klar. Denn er und sein Team verfolgen ein ehrgeiziges Ziel. In diesem Jahr soll endlich der Aufstieg in die Bezirksliga gelingen - immerhin die deutschlandweit sechsthöchste Spielklasse. Im vergangenen Jahr scheiterten die Köschinger als Tabellenzweiter denkbar knapp. Nun soll der große Wurf gelingen. Und die Ausgangslage ist blendend.

Nach der Hinrunde führt der TSV die Tabelle der Bezirksklasse ungeschlagen an. Acht Spiele, sieben Siege, ein Remis. Das kann sich sehen lassen. Und die Mannschaft hat noch eine ganz besondere Extra-Motivation: Denn in der Bezirksliga spielt mit dem Lokalrivalen DJK Ingolstadt der höchstklassige Verein der Region. "Da wollen wir natürlich auch gern hin", sagt Sander angriffslustig. Allerdings sei das Verhältnis der beiden Vereine ausgesprochen gut und freundschaftlich, betont der Abteilungsleiter. So sei es beispielsweise keine Seltenheit, dass Spieler des jeweils anderen Klubs beim Rivalen mittrainieren.

Dennoch weiß Sander um die Schwere der Aufgabe. "Auch wenn wir aktuell vorne sind, wird es eine ganz schwere Rückrunde", sagt der 34-Jährige. "Die anderen Mannschaften, die oben mit dabei sind, werden sich in der Winterpause wohl verstärken." Der gebürtiger Köschinger, der bei Audi als Sachbearbeiter arbeitet, ist aber kein Freund von Schnellschüssen. "Wir haben uns hier etwas aufgebaut, haben viele Einheimische und langjährige Spieler in der Mannschaft. Das ist unsere Philosophie."

Sander war die treibende Kraft hinter dem Aufschwung der Köschinger Badminton-Abteilung. Seit deren Gründung im Jahr 1993 hatte der Spielbetrieb zunächst vornehmlich Freizeitcharakter. Über ein Kursangebot zu Schulzeiten kam Sander zum TSV - und blieb: "Das Spiel macht einfach unglaublich Spaß. Du brauchst eine gute Fitness, aber auch Gefühl und vor allem viel Köpfchen. Und wenn du es ernsthaft betreibst, bist du nach einer Partie richtig ausgepowert."

2008 übernahm Sander die Abteilungsleitung, 2009 erwarb er die Trainerlizenz. 2011 schließlich schickte der TSV erstmals eine Mannschaft in der niedrigsten Liga, der B-Klasse, ins Rennen. "Damals war es teilweise schwer, überhaupt eine Truppe aufs Feld zu bekommen", erinnert sich Sander. Und der Start verlief auch in sportlicher Hinsicht holprig. "Eigentlich haben wir nur Klatschen kassiert", erzählt Sander lachend.

Doch in den Folgejahren ging es bergauf. Einige Talente wie die aktuelle Nummer eins, Michael Christen, rückten aus der Jugend in die erste Mannschaft. In der Spielzeit 2014/15 gelang schließlich ohne Punktverlust der Aufstieg in die A-Klasse, dort landete der TSV in der Premierensaison auf dem dritten Rang. Ein Jahr später war es der zweite - diesen Trend wollen die Köschinger nun fortsetzen.

Bei allem Ehrgeiz kommt der Spaß allerdings nicht zu kurz. "Die Stimmung in der Mannschaft ist super", sagt auch Christina Meier. Die 28-Jährige ist eine von zwei Damen in der ersten Mannschaft. In einer Liga-Begegnung spielen die Herren drei Einzel sowie zwei Doppel, hinzu kommen ein Dameneinzel, ein Damen- sowie ein gemischtes Doppel. "Ob Männlein oder Weiblein, ob alt oder jung, jeder kann Badminton spielen. Wir haben eine bunte Truppe", sagt Sander.

An diesem Samstag wird es für den TSV nun wieder ernst. Ab 14 Uhr starten die Köschinger mit der Begegnung beim Tabellenvierten HVBC München in die zweite Saisonhälfte. Anschließend geht es am Doppelspieltag gegen die siebtplatzierte SG Weiß-Blau Allianz/TSV Unterföhring. "Das wird gleich eine harte Prüfung", prognostiziert Sander. Denn insbesondere der erste Gegner des TSV schielt noch mit einem Auge in Richtung Aufstiegsränge. "Wir sehen den Spielen aber positiv entgegen", sagt der Abteilungsleiter. "Wir wissen, was wir draufhaben."