Ingolstadt
"Ich hab' ein wenig Bauchgrummeln"

Der Sportliche Leiter Roland Reichel über den personellen Umbruch bei Regionalligist FC Ingolstadt II

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Eine holprige Saison 2016/17 erwartet Ingolstadts Sportlicher Leiter Roland Reichel. Der U 23-Mannschaft steht ein großer Umbruch bevor. - Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Mit dem vorzeitigen Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern hat der FC Ingolstadt II schon vor Wochen das erklärte Saisonziel erreicht. Am vergangenen Sonntag verabschiedeten sich die Schanzer mit einem 5:2 gegen Viktoria Aschaffenburg in die Sommerpause. Roland Reichel, Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) des FCI sprach mit unserer Zeitung über den Umbruch bei den Ingolstädtern, nachdem zuletzt bereits zehn Spieler verabschiedet worden waren.

Herr Reichel, wie zufrieden sind Sie mit der vergangenen Saison?

Roland Reichel: Völlig zufrieden. Letztlich ist der Leistungsabfall zum Saisonende auch immer dadurch begründet, dass wir - sobald wir sicher sind - nicht immer nur die elf besten Spieler aufstellen, sondern Spieler, die bleiben. Außerdem werden oft natürlich auch schon die jüngeren Spieler an die Mannschaft herangeführt. Mit dem Verlauf der Saison bin ich wirklich zufrieden, mittendrin war ich sogar hochzufrieden. Wir hatten ja auch vor der Saison schon gesagt, dass es eng werden könnte. Plötzlich waren wir unter den Top Fünf der Liga. Es ist völlig in Ordnung, wie es gelaufen ist.

Für Stefan Leitl war es die erste komplette Saison als Trainer. Auch er hat eine tolle Entwicklung genommen . . .

Reichel: Stefan hat auch schon in der zurückliegenden Saison tolle Arbeit geleistet. Er ist ein super Ausbildungstrainer, er hat eine tolle Art mit den Jungs umzugehen und kommt nicht nur über die emotionale Schiene. Für mich ist er ein Naturtalent, im technischen und taktischen Lehren ist er einfach klasse. Das Erkennen von Situationen, sein detailliertes Training und wie er auf Stärken und Schwächen des Gegners reagiert - da ziehe ich meinen Hut. Er wird eines Tages in der ersten Bundesliga trainieren. Auch, weil er unglaublich lernwillig ist und alles aufsaugt.

Aufgrund der Ausbildung zum Fußballlehrer wird Stefan Leitl in der kommenden Saison viel unterwegs sein. Wie sieht die Lösung hierfür aus?

Reichel: Es ist sicherlich so, dass wir es in der ersten Wochenhälfte abfedern müssen, damit Co-Trainer Ersin Demir nicht alleine ist. Es wird noch einen zweiten Co-Trainer geben. Da werde ich teilweise dabei sein, aber auch Trainer aus unserem Nachwuchsleistungszentrum. Natürlich habe ich aber schon auch ein wenig Bauchgrummeln, das haben wir alle.

Ein für viele überraschender Schritt war der Abgang von Führungsspieler Stefan Müller.

Reichel: Das war schon vor der Saison klar. Wir hatten damals sogar schon diese Überlegung angestellt, haben aber auf seine Erfahrung gesetzt. Er war nicht jede Trainingseinheit da, deswegen war es letztlich klar, dass er nach dieser Saison gehen wird. Mit Maximilian Thalhammer und Darius Jalinous haben wir zwei Spieler auf seiner Position, die ihn ersetzen können.

Nach Marcel Hagmann verlässt mit Stefan Müller ein weiterer Routinier den FC Ingolstadt II. Haben Sie Angst, dass sich die fehlende Erfahrung in der Mannschaft negativ auswirkt?

Reichel: Das ist unsere allergrößte Sorge, dass du am Ende dastehst und dich fragst, wer vorneweg geht. Andreas Buchner wird noch mehr im Fokus stehen. Zudem sind wir schon noch auch auf der Suche nach Spielern, um das abfangen zu können.

Das heißt, die kommende Saison könnte holpriger werden?

Reichel: Natürlich machen wir uns Gedanken. Aber ein U 23-Team ist immer eine Wundertüte, weil nie klar ist, wie schnell sich die A-Jugend-Spieler anpassen. Da gibt es viele, die Zeit brauchen, aber auch einige, die sich sofort integrieren wie Marcel Schiller und Mario Götzendörfer. Das wird mitentscheidend sein.

Thomas Blomeyer galt als Kandidat für die erste Mannschaft, verlässt den Verein aber ebenfalls. Wieso kam es zur Trennung?

Reichel: Er will den nächsten Schritt gehen. Die sportliche Führung hat sich positioniert, dass man ihm die erste Liga noch nicht zutraut. Aber wir haben ihm gesagt, er soll versuchen, mindestens eine Klasse höher zu spielen.

Top-Torjäger Sammy Ammari dürfte schwer zu halten sein, oder?

Reichel: Ich hoffe für ihn, dass Anfragen kommen. Auf der einen Seite täte er uns brutal gut. Aber Sammy hat eben auch bewiesen, dass er nicht noch ein Jahr Regionalliga spielen muss - und er ist brutal jung. Er hat die Qualität, noch die eine oder andere Liga weiter oben zu spielen.

Welche Spieler könnten die Führungsrollen übernehmen?

Reichel: Marcel Schiller ist ein intelligenter Bursche, der zwar ruhig ist, aber wenn er was sagt, hat es Hand und Fuß. Ryoma Watanabe ist trotz der Sprachbarriere einer, der Führungsqualitäten hat. Thorsten Nicklas war Kapitän der letzten A-Jugend. Wir hoffen auch, dass Giuseppe Leo bleibt, der Vertrag läuft aus. Aber natürlich spekuliert er noch nach oben. Wenn er bliebe, wären Stefan und ich ruhiger.

Für die nächsten Jahre muss es heißen, die Tür zur ersten Mannschaft weiter aufzustoßen, oder?

Reichel: Absolut. Zum ersten Mal kommen nun unsere A-Junioren aus der Bundesliga zur U 23. Ich bin guter Dinge, dass etwas rausspringt.

Das Gespräch führte

Kevin Reichelt.