Ingolstadt
Finten, Flachs und feine Füßchen

Im ersten Jahr ihres Bestehens schaffte die Futsal-Mannschaft des TV Ingolstadt auf Anhieb den Aufstieg in die Bayernliga.

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Artistisch nimmt Semih Soysal (links), der eigentlich beim FC Grün-Weiß spielt, den Ball aus der Luft mit.

Im ersten Jahr ihres Bestehens schaffte die Futsal-Mannschaft des TV Ingolstadt auf Anhieb den Aufstieg in die Bayernliga. Um dort zu bestehen, hat der Verein eine erlesene Auswahl regionaler Fußballer versammelt. An diesem Samstag wartet 1860 München.

Montagabend in einer Ingolstädter Sporthalle. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein ganz normaler Fußball-Freizeitkick. Fünf Mann auf der einen, fünf auf der anderen Seite. Gespielt wird auf Handballtore. Es geht hin und her, es wird getrickst und gelacht. Doch bei näherem Hinsehen wird klar: Das ist nicht irgendeine Freizeittruppe - sondern eine erlesene Auswahl an regionalen Amateurfußballern. Der Ball ist kleiner als ein herkömmlicher Fußball, und das vermeintlich lockere Hobbyspielchen eine durchaus intensive Trainingseinheit.

Es ist die Futsal-Mannschaft des TV Ingolstadt, die sich auf ihr erstes Saisonspiel in der Bayernliga vorbereitet. In der vergangenen Spielzeit hatten die Donaustädter als Neuling die Bezirksliga aufgemischt und waren am Ende mit acht Siegen aus acht Spielen souverän in die Bayernliga aufgestiegen - die deutschlandweit zweithöchste Spielklasse im Futsal. Jetzt warten hochklassige Gegner und am Samstag gleich ein absolutes Highlight (18 Uhr, TV-Halle an der Richard-Wagner-Straße). Dann gastiert die Mannschaft des TSV 1860 München in Ingolstadt.

Die Löwen sind im Gegensatz zu den TV-Kickern bereits seit einigen Wochen im Spielbetrieb. Und die Sechziger, die ihre bisherigen drei Partien allesamt gewannen und die Tabelle anführen, gelten als der Topfavorit auf den Aufstieg. "Für uns ist die Liga Neuland, daher wissen wir nicht, was uns erwartet. Aber unser Ziel ist es natürlich, die Löwen nach Möglichkeit ein bisschen zu ärgern", sagt Daniel Nitzpon. Der Fußball-Abteilungsleiter des TV ist zusammen mit seinem Stellvertreter Tom Mauerer der Initiator des Projektes. "Tom kam vom VfB Friedrichshofen zu uns, dort gab es vor einigen Jahren bereits eine Futsal-Mannschaft. Er hat die Idee quasi mitgebracht", erklärt Nitzpon. Da eine Mannschaft im Futsal-Ligabetrieb Gastspieler aufbieten darf, stellte der Abteilungsleiter eine Auswahl aus damaligen A-Klassen-Kickern des TV und einigen weiteren Akteuren anderer Vereine zusammen. "Dass wir dann auf Anhieb den Aufstieg packen, war natürlich toll", sagt sich der 37-Jährige.

Auch im Bayernliga-Kader stehen Kicker des mittlerweile in der Kreisklasse angekommenen TV Ingolstadt. Doch um der hochkarätigen Konkurrenz, die überwiegend aus dem Münchner Raum kommt, die Stirn zu bieten, holte Nitzpon diverse Neuzugänge dazu. Und es sind durchaus prominente Namen dabei: Sandi Gusic, beispielsweise. Der 44-jährige Ex-Profi ist in der Ingolstädter Fußballlandschaft bekannt wie ein bunter Hund. Zuletzt trainierte er den TSV Etting in der Kreisliga. Und der gebürtige Kroate musste nicht lange überlegen, als ihn Nitzpon fragte: "In meiner Heimat ist der Sport sehr populär. Ich hab schon in jungen Jahren Futsal gespielt. Und jedes Mal, wenn ich da bin, bin ich bei verschiedenen Turnieren dabei", erklärt Gusic, der am Futsal vor allem die technische Komponente schätzt: "Man sieht einfach, wer etwas mit dem Ball draufhat und wer nicht."

Neben dem Routinier sind für den TV auch zahlreiche weitere prominente Kicker am Ball: Unter anderem der Portugiese Hugo Lopes, mittlerweile beim Bezirksligisten TSG Roth unter Vertrag und vormals unter anderem beim Türkischen SV Ingolstadt und beim SV Manching aktiv. "Auch ich habe in meiner Kindheit in Portugal mit Futsal angefangen, das schnelle und technische Spiel liegt mir", sagt der 29-Jährige, der sich freut, "dass der Sport auch hierzulande beliebter wird". Lopes hat durchaus Respekt vor der Bayernliga: "Ich kenne die Gegner nicht, aber es ist davon auszugehen, dass wir auf richtig starke Kicker treffen werden. Das wird eine sehr interessante Sache", sagt er.

Ebenfalls im gemeldeten Kader stehen auch Drazan Lovric vom Kreisklassisten Croatia Großmehring, der in Kroatien bereits in der ersten Futsal-Liga spielte, technisch beschlagene Spieler wie Semih Soysal vom FC Grün-Weiß Ingolstadt, Hakan Düzgün vom Landesligisten SV Manching sowie der ehemalige Manchinger, Gerolfinger und Pipinsrieder Landesliga-Spieler Andrej Kubicek, mittlerweile Spielertrainer beim A-Klassisten FC Rockolding. "Es ist eine super Truppe, technisch hervorragende Jungs mit viel Offensivpower", sagt Nitzpon, der von einem Spieler ganz besonders begeistert ist: Marko Grgosevic. Der 23-jährige Kroate wechselte vor der Saison vom TV zum FC Fatih Ingolstadt und sei "ein Bombenkicker mit einer tollen Ballbehandlung", schwärmt Nitzpon. Sowohl Grgosevic als auch auch Soysal stehen aktuell auf dem Sprung in die Futsal-Bayernauswahl. Als Kapitän wird wie im vergangenen Jahr Matthias Habricht das Team aufs Feld führen - er schnürt seine Schuhe auch unter freiem Himmel für den TV.

26 Kicker sind für Ingolstadt in der Bayernliga spielberechtigt. Dafür genügt eine kurze, schriftliche Bestätigung der Abstellung vom jeweiligen Stammverein. In einem Spiel dürfen maximal 14 Spieler eingesetzt werden. "Die Erfahrung, insbesondere bei den Auswärtsfahrten in der vergangenen Saison, zeigt, dass nicht immer jeder verfügbar ist. Deswegen haben wir uns breit aufgestellt", sagt Nitzpon. Und auch Sandi Gusic weiß, dass ein großer Kader Trumpf ist im Futsal. "Wenn du ernsthaft spielst, bist du nach drei, vier Minuten platt. Insbesondere ich in meinem gesetzten Alter", scherzt er. "Durchspielen? Unmöglich!"

Neben dem gemeinsamen sportlichen Erfolg steht natürlich auch der Spaß im Vordergrund. "Wenn du mit richtig guten Futsalern spielst, ist das einfach Spaß pur", sagt Gusic. Nitzpon hofft derweil, dem Sport in der Region zu noch mehr Popularität verhelfen zu können. "Es ist wirklich attraktiv. Und wir sind immerhin die einzige Futsal-Truppe zwischen München und Nürnberg", sagt der Abteilungsleiter, der für das Spiel am Samstag auf zahlreiche Zuschauer hofft. "Dann ist vielleicht auch gegen Sechzig etwas drin."