Ingolstadt
Faris Al-Sultan setzt Maßstäbe

13.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

−Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Keine Chance für die Konkurrenz. Faris Al-Sultan war in jeder Hinsicht das Highlight des Ingolstädter Triathlons. Mit seiner Zeit von 1:53:36 Stunden begeisterte der Sympathieträger Zuschauer und Sportler gleichermaßen – und lieferte außerdem einen klaren Start-Ziel-Sieg ab.


Der Ironman Hawaii-Sieger von 2005 ist aber nicht nur Top-Athlet, sondern auch Showman. Standen größere Zuschauergruppen an der Radstrecke, gab der 32-Jährige noch ein bisschen mehr Gas als ohnehin schon, und wenn er begeistert angefeuert wurde, schenkte er so manchem ein Lächeln. Der Rad-Schnitt von gut 42 Stundenkilometern beeindruckte auch die Frau des bayerischen Ministerpräsidenten, Karin Seehofer, die in Gerolfing die Sportler an der Strecke anfeuerte. Keine Frage, dass der Ausnahmesportler, als er nach 36:34 Minuten zweimal das Ingolstädter Laufmekka, den Baggersee, umrundet hatte, im Ziel begeistert gefeiert wurde.
 
Fairer Sieger
 
Der zweite Top-Starter, Christian Brader, ging da fast ein wenig unter, als er mit deutlichem Rückstand und einer Zeit von 2:02:03 Stunden als Zweiter ins Ziel lief. Allerdings war Al-Sultan so fair, bereits beim Siegerinterview darauf hinzuweisen, dass sein Konkurrent in der vergangenen Woche einen Kurztriathlon bestritten hatte. Auf Platz drei kam Harald Funk aus Grassau in 2:05:44 Stunden.

 
Stärkster regionaler Starter war Julian Sterner. Der Sportler des SV Marienstein glänzte mit der beachtlichen Zeit von 2:09:54 und erreichte Platz fünf. Völlig überraschend landete ein Ingolstädter auf dem siebten Rang. Ralf Schmiedeke vom SC Delphin hatte nie damit gerechnet, so weit vorne zu landen, "denn mein letzter Triathlon war vor einem Jahr." Beim Schwimmen konnte der neue Ingolstädter Stadtmeister mit 22:33 Minuten eine gute Zeit vorlegen, und beim Radfahren profitierte der Junioren-Nationaltrainer dann von seinem Job: "Da kommen beim Training mit meinem Team halt doch ein paar Radkilometer zusammen."
 
Die Frauenwertung gewann ebenfalls eine Favoritin. Auch wenn Heike Funk im Ziel meinte, dass noch eine Konkurrentin vor ihr gewesen sei. Doch spätestens die Ergebnisliste überzeugte sie. Die Grassauerin ließ nach den 1,5 Kilometern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und zehn Kilometern Laufen in ihrer Zeit von 2:19:42 Stunden die Konkurrentinnen weit hinter sich. Doch Birgit Nixdorf hätte sich auch von einem Rückstand, der größer gewesen wäre als die knapp fünf Minuten, ihre Glücksgefühle nicht vermiesen lassen. "Endlich, der Körper funktioniert wieder", strahlte sie, kaum dass die Freudentränen weggewischt waren. Über ein Jahr lang hatte die Ingolstädterin unter Pfeifferschem Drüsenfieber gelitten und war erst nach einer späten Diagnose richtig behandelt worden. Jetzt stand sie als Gesamtzweite und Ingolstädter Stadtmeisterin im Zielraum. Und die durchaus ordentliche Zeit von 2:24:30 Stunden war für sie trotzdem zweitrangig.
 
Ärger über Kampfrichter
 
Organisator Gerhard Budy hätte auch gut die doppelte Anzahl starten lassen können, hatte aber schon vor Monaten die Meldeliste nach 1300 Sportlern geschlossen. Schließlich betrat er mit dem ersten von ihm organisierten Triathlon Neuland. Am Ende gab es kaum Klagen. Auch Triathlon-Bundestrainer Roland Knoll lobte die Veranstaltung, bei der ihm nur "ein paar Kleinigkeiten" auffielen, die verbessert werden könnten. Für Ärger sorgte lediglich der Kampfrichter, der auf Grund der hohen Wassertemperatur des Baggersees ein Neoprenverbot aussprach. Was vor allem die vielen Ingolstädter Hobbyathleten ärgerte, die sich die hochpreisigen Anzüge nur für diesen Triathlon gekauft hatten. Auch die Damen-Siegerin Heike Funk verstand die Entscheidung nicht: "Ich weiß nicht, wo da gemessen wurde. Der See war kalt. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um warm zu werden."
 
Doch um 16 Uhr war auch das vergessen. Der Ingolstädter Stephan Besecke lief als letzter Triathlet in der Zeit von 4:52:02 Stunden durch den Zielbogen, der zu diesem Zeitpunkt schon fast abgebaut war. Auch die vier Jugendlichen, die am Abend zuvor ihr Zelt in der Nähe des Starts aufgebaut hatten, konnten nun noch ein Stündchen Schlaf nachholen. "Wir haben gestern ganz schön gefeiert und nicht gewusst, was hier heute los ist." Als sie um sieben Uhr morgens ob des Lärms irritiert den Reisverschluss aufgezogen hatten, war ganz unvermittelt der Ingolstädter Triathlon über sie hereingebrochen.