Ingolstadt
"Es lohnt sich nicht mehr"

Kickboxer Johannes Wolf bestreitet morgen seinen letzten Profikampf – lässt sich aber eine Hintertür offen

01.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Will mit einem Sieg seine Profikarriere beenden: der Ingolstädter Kickboxer Johannes Wolf (rechts). - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Seit vier Jahren hält Kickboxer Johannes Wolf den Weltmeistertitel der International Sport Kickboxing Association (ISKA). Morgen (20 Uhr) will der Ingolstädter diesen verteidigen. Im Kampf gegen Ilias El Hajoui aus Eindhoven geht es zudem um den Gürtel der World Karate and Kickboxing Association (WKA). Mit unserer Zeitung sprach Wolf über seinen Gegner, die Vorbereitung und das Ende seiner Profikarriere.

 

Wir sind neugierig: Stimmt es, dass Sie morgen Ihren letzten Kampf bestreiten?

Johannes Wolf: Nein, das war nur ein Werbegag für den Kartenvorverkauf (lacht). Doch, das stimmt schon.

 

Warum?

Wolf: Weil ich einfach satt bin vom Trainieren und Kämpfen, es lohnt sich für mich nicht mehr. Ich will mich ab jetzt auf meine Zukunft konzentrieren und die Uni. Dort habe ich Anwesenheitspflicht, und wenn ich mich beim Kampf verletzen würde, müsste ich lange pausieren und könnte dann erst nächstes Jahr wieder im Studium einsteigen. Der Aufwand lohnt sich nicht. Ich habe sowieso kaum mehr Zeit zum Trainieren.

 

Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie sich in Erinnerung rufen, dass Sie morgen zum letzten Mal in den Ring steigen?

Wolf: Glücklich. Ich bin sehr glücklich darüber. Am Dienstag war das letzte Training und da dachte ich nur: „Ja – geschafft“. Ich trainiere trotzdem noch weiter, weil ich in zwei Wochen nach Bilbao fahre, um dort an der EM der Amateure teilzunehmen. Zudem will ich nächstes Jahr noch bei der WM der Amateure mitmachen – und gewinnen. Wenn ich das geschafft habe, konzentriere ich mich auf die Kampfrichterausbildung, die ich in Bayern schon leiten darf. Wer weiß, vielleicht mache ich auch irgendwann selbst ein Studio auf.

 

Kickboxen wird also nicht komplett aus Ihrem Leben verschwinden?

Wolf: Ich denke nicht, denn ohne geht es gar nicht. Ich mache das ja schon seit meinem siebten Lebensjahr. Das ist wie eine Droge oder Sucht. Ganz aufhören klappt sicher nicht, aber profimäßig will ich das nicht mehr machen.

 

Was haben Sie sich für Ihren letzten Profikampf vorgenommen?

Wolf: Das ist ein Kampf über zwölf Runden, in dem ich zum einen meinen ISKA-Titel verteidige und zum anderen wir beide um den WKA-Titel kämpfen. Mein Gegner ist Europameister im WKA und will da auch den WM-Titel holen. Ich setze morgen also zwei Gürtel aufs Spiel. Mein Ziel ist es aber, zu gewinnen, denn dann habe ich drei Titel, den WAKO (Bundesfachverband für Kickboxen e.V., Anm. der Red.), ISKA und den WKA. Und worauf ich mich besonders freue, ist, dass ich jetzt endlich mal wieder danach Party machen darf (lacht). Seit drei Jahren habe ich keine Party bekommen, weil die Kämpfe immer am Sonntag waren und am Montag alle arbeiten mussten.

 

Ist die Herausforderung größer, wenn es um mehr Titel gleichzeitig geht?

Wolf: Mir ist es eigentlich egal, ob es um einen, zwei oder zehn Titel geht. Ich kämpfe einfach und will gewinnen.

 

Was erwarten Sie von Ihrem Gegner Ilias El Hajoui?

Wolf: Ich habe nur von Jens Lintow (Wolfs Trainer, Anm. der Red.) gehört, dass er sehr vielseitig ist.

 

Er hat auch eine sehr gute Bilanz: Von 36 Kämpfen gewann er 30 – davon 15 durch K.o..

Wolf: Das ist ein sehr guter Schnitt, er hat sogar mehr Kämpfe durch K.o. gewonnen, als ich. Aber das hat ja nichts zu bedeuten. Ich hoffe, dass er richtig gut ist, und freue mich darauf. Ich liebe Herausforderungen.

 

Was würde Ihnen der Sieg bedeuten? Wie wichtig ist Ihnen ein Erfolg im letzten Profikampf?

Wolf: Dass ich alle drei großen Titel habe. Ich hätte dann sogar einen mehr als mein Trainer. Aber ich freue mich vor allem, wenn mein letzter Kampf auch bedeutet, noch eins draufzulegen und nicht nur immer zu verteidigen. Es wäre also ein guter Abschluss, wenn das so klappt. Wenn ich nicht gewinne, muss ich eben noch mal kämpfen.

 

Heißt das, dass Sie Ihre Profikarriere dann doch noch nicht beenden werden?

Wolf: Klar, man hört doch nicht auf, wenn man verliert. Man sollte dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Und das ist dann, wenn ich alle drei Gürtel in der Hand habe. Dann bin ich glücklich.