Ingolstadt
"Es ist wie eine Droge"

Siebenkämpferin Elisabeth Glonegger spricht nach ihrem DM-Silber über die Begeisterung für ihren Sport

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Mit einer neuen Bestzeit über 100 Meter Hürden setzte sich Elisabeth Glonegger zu Beginn des Siebenkampfes an die Spitze. - Foto: Kiefner

Ingolstadt (DK) Mit dem zweiten Platz im Siebenkampf bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften ist Leichtathletin Elisabeth Glonegger einer der größten Erfolge in der jüngeren Vereinsgeschichte des MTV Ingolstadt geglückt (siehe Infokasten). Die 32-Jährige reihte sich damit in die starke Ingolstädter Siebenkämpfer-Tradition ein. Den letzten großen Erfolg bei nationalen Titelkämpfen feierte vor vier Jahren Annelie Schrader, die sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft DM-Silber gewann – unter anderem an Gloneggers Seite. Die gebürtige Halsbacherin (Landkreis Altötting) erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, wie es zu dem überraschenden Erfolg in Vaterstetten kam, warum sie nach längerer Wettkampfpause auf die Leichtathletik-Bühne zurückkehrte und weshalb das Alter für sie keine Rolle spielt.

Frau Glonegger, sind Sie aus Ihrem Traum schon aufgewacht?

Elisabeth Glonegger: (lacht) Inzwischen habe ich es einigermaßen realisiert, aber es kam natürlich sehr überraschend und unerwartet. Ich hab mir zwar die Meldeliste zwei Wochen vorher angeschaut und hab’ ein paar Situationen durchgespielt. Aber der Wettkampf ist dann gleich super losgegangen.

Sie liefen eine neue Bestzeit über 100 Meter Hürden. War das vielleicht auch ein Grund des späteren Erfolges? Dass sie sofort im Wettkampf drin waren?

Glonegger: Auf alle Fälle, das war ein guter Start. Und dann ist es auch so weitergegangen. Der Hochsprung ist eigentlich meine Zitterdisziplin, und es hat trotzdem super funktioniert. So hoch bin ich seit meinem Comeback nicht gesprungen.

Ist Ihnen bewusst, dass die Silbermedaille einer der größten Erfolge des MTV Ingolstadt in den vergangenen Jahren ist?

Glonegger: Schon, ja. Mich macht es wirklich stolz, dass ich das geschafft habe. Für mich ist das der Wahnsinn. Wenn man eine eigene Bestleistung aufstellt, ist es doppelt schön. Für mich ist immer wichtig, eine gute Leistung, möglichst eine neue persönliche Bestmarke aufzustellen. Wenn dabei ein Podiumsplatz herausspringt, ist es natürlich umso schöner.

Sie sind vor rund fünf Jahren erst wieder auf die Leichtathletik-Bühne zurückgekehrt, nachdem Sie zuvor mehrere Jahre pausierten. Wie kam es zu diesem Entschluss?

Glonegger: Wegen meines Studiums konnte ich nicht mehr so viel trainieren, es hat zeitlich nicht mehr geklappt. In dieser Zeit habe ich dann Fußball gespielt. Nachdem ich dann fertig studiert hatte, bin ich nach Ingolstadt zu Audi gekommen und wollte sportlich wieder was machen. Ich hab mich dann für Leichtathletik und gegen Fußball entschieden, da ich zeitlich nicht so gebunden sein wollte. Damals ist dann auch der Kontakt zu meinem Trainer Karl Eberle entstanden. Bei mir ist der Ehrgeiz so hoch, dass ich es nicht nur ein bisschen machen wollte, sondern richtig. Ich hab dann wieder angefangen, fünf- bis sechsmal pro Woche zu trainieren. Es lief dann gleich von Anfang an gut. Es ist wie eine Droge (lacht). Man macht dann immer mehr und wird irgendwie abhängig.

Welche Rolle spielte dabei Ihr Trainer Karl Eberle?

Glonegger: Er hätte nie gedacht, dass das in meinem Alter noch möglich ist. Aber er macht ein gutes Training, eine gute Trainingslehre und ist sehr beharrlich. In den vergangenen Jahren war ich zu den Saisonhöhepunkten immer verletzt, dieses Jahr konnte ich erstmals wieder durchtrainieren – und dann klappt es auch.

Sie sprechen es an: Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, da Sie mit 32 Jahren zu den ältesten Teilnehmerinnen bei den Deutschen Meisterschaften zählten. Spielt das Alter bei Ihnen keine Rolle?

Glonegger: Anscheinend (lacht). Es heißt ja eigentlich, dass man dann auch ruhiger wird. Aber das ist bei mir leider nicht so, ich bin immer noch aufgeregt wie früher.

Sie wurden vor und während der DM von Andrea Tittmann, Deutsche Siebenkampfmeisterin von 2003, betreut. Hat sie Ihnen die entscheidenden Tipps geben können?

Glonegger: Es war auf alle Fälle wichtig, dass sie mitgekommen ist, nachdem mein Trainer Karl Eberle derzeit im Urlaub ist. Man hat auf alle Fälle gemerkt, dass auch Andrea unter ihm trainiert hat. Ich hab mir sogar ab und zu die Frage gestellt, ob sie sich abgesprochen hatten, weil die Anweisungen so ähnlich waren. Sie hat die Ruhe weg, nachdem sie das selbst schon einige Male erlebt hat.

Im Gegensatz zu vielen Ihrer Konkurrentinnen sind Sie berufstätig. Wie bekommen Sie Ihre Arbeit und das tägliche Training unter einen Hut?

Glonegger: Ich versuche immer, früh in die Arbeit zu gehen, damit ich am Abend ins Training gehen kann – und habe nette Kollegen (lacht). Aber klar, gegenüber einer Studentin beispielsweise ist es schon ein straffes Programm. Es ist eben so.

Und jetzt? Wie geht es in den kommenden Tagen und Wochen weiter?

Glonegger: Jetzt habe ich erst einmal Pause. Eine Woche, in der ich gar nichts mache (lacht). Ich bin in vier Wochen für ein Meeting in der Schweiz nominiert, aber ich weiß noch nicht, ob ich da an den Start gehe. Die Saison war nämlich wirklich hart. Das muss ich in den nächsten Tagen mit meinem Trainer entscheiden. Und im nächsten Jahr will ich auf alle Fälle wieder voll angreifen – zumal Andrea Tittmann auch gesagt hat, dass sie wieder anfangen will.

Wollen Sie Ihren Erfahrungsschatz dann auch einmal als Trainerin an den Nachwuchs des MTV Ingolstadt weitergeben?

Glonegger: Da bin ich noch am Überlegen. Wenn ich mir meinen Trainer anschaue, er hat immer die Ruhe weg. Aber ich bin ja selbst immer so aufgeregt (lacht). Erst einmal will ich selbst noch trainieren und dann mal sehen.

Das Gespräch führte

Julian Schultz.