Einradfahren
Einrad ist nicht Einrad

30.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr

Foto: Simone Franz

Einradfahren ist nicht nur Freizeitbeschäftigung, es ist auch ein Wettkampfsport - ein vielseitiger dazu: Es geht über Straßen, durch Wälder, dazu gibt es Freestyle-Küren und Parcours. In Bayern boomt der Sport - unter anderem beim TSV Lenting und TSV Pförring.

Rennen, Tricks, Off-Road: Die Vielfalt beim Einradfahren ist groß. Und auch Einrad ist nicht gleich Einrad: Jede Disziplin geht mit einem speziellen Einrad einher, es geht um Reifengrößen, Schaltungen und Bremsen. Ein Überblick.

 

EINRADRENNEN

Die klassischen Einradrennen werden auf Tartanbahnen ausgetragen. Die Distanzen variieren von 100, 200, über 400 bis 800 Meter. "Der Vorteil bei den 800 Metern ist, dass nicht alles innerhalb einer Sekunde vorbei ist", sagt Noah Leber vom TSV Pförring und erklärt: "Bei der kürzeren 400-Meter-Strecke etwa ist schon der komplette Lauf passé, wenn der Start schlecht ist. Das kann man bei 800 Metern noch ausgleichen." Es gibt auch 50-Meter-Rennen, bei diesen darf allerdings mit nur einem Bein getreten werden. Dazu gibt es Wettkämpfe, bei denen die Fahrer jonglieren, auf Nutzung des Sattels verzichten oder aber den Radlauf, bei dem das Rad direkt mit den Füßen bewegt wird. Ähnlich wie bei Rennrädern sind schmale Reifen üblich, ebenso wie Schienbeinschoner.

 

TOURING

Touring bezeichnet beim Einradfahren Langstreckenrennen. Übliche Distanzen sind zehn Kilometer sowie die Marathonstrecke über 42,95 Kilometer. Es gibt aber auch noch längere Rennen: Bei der Unicon 2016 im italienischen Brixen etwa wurde ein 100-Kilometer-Rennen ausgetragen. Hier ist eine Schaltung mit zwei Gängen notwendig. In der Regel werden 29-Zoll-Reifen verwendet, in der Unlimited-Klasse sind jedoch Größen von bis zu 42 Zoll erlaubt. "Je größer der Reifen, umso mehr Strecke kann man überwinden", erklärt Gerti Franz vom TSV Lenting und ergänzt: "Das ist aber auch schwieriger zu fahren", die Schaltung etwa wird mit der Ferse bedient, die Bremswege sind länger und das Aufsteigen ist schwieriger.

 

MOUNTAIN UNICYCLING/

OFF-ROAD

Das Mountain Unicycling (Muni) ähnelt dem Mountainbiken und kann nochmals in drei Unterdisziplinen eingeteilt werden. Beim Uphill geht es aufwärts, beim Downhill abwärts, das Cross-Country verbindet beides und führt den Fahrer über unbefestigte Strecken, die bis zu 20 Kilometer lang sind. Zur besseren Griffigkeit werden Crossräder verwendet, die Reifengröße differenziert nach persönlicher Präferenz. "Zu große Reifen sind im Gelände aber kein Vorteil", sagt Franz. Eine Schaltung haben diese entsprechenden Räder nicht, eine Bremse dafür schon. "Gerade beim Downhill ist es ohne Bremse nicht machbar", sagt Franz. Die Schwierigkeitsstufe kann nach jeweiligem Leistungsstand variieren, Franz' Kinder Simone und Ferdinand sind etwa einmal die Zugspitze heruntergefahren. Zwingend nötig ist dabei entsprechende Schutzkleidung.

 

FREESTYLE UNICYCLING

Rückwärtsfahren, einbeinig fahren, springen - der Freestyle-Bereich kennt keine Grenzen. In einer zwei- bis sechsminütigen Kür müssen die Fahrer ihr Können zeigen. Wichtig dabei ist eine gute Abstimmung der Tricks auf die Begleitmusik sowie der Ausdruck des Fahrers, auch das Tragen von Kostümen ist möglich. Das klassische Freestyle-Einrad ist mit 20 Zoll relativ klein und dadurch beweglicher.

 

TRIAL UNICYCLING

Bei Trial-Wettkämpfen gibt es etwa 40 Stationen mit verschiedenen Hürden, die überwunden werden müssen, ohne dabei abzusteigen. Aufgaben sind dann etwa Hochsprung oder Weitsprung. Die Zeit für einen solchen Parcours beträgt eine bis zwei Stunden. Die einzelnen Stationen haben unterschiedliche Wertigkeiten, die erreichten Punkte werden am Ende addiert. Die Reifen sind mit 3,5 Zoll Breite etwas dicker als die eines normalen Einrads und sorgen damit für eine bessere Griffigkeit.

 

STREET UNICYCLING

Street Unicycling ist eine Mischung aus Freestyle und Trial, bei der der Fahrer die Umgebung nutzt und dabei Randsteine, Treppen oder Geländer für seine Tricks verwendet. Bei der Unterform Flatland werden die Tricks auf ebener Oberfläche ausgeführt. "Das machen in der Regel Jungs", sagt Franz, "die zeigen verwegene Tricks" wie etwa den Unispin, bei dem der Fahrer hochspringt, das Rad am Sattel greift und im Flug ein oder mehrere Male dreht.

 

TEAMSPORTARTEN

Auch Ballsportarten werden auf Einrädern ausgetragen. Beim Einrad-Basketball gelten die üblichen Basketballregeln, allerdings muss ein Spieler mindestens einen Fuß auf dem Pedal haben, wenn er wirft. Auch Einradhockey wird nach herkömmlichen Inline-Hockey-Regeln gespielt, verwendet werden Eishockeyschläger und ein Tennisball oder Streethockey-Ball. Körperkontakt ist aber nicht erlaubt. In Deutschland gibt es sogar eine eigene Liga. In Kenia gibt es zudem eine Gruppe, die Uniball spielt: Eine Version des Handballs auf dem Einrad.