Ingolstadt
"Die Truppe damals war einmalig"

Ex-FCI-Profi und Hertha-Coach Andreas "Zecke" Neuendorf gastiert mit Berliner U 17 in der Region

07.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Vom Spieler zum Trainer: Andreas "Zecke" Neuendorf coacht mittlerweile die U 17 von Hertha BSC. Von 2007 bis 2010 trug Neuendorf das Trikot des FC Ingolstadt. - Foto: Lüger

Ingolstadt (DK) Im Jahr 2007 wechselte Andreas "Zecke" Neuendorf vom Fußball-Bundesligisten Hertha BSC zum FC Ingolstadt in die Regionalliga - und blieb bis 2010 bei den Schanzern. In den drei Jahren erlebte er mit dem FCI einen Auf- und einen Abstieg. Mittlerweile ist er als Jugendtrainer bei "seinem Verein" in Berlin tätig. Mit unserer Zeitung sprach der ehemalige Mittelfeldspieler am Rande eines Testspiels der U 17-Teams des FC Ingolstadt und von Hertha BSC (2:4) in Hitzhofen über seine damalige Zeit, den FCI und seinen Werdegang als Trainer.

Herr Neuendorf, Sie wechselten damals von der "Alten Dame" aus Berlin zum 2004 gegründeten FC Ingolstadt. Wie haben Sie die Zeit hier in Bayern erlebt?

Andreas "Zecke" Neuendorf: Ich kam damals aus der Bundesliga in die Regionalliga Süd. Die Verhältnisse waren anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da wir uns beispielsweise in Containern umgezogen haben. Dennoch war immer zu spüren, dass der Verein sehr professionell geführt wurde. Die Verantwortlichen wussten genau, was sie taten. Die Truppe, mit der ich damals zusammenspielen durfte, war einmalig. Wir waren wie eine große Familie und haben nach den Trainingseinheiten oder Spielen stets etwas miteinander unternommen.

 

An welche Momente beim FCI erinnern Sie sich gern zurück?

Neuendorf: Da gibt es so viele Dinge, die mir einfallen. Das waren oft auch ganz verrückte Sachen. Ein wirkliches Highlight zu nennen, fällt mir schwer.

 

Erzählen Sie doch von den verrückten Geschichten!

Neuendorf: Da gab es direkt zu Beginn meiner Zeit in Ingolstadt etwas. Wir sind in ein Schwimmbad zum Aquajogging gefahren. Noch bevor wir angefangen hatten, stieg Ralf Keidel auf den Zehn-Meter-Turm, sprang mit einem Flickflack ins Wasser und tauchte auch noch perfekt ein. Da dachte ich mir schon: "Wo bin ich denn hier gelandet" Im Vergleich zu Leverkusen oder Berlin war alles ein wenig anders, aber das war auch gut so.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Vereins, seit Sie ihn verlassen haben?

Neuendorf: Äußerst positiv. Wenn uns damals jemand gesagt hätte, der FCI würde sich in der Zweiten Liga etablieren, hätte das jeder so unterschrieben. Dass es letztlich sogar in die Bundesliga ging, ist natürlich eine tolle Sache. Die zwei Saisons dort haben dann auch gezeigt, dass sich kleine Vereine durchaus behaupten können. Da wird hervorragende Arbeit geleistet. Dass die Schanzer dann aber wieder eine Liga runter mussten, hat mich nicht überrascht.

 

Wieso nicht?

Neuendorf: Es gibt das Sprichwort "Geld schießt keine Tore". Meiner Meinung nach ist das aber falsch. Wer sich einen Lewandowski oder einen Aubameyang leisten kann, wird immer oben dabei sein. Wer einen der kleinsten Etats der Liga hat, wird normalerweise auch immer gegen den Abstieg kämpfen. So ging es letztlich auch dem FCI, aber das ist nicht schlimm. Die Erste Liga war ein toller Bonus für alle Beteiligten.

 

Wie eng ist der Kontakt zu den alten Weggefährten und dem Klub heute?

Neuendorf: Ich habe es seit meinem Abschied leider nie geschafft, mir ein Spiel im Stadion anzusehen. Mit meinen alten Teamkollegen verstehe ich mich aber immer noch sehr gut. Sie sollen sich auch immer melden, wenn sie mal in Berlin sind. Leider bin ich nicht der Typ, der besonders viel Zeit am Handy verbringt. Da kann es schon einmal vorkommen, dass ich den einen oder anderen verpasse. Die Jungs kennen mich aber und nehmen mir das nicht übel.

 

Sie sind Jugendtrainer und gerade erst von der U 15 zur U 17 gekommen. Dürfen Ihre Spieler Sie eigentlich "Zecke" nennen?

Neuendorf: In Berlin kennt mich jeder nur als "Zecke". Da wäre es komisch, wenn mich jemand als Herr Neuendorf anspricht. Meine Spieler dürfen mich auch duzen. Das gehört für mich zum Fußball dazu. Allerdings lege ich Wert darauf, als "Trainer" angesprochen zu werden. Die Jungs müssen mich respektieren, und das tun sie auch.

 

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?

Neuendorf: Die Entwicklung der Spieler. Wenn ich mit ihnen arbeite und sehe, wie sie sich zwei oder drei Jahre später persönlich, körperlich und spielerisch entwickelt haben, ist das schon ein tolles Gefühl. Die Jungs sind sehr lernwillig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich derart viel Spaß daran habe.

 

Holen Sie sich auch Tipps von Stefan Leitl und streben den Fußballlehrer an?

Neuendorf: Nein, da mache ich mir keinen Druck. Ich bin Trainer der U 17 und nebenbei auch Koordinator der Mannschaften U 14, U 15 und U 16. Da habe ich genug zu tun. Im vergangenen Jahr habe ich aber die A-Lizenz gemacht und mich währenddessen oft mit Stefan unterhalten. Wir haben ja auch lange zusammengespielt.

 

Wie soll es langfristig bei Ihnen weitergehen?

Neuendorf: Ich mache das jetzt seit drei Jahren und habe keine Eile oder irgendwelche hochgesteckten Ziele. Ich will alles von Grund auf lernen und so viele Erfahrungen wie möglich sammeln. Das ist wie beim Autofahren. Man hat zwar seinen Führerschein, muss aber noch einige Zeit auf der Straße verbringen, um ein guter Fahrer zu werden.

 

Und wie wird es beim FC Ingolstadt laufen?

Neuendorf: Die Jungs hatten einen schweren Start in die Saison. Berlin war ein sehr undankbarer Auftaktgegner. Bei Union lief im vergangenen Jahr vieles positiv, in Ingolstadt einiges negativ. Da ist es immer schwer, als Absteiger gut zu starten. In Sandhausen wollten sie dann unbedingt punkten, allerdings spielen die Sandhäuser soliden Fußball. Der FCI muss sich noch finden, ich bin mir aber sicher, dass sie sich stabilisieren werden. Auf jeden Fall drücke ich allen Beteiligten die Daumen.

 

Das Interview führte Johannes Nusko.