Ingolstadt
Die Jagd nach dem sechsten Titel

In diesem Jahr wollte sich Smolinski zum deutschen Rekordchampion krönen doch ein Sturz ließ den Traum vorerst platzen

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Ingolstadt (wff) Am Tag der Deutschen Einheit verabschiedet sich Martin Smolinski für dieses Jahr von den heimischen Fans. An jenem Feiertag findet in Landshut das Final-Rückmatch der Speedway-Bundesliga statt.

Der Kapitän der hiesigen "Devils" hofft, für sein Team gegen die "Wikinger" aus Brokstedt den 18. Meistertitel erkämpfen zu können.

"Gerne wäre ich an Egon Müller vorbeigezogen" - etwas enttäuscht diktierte Smolinski zu Wochenbeginn den Reportern diesen Satz in die Notizbücher. Am Sonntag hätte er auf seiner Heimbahn in Olching zum deutschen Rekordchampion avancieren können. "Hätte" - weil er aufgrund einer Gehirnerschütterung infolge eines Sturzes zwei Tage zuvor bei der deutschen Meisterschaft nicht antreten konnte. "Aber auch das gehört zum Speedwaysport", stellte der fünffache Titelträger klar. So steht er also weiterhin auf einer Stufe wie ebenjener Egon Müller aus Kiel. Auch die schillerndste Figur der deutschen Bahnsporthistorie, Weltmeister des Jahres 1983, brachte es zu seiner Zeit auf fünf Meistertitel. Wenn man wiederum von Müllers Zeiten spricht, handelt es sich zweifelsohne um die "goldenen" Bahnsportjahre. Zuschauerzahlen von bis zu 20 000 waren hierzulande in den 1970er- und 1980er-Jahren keine Seltenheit - Kulissen, von denen Smolinski und Co. heutzutage nur träumen können.

Allerdings ist der Sport im Lauf der Jahre ein wenig aus dem Fokus geraten. Von ehemals neun Speedwaybahnen in Bayern existieren aktuell noch fünf: In Landshut, Pocking, Olching, Neustadt an der Donau sowie in Abensberg werden den Fans heute noch Rennveranstaltungen geboten. Als bisher letzter Standort verschwand Pfaffenhofen von der Speedway-Landkarte. Jürgen Konrad, Vorsitzender des dortigen Motorsportklubs, erklärt: "Unsere Bahn fiel der Umgestaltung des städtischen Sportzentrums zum Opfer. Die heutigen Auflagen, vor allem was den Lärmschutz anbelangt, bedrohen die Existenz unserer geliebten Sportart."

Martin Smolinski wiederum weilt derzeit im schwedischen Stockholm, wo er an diesem Samstagabend gegen die 15 weltbesten Fahrer antreten wird. In der Friends-Arena steht die zehnte Station des Speedway Grand Prix - die diesjährige Einzelweltmeisterschaft - auf dem Programm. Dieser Wettbewerb ist es auch, in dem der Bayer seinen bislang größten Erfolg feiern konnte: Im Jahr 2014 gewann er in Auckland sensationell den Großen Preis von Neuseeland. Einmal für einen Abend der Beste der Welt zu sein, das hatte ihm zuvor kaum jemand zugetraut. Ende Oktober reist der Olchinger mit dem Grand-Prix-Tross nach Australien, in Melbourne steht die letzte Wettkampfrunde der Weltmeisterschaft an. Smolinski hofft dann auf den nächsten Coup.