Ingolstadt
Das Ziel heißt Tokio

14.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Ingolstadt (gso) Die Leichtathletin Alica Schmidt hat zurzeit einen Lauf: In Deutschland gehört die 19-Jährige über 400 Meter zu den besten Athletinnen in ihrer Altersklasse. Als Lohn für ihre Mühe landete sie in der vergangenen Woche auf Platz zwei bei der Wahl zum Ingolstädter Jugendsportler des Jahres. Zusammen mit der IZ-Regional verleiht die Stadt jährlich diesen Preis, im Internet oder per Post können die Ingolstädter wählen.

Mit der Bronzemedaille bei den deutschen U 20-Hallenmeisterschaften im Februar in Sindelfingen hatte Schmidt zuvor ihre gute Form unter Beweis gestellt. Sie hat nun eine gute Perspektive, bei der U 20-Europameisterschaft im Juli in Italien für die deutsche Viermal-400-Meter-Staffel an den Start zu gehen.

Schmidt kam im Alter von acht Jahren zum MTV Ingolstadt. Zunächst ging sie über 800 Meter an den Start. Gemeinsam mit ihrem Trainer Reinhard Köchl, der sie seit sieben Jahren trainiert, stellte sie in der U 18 fest, dass ihre Stärke mehr im Sprint als in der Ausdauer liegt, und wechselte auf die 400 Meter. Zunächst lief Schmidt beide Distanzen, dann gab sie die 800 Meter auf, weil sie zu oft gegen Ende des Rennens einbrach. Bei ihren sieben bis acht Trainingseinheiten pro Woche legen Schmidt und Köchl nun Wert auf eine Balance von Krafttraining, Tempoläufen, Kurzsprints und Starts.

Neben dem Training muss die 19-Jährige auch noch für das Abitur lernen. "Man braucht ein gutes Zeitmanagement" antwortet sie auf die Frage, wie sie das alles schafft. Früher habe sie oft Probleme gehabt, sich zu motivieren und öfter mal Ausnahmen gemacht. "Ich habe aber eingesehen, dass man es durchziehen muss", sagt sie. Auch bei der Ernährung habe sie sich lange geweigert, immer darauf zu achten, sich gesund zu ernähren. Mittlerweile holt sie sich aber Tipps von Experten.

Ein weiterer Nachteil des Leistungssports sei, dass man weniger Zeit für Freundschaften hat als andere im selben Alter. Man gewöhne sich aber daran, sagt Schmidt, die natürlich trotzdem jede freie Minute mit ihren Freunden verbringt. "Ich genieße meine Jugend", ergänzt die 19-Jährige. Für ihren großen Traum, die Olympia-Teilnahme, ist sie aber bereit, auf ein paar Dinge zu verzichten.

Auch für Maximilian Bayer ist die Olympia-Teilnahme der große Traum. Der 26-jährige Hürdenläufer ist gebürtiger Münchner, wohnt in Leipzig, startet aber für den MTV Ingolstadt. Der Kontakt zu Bayer kam über Reinhard Köchl zustande. Als es für Bayer beim SC DHfK Leipzig nicht mehr so gut lief, telefonierte er mit Köchl. "Er hat mich davon überzeugt, zum MTV Ingolstadt zu wechseln", erzählt Bayer. Sein Training absolviert er zwar weiterhin in Leipzig. Zudem sei er mehrmals im Jahr bei Trainingslagern im Ausland - zurzeit in Südafrika. "Ab und zu komme ich aber auch nach Ingolstadt", sagt Bayer.

Der 26-Jährige ist sportlich gesehen ein Spätstarter. Erst im Alter von 17 Jahren begann er mit der Leichtathletik. "Talent gehört dazu, viel liegt aber auch am richtigen Trainer", erzählt Bayer. Um ein guter Hürdenläufer zu werden, brauche man eine gewisse Grundschnelligkeit und eine hohe Auffassungsgabe für die Technik. Wichtig sei auch eine gute Sprungkraft.

Im Training liege sein Schwerpunkt zurzeit auf der Arbeit mit einem Gewichtsschlitten, Hürdenstarts sowie Sprung- und Krafttraining. Ein weiterer Faktor sei die Ernährung. "Ich schaue, dass ich abends keine Kohlenhydrate esse", berichtet Bayer. Außerdem verzichte er komplett auf Zucker. Einmal pro Woche, am sogenannten "Cheat Day", esse er dann alles, was sonst eigentlich tabu für ihn sei. "Besonders hart ist es für mich, abends auf Kohlenhydrate zu verzichten", bekräftigt Bayer.

Sein Leben sei zwar auf den Sport fokussiert, dennoch habe er nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. "Als Profisportler erlebt man Momente, die man so extrem sonst nie erlebt", sagt Bayer. Der Generalverdacht, dem Sportler mittlerweile durch die Dopingproblematik ausgesetzt sind, bringt Bayer in Rage. Die Kontrolleure der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) wüssten rund um die Uhr, an welchem Ort er sich gerade aufhalte. Vier- bis fünfmal pro Jahr werde er beim Training kontrolliert. Hinzu kommen die Wettkampfkontrollen. Was sich hingegen ändern müsste, sei, dass die Fans der Leichtathletik endlich mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.