Hagau
"Das Niveau ist sehr hoch"

Berufsreiterin Sylvia Gugler über die Reitertage Hagau und Unterschiede zwischen Springen und Dressur

05.07.2013 | Stand 01.02.2017, 12:42 Uhr

Hagau (DK) Sylvia Gugler gehört zu den wenigen Reitern, die sowohl in der Dressur als auch im Springen bis zum Grand Prix, der schwierigsten Wertungsklasse, starten. Auch bei den Reitertagen Hagau tritt die Berufsreiterin an diesem Wochenende in beiden Disziplinen an. Die 37-Jährige gewann am ersten Wettkampftag mit dem elfjährigen Escudo I-Sohn Eberlue die dritte Abteilung des Ein-Sterne M-Springens. Unsere Mitarbeiterin Sabine Neumann sprach mit Gugler über die Unterschiede der beiden Disziplinen und die Vorzüge der Reitertage in Hagau.

Frau Gugler, man vermutet Sie eher auf einem großen internationalen Turnier als bei den Reitertagen in Hagau. Warum haben Sie sich für einen Start in Ingolstadt entschieden?

Sylvia Gugler: Ich hatte viel Gutes über das Turnier gehört. Deshalb habe ich es bereits letztes Jahr so eingerichtet, dass wir kommen konnten. In diesem Jahr wollte ich wieder hierher, vor allem weil die Dressur und das Springen bis zum Grand Prix ausgeschrieben sind.

 

Wie beurteilen Sie die Reitertage Hagau im Vergleich zu anderen Turnieren?

Gugler: Der Spitzensport ist eine ganz andere Welt. Deshalb kann man Hagau nicht mit großen internationalen Turnieren vergleichen. Trotzdem ist das sportliche Niveau hier sehr hoch. Ländlich gibt es nicht viele Turniere in Deutschland, die so anspruchsvoll sind und ein so gutes Starterfeld haben. Die Bedingungen sind top, es gibt eine tolle Gastronomie und schöne Abendveranstaltungen. Es ist professionell und trotzdem mit Herz gemacht. Man merkt einfach, dass es ein Turnier von Reitern für Reiter ist.

 

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Turniersports?

Gugler: Der Sport hat sich sehr verändert. Es ist unwahrscheinlich schwer, das Geld zusammen zu bekommen. Die Verbände verlangen sehr hohe Gebühren. Ohne gute Sponsoren kann man kein Turnier machen. Ich kann nur hoffen, dass viele Veranstalter in Deutschland weiter kämpfen – so wie in Hagau.

 

Sie sind als einzige Reiterin an diesem Wochenende im Großen Preis der Springreiter und in der Grand-Prix-Kür am Start. In welcher Disziplin fühlen Sie sich wohler?

Gugler: Das kann ich Ihnen gar nicht sagen. Auf höherem Niveau macht mir beides unheimlich viel Spaß. Es ist toll, über ein 1,50 Meter hohes Hindernis zu reiten. Aber es ist genauso schön, wenn man mit seinem Pferd eine Einheit bildet und Piaffe, Passage und Einer-Wechsel reitet. Ich kann allerdings doch nicht in der Dressur starten, weil mein Grand Prix-Pferd Baudolino nicht ganz fit ist.

 

Im Springen sind Sie schon seit vielen Jahren international erfolgreich. Wie kommt es, dass Sie nun auch in der Dressur reiten?

Gugler: Ich war vor langer Zeit ein Dreivierteljahr bei Paul Stecken, einem der prägenden Dressurausbilder Deutschlands. Damals habe ich gedacht, dass ich gerne Dressur reiten würde und habe es immer im Hinterkopf behalten. Aber es hat sich erst 2012 ergeben, als ich zu Baudolino kam. Er war unter Susanne Lebek international erfolgreich – ein tolles Pferd, mein Professor (lacht).

 

Auch wenn man ein gutes Pferd hat, kommt es immer noch auf den Reiter an. Wie haben Sie den Sprung auf Grand-Prix-Niveau geschafft?

Gugler: Im Winter war ich drei Monate mit meinen beiden Dressurpferden in Florida. Ich hatte jeden Tag Unterricht und konnte auf dem Turnier dort sehr viele Prüfungen reiten. Das hat mir einen Schub gegeben.

 

Beim Springen sitzt man anders als in der Dressur. Der Schwerpunkt ist anders, auch die Einwirkung. Wie schwer ist Ihnen die Umstellung gefallen?

Gugler: Am Anfang war es für mich schwierig, mit langen Bügeln zu reiten und tief im Sattel zu sitzen. Jetzt stört es mich überhaupt nicht mehr.

 

Was ist für Sie der größte Unterschied zwischen Springen und Dressur?

Gugler: Früher, als ich nur gesprungen bin, dachte ich immer, in der Dressur reicht es, wenn man ein gutes Pferd hat. Aber man muss sehr diszipliniert sein. Ein gutes Springpferd hilft sich schon mal selbst, wenn man nicht ganz passend zum Sprung kommt. Wenn ich in der Dressur die Hilfe nicht exakt gebe, habe ich einen Fehler. Die Dressurarbeit ist wesentlich konzentrierter, wesentlich mehr auf dem Punkt.

 

Ist es schwieriger, sich einen Parcours einzuprägen oder sich eine Aufgabe zu merken?

Gugler: Sich eine Aufgabe zu merken, ist eindeutig schwieriger. Im Parcours habe ich mich schon lange nicht mehr verritten – im Viereck schon.

 

Trainieren Sie Ihre Dressur- und Springpferde unterschiedlich?

Gugler: Nein. Bei uns kommen alle Pferde dreimal täglich raus. Sie werden geritten, gehen auf die Koppel oder im Paddock und kommen in die Führmaschine. Meistens reite ich die Dressurpferde auch auf dem großen Springplatz, weil es mehr Spaß macht. Manchmal gehe ich ins Gelände. Auf dem Dressurplatz reite ich vor dem Turnier noch mal die Aufgabe durch.

 

Und wie lautet ihr persönliches Ziel bei den Reitertagen in Hagau?

Gugler: Das lasse ich auf mich zukommen. Ich habe eine ganz gute Stute und hoffe, dass es mit Tara gut läuft.