Ingolstadt
"Aufsteigen wollen wir nicht"

Welche Bedeutung das Regionalligateam des FC Ingolstadt für Amateurchef Christoph Heckl hat

02.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:46 Uhr
Erstes Spiel in dieser Saison, erstes Tor: Karl-Heinz Lappe. −Foto: Archivfoto: Bösl

Ingolstadt (DK) Wer kann das schon von sich behaupten? Den FC Bayern hat die zweite Mannschaft des FC Ingolstadt weit hinter sich gelassen, und steht als Aufsteiger selbst auf Platz sechs der Tabelle. Keine Frage, dass der Regionalligist die Fortsetzung der Rückrunde am Samstag optimistisch angeht.

„Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich nicht erwartet, dass wir uns so gut in dieser Liga zurechtfinden würden“, sagt Christoph Heckl. Der Leiter der Amateurabteilung des FC Ingolstadt wundert sich vor allem, „dass wir nicht hintenanstehen müssen im Vergleich zu so renommierten Vereinen wie dem FC Bayern, 1860 München oder Freiburg.“ Während Freiburg Neunter ist, dümpeln die Bayern und 1860 bis zur Winterpause auf den Plätzen zwölf und 13 herum.

 

Talent reicht nicht

„Wir waren in den Spielen gegen diese Mannschaften nicht schlechter. Dabei haben wir durchaus erkannt, dass wir fußballerisch noch nicht so weit wie sie sind“, sagt Heckl: „Aber wir haben mehr investiert, haben gezeigt, dass man auch mit unserer Art, Fußball zu spielen, etwas bewegen kann. Diese Mannschaften haben zwar große Talente in ihren Reihen. Aber die haben oft noch nicht erkannt, dass im Fußball nicht alles über Spieltechnik geht, sondern dass man auch Geist und Willen einbringen muss.“

Das beste Beispiel war für Heckl die Partie in Freiburg, als die Mannschaft um FC-II-Trainer Joe Albersinger das Spiel innerhalb von zehn Minuten drehte. „Aber das ging nur, weil wir bissiger waren. Und weil wir natürlich auch eine Reihe von Spielern haben, die bereits höherklassig gespielt haben.“

Doch ganz egal, wie der FC II in den restlichen Spielen abschneidet – der Aufstieg ist kein Thema. „Wir gehen definitiv nicht in die 3. Liga“, stellt Heckl klar: „Was wollen wir dort, das ist eine Profiliga? Lediglich die zweiten Mannschaften von Bremen und des VfB Stuttgart spielen dort.“ Davon abgesehen geht Heckl ohnehin davon aus, dass die Mannschaft zwar weiter eine gute Rolle spielen, aber nicht um den Aufstieg kämpfen wird. An Mannschaften wie Stuttgart oder auch Hoffenheim komme der FC 04 in der Schlussabrechnung nicht vorbei.

Ein Aufstieg ist aber schon deshalb kein Thema, weil die Ingolstädter mit ihrer zweiten Mannschaft ganz andere Motive verfolgen. „Es wäre einfach nicht zielführend, so viel zu investieren, dass wir eine zweite Profimannschaft haben“, sagt Heckl: „Unser Ziel ist es, in diesem Übergangsbereich zwischen Profis und Amateuren, und das ist die Regionalliga, Spieler in den Profifußball zu bringen.“ Er sieht die U 23 als reine Ausbildungsmannschaft: „Das ist ein ganz anderer Fokus, als der, den ein Profiverein hat. Unsere U 23 ist die Spitzenmannschaft unseres Leistungszentrums. Das Ziel ist, dass die Spieler aus der U 17 und U 19 über dieses Team in die Profimannschaft kommen, wenn sie es nicht direkt schaffen. Und wenn wir immer wieder einen Spieler in den Profikader bekommen, haben wir unseren Job gut gemacht.“ Gut möglich allerdings, dass es Traditionsmannschaften, die mit ihren ersten Teams in der Liga spielen, die Nackenhaare aufstellt, wenn Heckl diese Motivation, in der Regionalliga zu spielen, erklärt – oder sogar zuspitzt: „Ob wir in dieser Liga Fünfter oder Zehnter sind, das ist unwesentlich.“

 

Paradebeispiel Lappe

Der Vorzeigespieler der Ingolstädter ist momentan Karl-Heinz Lappe. Der gebürtige Münchner rückte schon während der Vorrunde in den Profikader auf, bestritt inzwischen vier Partien in der 2. Bundesliga und erzielte in der Regionalligamannschaft in 20 Spielen außerdem 16 Tore. Dabei war sein Traum, Profi-Fußballer zu werden, eigentlich vor Jahren schon geplatzt. „Als ich beim FC Bayern gehen musste und dann in der Bezirksoberliga spielte, war das eigentlich abgehakt“, erinnert er sich: „Aber als ich dann zum FC Ingolstadt kam, wollte ich es mir selbst einfach noch einmal zeigen.“

Den Sprung zwischen Regionalliga und 2. Bundesliga findet er nicht zu groß. Im Gegenteil: „Den hätten andere in unserem Team bereits aus der Bayernliga schaffen können. Aber die sportliche Situation in der ersten Mannschaft war ja meist nicht so, dass man experimentieren hätte können.“ Was nichts daran ändert, dass er die Leistungsdichte in der zweiten Mannschaft als sehr hoch einschätzt: „Da gibt es fünf oder sechs Leute, die das Zeug dazu hätten, 2. Liga zu spielen.“

Eine Einschätzung, die auch Heckl teilt. Nur Namen mag der Lehrer nicht nennen: „Wenn ich einen Namen sagen würde, fokussiert sich alles auf diesen Spieler und die Leistung auf dem Platz geht unter.“ Lieber lässt er sein U 23-Team ganz unaufgeregt spielen: „Und wenn dann einer wie Karl-Heinz Lappe 16 Tore macht, ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis auch ein Profitrainer das Vertrauen in ihn hat, ihn in der zweiten Bundesliga einzusetzen.“