Hilpoltstein
Zweitliga-Triathlet hängt Thomas Hellriegel ab

27.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:54 Uhr

Ab durch die Hecke: Die Meistermannschaft der TSG Roth mit Alex Haas, Fabian Conrad und Marcus Schattner (von vorne nach hinten).

Hilpoltstein (HK) Kein Hattrick für Thomas Hellriegel: Nicht der Titelverteidiger, sondern Andreas Dreitz vom ASC Kronach hat den 22. Rothsee-Triathlon gewonnen. In 1:54:30 Stunden siegte der oberfränkische Zweitliga-Athlet klar vor dem Allersberger Profi Dorian Wagner (1:55:48) und Ex-Weltmeister Hellriegel (1:56:11).

Thomas Hellriegel hat deutlich draufgezahlt an diesem Wochenende. Gleich bei seiner Ankunft im Landkreis Roth holte sich der Ex-Weltmeister am Freitagnachmittag bei Fritz Buchstaller einen neuen Triathlon-Lenker und einen Tachometer für insgesamt 400 Euro. Aus einer schnellen Refinanzierung am Sonntag beim 22. Rothsee-Triathlon ist allerdings nichts geworden. Nachdem er in den vergangenen beiden Jahren jeweils die 500 Euro Siegprämie abgeräumt hatte, musste sich der 39-jährige Topstarter des TV Thalmässing diesmal mit den 200 Euro für den dritten Platz begnügen. Hellriegel hatte seine Rechnung ohne den 21-jährigen Andreas Dreitz und den 26-jährigen Dorian Wagner gemacht, die den Altmeister nicht nur beim Laufen, sondern auch in seiner Paradedisziplin, dem Radfahren, abhängten.

Auf der olympischen Kurzdistanz über 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen vollzog sich der gestrige Generationswechsel beim Rothsee-Triathlon vor allem auf der anspruchsvollen Radrunde durch den südlichen Landkreis. Eigentlich hatte Hellriegel darauf gehofft, dass er sich wieder im Sattel an der Spitze absetzen kann. Zumal er schon als Vierter hinter den drei erfolgshungrigen Lokalmatadoren Felix Weiß (TSG Roth), Marius Schuhmann (La Carrera Triteam Rothsee) und Dorian Wagner (Allersberger hapa-Triathlon-Team) aus dem Rothsee gestiegen war. Aber anstelle seines erhofften Alleingangs musste er sich als geschlagener Dritter im Ziel eingestehen: "Die Bedingungen waren gut, meine Beine waren gut, aber irgendwann bin ich beim Radfahren einfach nicht mehr mitgekommen."

Und das, obwohl er für die 40 Kilometer im Sattel erneut weniger als eine Stunde (59:38 Minuten) und nur drei Sekunden mehr als bei seinem Vorjahressieg benötigte. Doch der herausragenden Leistung des 18 Jahre jüngeren Andreas Dreitz hatte Thomas Hellriegel gestern nichts entgegen zu setzen. Mit seiner fabelhaften Radzeit von 57:44 Minuten markierte der Kronacher Zweitliga-Athlet nicht nur einen neuen Richtwert, an dem sich die Konkurrenz in den nächsten Jahren die Zähne ausbeißen kann, sondern bescherte sich gleichzeitig ein exklusives Triathlon-Erlebnis: Den ersten deutschen Ironman-Weltmeister Thomas Hellriegel, der nicht von ungefähr den Spitznamen "Hell on Wheels" trägt, ausgerechnet beim Radfahren zu deklassieren, sei "schon etwas ganz Besonderes".

Wenige Kilometer nach der ersten Wechselzone hatte Dreitz, der vor Wochenfrist schon mit dem vierten Platz beim hochkarätig besetzten Triathlon in Erding überraschte, bereits zu Hellriegel aufgeschlossen. Zunächst wechselte die Führung noch hin und her. Doch zwischen den beiden Anstiegen in Steindl und Schlossberg übernahm der Vorjahresdritte aus Kronach endgültig das Kommando und distanzierte den Vorjahressieger bis zur zweiten Wechselzone noch um eineinhalb Minuten. Erst weitere zwei Minuten dahinter folgte die Verfolgergruppe mit dem Rother TSG-Trio Alexander Haas, Fabian Conrad und "Mister Rothsee" Marcus Schattner sowie Dorian Wagner. "Entscheidend war, dass ich die schnellsten Läufer auf der Radstrecke distanziert habe", sagte Dreitz, der trotzdem erst auf dem letzten Laufkilometer an seinen Sieg glaubte.

Zum Leidtragenden des wilden Radrennens wurde Dorian Wagner. Selbst mit der überragenden Laufzeit von 34:32 Minuten – mehr als zweieinhalb Minuten schneller als der Sieger – stürmte der hoch gehandelte Triathlonprofi aus Allersberg auf den letzten zehn Kilometern lediglich noch auf den zweiten Platz. 78 Sekunden fehlten ihm schließlich zum erhofften Heimsieg am Rothsee. Dass er Thomas Hellriegel schlagen kann, damit hatten die meisten Topstarter am Sonntagmorgen gerechnet. Doch im Vergleich mit Andreas Dreitz waren fast vier Minuten Rückstand nach dem Radfahren eindeutig zu viel. "Dass ich zwei Minuten aufholen kann, hätte ich mir zugetraut. Aber auf der Radstrecke ist der Abstand einfach immer größer geworden", sagte Dorian Wagner, der sich allerdings mit dem Titel des mittelfränkischennMeisters auf der Kurzdistanz trösten kann.

Die Mannschaftswertung entschieden einmal mehr die Rother Triathleten für sich. Mit den drei Top-Ten-Platzierungen von Fabian Conrad (4.), Alexander Haas (5.) und Marcus Schattner (8.), der übrigens vor Wochenfrist die deutsche Triathlon-Meisterschaft der Lehrer gewann, war dem TSG-Trio der Sieg nicht zu nehmen. Auf den Plätzen folgten der TV Thalmässing, dessen Trio von Alexander Schrüfer (14.) und Stefan Treiber (24.) komplettiert wurde, und das geschlossen starke La Carrera Triteam Rothsee mit Marius Schuhmann (12.), Michael Seitz (13.) und Matthias Seitz (16.).