Hilpoltstein (HK) Das war ganz nach dem Geschmack von Bernd Beringer: Nach dem 6:2-Derby-Erfolg im "Zweitliga-Klassiker" gegen den TTC Fortuna Passau griff der Manager des TV Hilpoltstein zum Mikrophon, wo er seiner Freude freien Lauf ließ. "Das war ein grandioser Sieg."
Seit Jahr und Tag ist die Passauer Fortuna ein gern gesehener Gast in der Hilpoltsteiner Stadthalle: Kein Wunder, sie sorgte 2016 mit 540 Besuchern für den bis heute gültigen Zuschauerrekord und spülte Geld in die chronisch klammen Hilpoltsteiner Kassen. Zudem ließen die Niederbayern in der jüngeren Vergangenheit fast immer die Punkte in der Burgstadt. Und zwar unabhängig vom jeweiligen Tabellenstand.
Am Sonntag reisten die Passauer sogar als Tabellenführer der zweiten Tischtennis-Bundesliga an, eine Position, die sie in den letzten Jahren stets anstrebten, aber niemals innehatten. Mit einer auf drei Positionen veränderten Mannschaft läuft es in dieser Saison dafür umso besser. 6:0 Punkte hatte der TTC bis dato auf seinem Konto - das war der mit Abstand beste Saisonstart seit der Ligazugehörigkeit im Jahre 2001. Freilich war bei der Fortuna zuletzt auch jede Menge Glück im Spiel, denn die bisherigen Gegner Frickenhausen, Bad Hamm und Mainz spielten allesamt lediglich mit Ersatz.
Nun, diesen Gefallen erwiesen ihnen die Hilpoltsteiner nicht. Und Geschenke hatte Passau, das vor der Ära Bad Königshofen jahrlang die unangefochtene Nummer eins im Freistaat war, im Frankenlande ohnehin nicht zu erwarten. Ganz im Gegenteil. Hilpoltstein war nach dem jüngsten 6:3-Coup in Dortmund hoch motiviert. Alles war angerichtet für ein spannendes Match. Denn neben den Punkten ging es natürlich auch um jede Menge Prestige.
Entsprechend engagiert kämpften alle Beteiligten schon in den Doppeln um die Tischhoheit." Dort agierten Alexander Flemming und Nico Christ viel zu passiv. Besonders bei Flemming lief es nicht rund. Des Rätsels Lösung: Sein rechter Arm schmerzte. Die Folge war ein rasches 0.3. Nur gut, dass Petr David und Dennis Dickhardt nebenan den Überblick behielten und in fünf Sätzen den Ausgleich schafften. Als auch in den beiden folgenden Einzeln die Punkte geteilt wurden, sah es nach einem langen Nachmittag aus. Mit 2:2 ging es in die Pause.
Anschließend waren Dennis Dickhardt und Nico Christ an der Reihe. Es sollten die Schlüsselspiele werden. Und die beiden Hilpoltsteiner erwiesen sich einmal mehr als Bank. Während Dickhardt den Kroaten Borna Kovac in vier Sätzen niederrang, musste Nico Christ gegen Krisztian Nagy nebenan über die volle Distanz gehen. Der ungarische Nationalspieler verfügt über ein außergewöhnliches Ballgefühl, machte aber - bei allem Respekt - nicht den fittesten Eindruck. Beim Stande von 3:6 im fünften Satz stand Christ mit dem Rücken zur Wand, ehe er sich Punkt für Punkt herankämpfte. Das Publikum beklatschte nun lautstark jede gelungene Aktion des Hilpoltsteiners. Christ's 11:8 ging schließlich im Jubel der 320 Besucher unter.
Es war die Vorentscheidung in diesem prickelnden Duell. Petr David, der im ersten Durchgang noch unsicher gewirkt hatte, fand in seiner zweiten Partie trotz einiger leichter Fehler zu seinem Spiel und erhöhte auf 5:2. Und Alexander Flemming? Der stand gegen den zweiten Ungarn Tamas Lakatos kurz vor dem Aus, doch nachdem er in unnachahmlicher Manier einen Matchball abgewehrt hatte, stieg das Adrenalin. Und auf einmal waren die Schmerzen in der Schulter wie verflogen. Flemming spielte einige unglaubliche Bälle und zog seinem bis dato so starken Gegner in fünf Sätzen den Zahn. Die Hilpoltsteiner Stadthalle tobte. Und die schier endlose Derby-Geschichte zwischen dem TV Hilpoltstein und Fortuna Passau war um ein Kapitel reicher.
TV Hilpoltstein - TTC Fortuna Passau 6:2 - Petr David/Dennis Dickhardt - Tamas Lakatos/ Krisztian Nagy 11:4, 10:12, 11:5, 8:11, 11:5, Alexander Flemming/Nico Christ - Tomislav Kolarek/Borna Kovac 9:11, 10:12, 6:11, Alexander Flemming - Tomislav Kolarek 11:9, 11:9, 11:7, Petr David - Tamas Lakatos 9:11, 8:11, 11:13, Dennis Dickhardt - Borna Kovac 11:5, 5:11, 12:10, 11:9, Nico Christ - Krisztian Nagy 11:7, 11:13, 11:6, 2:11, 11:8, Alexander Flemming - Tamas Lakatos 12:14, 6:11, 12:10, 11:3, 11:8, Petr David - Tomislav Kolarek 11:9, 11:9, 12:10. \t
