Hilpoltstein (HK) Die beiden besten bayerischen Nachwuchsduathleten kommen aus Hilpoltstein: Christoph Andrack vom La Carrera Triteam Rothsee und Patricia Schäll von den Ironkids des Turnvereins gewannen beim 9. Hilpoltsteiner Schülercrossduathlon die bayerische Meisterschaft bei den A-Jugendlichen.
Früher war alles schlechter. Und gerade deshalb war früher alles besser. Sagt Helmut Schmitt aus Hilpoltstein, der sich als neutraler Zuschauer des 9. Schülerduathlons ziemlich wundert, wie "brutal professionell" dieses Nachwuchsrennen in den vergangenen Jahren geworden ist. Von den A-Jugendlichen bis zu den C-Schülern stehen alle Teilnehmer in schnittigen Rennanzügen am Start. High-Tech-Ausrüstung, wohin das Auge blickt. Einer der Junioren hat sich sogar einen Zeitfahrhelm aufgesetzt, der selbst für die Tour de France taugen würde. "Als ich hergekommen bin, haben zwei Väter gerade darüber diskutiert, ob man heute ein 24er- oder ein 25er-Blatt braucht", sagt Schmitt. "Das ist doch Wahnsinn."
In dem Jahr, als der Hilpoltsteiner Schülerduathlon seine Premiere feierte, stand Helmut Schmitt, den alle nur "Spargel" nennen, bei den Erwachsenen noch selbst am Start. Mit einer Fußballhose, einem schlichten T-Shirt, Wollsocken, gewöhnlichen Turnschuhen und einem alten Trekkingrad. "Das war die Zeit, in der unser Bürgermeister auf einem Damenfahrrad mitgefahren ist", erinnert sich Schmitt. "Und zwar mit einem Einkaufskorb auf dem Gepäckständer." Heute müsse man aufpassen, ob bei den Kindern die Kurbelumdrehung 6,99 oder 7,01 Meter beträgt. Der Spaß am Sport sei dagegen auf der Strecke geblieben. Stattdessen sieht Schmitt "vom Ehrgeiz zerfressene Eltern. Da bist du ja als Kind der Depp, wenn du heute Letzter wirst."
Mit seiner kritischen Meinung steht "Spargel" Schmitt an diesem Tag nicht alleine da. Selbst der mittelfränkische Triathlon-Bezirksvorsitzende Edgar Michel aus Rothaurach sieht die Entwicklung im Nachwuchsbereich mit gemischten Gefühlen. "Wie in allen Sportarten wird es auch bei uns immer professioneller, und davon lebt auch eine gewaltige Industrie." Der riesige Hype im Triathlonsport sei nicht zuletzt ein riesiges Geschäft, so Michel. "Immer mehr Erwachsene machen Triathlon, und die bringen dann auch ihre Kinder mit." Doch da müsse man stark aufpassen: "Wenn Kinder schon mit zehn, elf Jahren so intensiv trainieren, sind die meisten mit 14 oder 15 Jahren wieder weg", warnt Michel.
Beim TV Hilpoltstein hat man in den vergangenen Jahren offenbar so manchen Fehler in der Triathlon-Jugendarbeit vermieden. Sonst hätten die beiden 16-jährigen Patricia Schäll und Christoph Andrack bei ihrem Heimrennen am Samstag wohl kaum die beiden bayerischen Duathlon-Meistertitel in der A-Jugend geholt. Mit mehr als 40 Sekunden Vorsprung dominierte Andrack, der im Winter zum neuen La Carrera Triteam Rothsee wechselte, das Rennen über zwei Kilometer Laufen, zehn Kilometer Radfahren und nochmals einen Kilometer Laufen. Da hatte es sich gelohnt, dass er am Freitagabend auf das Maibaum-Aufstellen in Hofstetten und Marquardsholz verzichtete und stattdessen schon ab 22.30 Uhr das Bett hütete.
Bereits ihren siebten Sieg beim Hilpoltsteiner Schülerduathlon schaffte Patricia Schäll, obwohl sie am Samstag gar nicht als schnellste Starterin das Ziel erreichte. 14 Sekunden schneller war die herausragende Sarah Neukam vom TV Erlangen, die in 30:16 Minuten sogar den Streckenrekord des Allersberger Triathlon-Ausnahmetalents Theresa Baumgärtel knackte und Patricia Schäll damit die schönste Niederlage ihre Karriere beibrachte: Weil Neukam knapp drei Jahre jünger ist als die Hilpoltsteinerin, teilten die beiden Bayernkader-Athletinnen die Titel in der A- und B-Jugend unter sich auf. "So macht verlieren richtig Spaß", sagte Schäll, die auf das Maibaum-Aufstellen am Freitagabend gar nicht erst verzichten musste, sondern lieber beim Aufbauen auf dem TV-Platz anpackte.
Die Erfolge von Christoph Andrack und Patricia Schäll standen am Ende aber nicht allein. Bayerische Vizemeister wurden Tamara Schmidt (TV Hilpoltstein) und Niklas Schuhmann (La Carrera Triteam Rothsee) bei den B-Jugendlichen und bei den A-Schülern. Jeweils den dritten Platz erreichten Jan Rupprecht (Jugend B) und Lisa Bormann (Schüler A) von den Ironkids. Hinzu kamen einmal Silber und einmal Bronze für Anton Winters und Alina Griebsch im Rennen der C-Schüler um die mittelfränkische Meisterschaft. Und so hatte der Hilpoltsteiner Triathlon-Abteilungsleiter Georg Marchl ebenso große Freude an der Bilanz seiner Schützlinge wie mit den insgesamt 174 Teilnehmern des annähernd ausgebuchten Schülerduathlons.
