Hilpoltstein
Mit Hegenberger zum Klassenerhalt

Hilpoltsteiner Talent feiert beim 5:5 in Jülich seine erfolgreiche Premiere in 2. Tischtennis-Bundesliga

25.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr
Von Lampenfieber keine Spur: Der Hilpoltsteiner Nachwuchsspieler Sebastian Hegenberger springt in Jülich überraschend für Petr David und punktet im Doppel prompt an der Seite von Alexander Flemming. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Eine Frühgeburt, ein sensationelles Zweitliga-Debüt und als Dreingabe noch der vorzeitige Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga: Den Palmsonntag werden die Tischtennis-Spieler des TV Hilpoltstein wohl noch lange in bester Erinnerung behalten.

Das Rechnen hat ein Ende: Denn mit einem sensationellen 5.5-Unentschieden beim TTC Indeland Jülich beseitigten die Mittelfranken nun auch letzte arithmetische Zweifel am Klassenerhalt und können ab sofort das offizielle Saisonziel "ein Platz im oberen Tabellendrittel" (Team-Manager Bernd Beringer) in Angriff nehmen.

Die unglaubliche Geschichte begann am Samstagnachmittag im Mannschaftsbus kurz vor Köln, als Petr David eine Nachricht aus dem fernen Tschechien erreichte. Seine Frau wurde mit Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert und bekam eineinhalb Wochen zu früh die Wehen. An einen Einsatz von David war unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken. Nach kurzer Beratung stand fest. Das Wohlergehen seiner Familie hatte Vorrang und er musste umkehren.

Doch wer sollte für den Linkshänder spielen? Und jetzt wurde es kompliziert. Jungstar Hannes Hörmann befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Lehrgang des DTTB in China. Auch Jaka Golavsek, nominelle Nummer eins der zweiten Mannschaft, stand nicht zur Verfügung. So fiel die Wahl schließlich auf Sebastian Hegenberger, der am Sonntagfrüh den Flieger von München nach Köln nahm. Doch war Hegenbergers Sporttasche am Flughafen Köln/Bonn nicht aufzufinden, so dass er ohne Utensilien nach Jülich fahren musste.

Dort bekam der Basti unbürokratische Hilfe. Von Mannschaftskollegen Nico Christ erhielt er den Schläger. Ein Ersatztrikot "Hip-Hip-Hurra" hatten die Kollegen auch noch im Fundus und die Sportschuhe lieh er sich vom Sohn von Jülichs Abteilungsleiter aus.

Solchermaßen ausgestattet feierte er ein Zweitliga-Debüt der besonderen Art. Es waren nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Erfolg. Doch Hegenberger ließ sich nicht beirren. Und was der erst 15-jährige, der normalerweise für die zweite Mannschaft in der fünftklassigen Oberliga Bayern unterwegs ist, zeigte, nötigt allen Respekt ab.

Vor allem im Doppel, einer - nun ja - anderen Sportart. Die Maßgabe einfach "sein Spiel zu machen", setzte Hegenberger, der in den vergangenen Monaten enorme spielerische Fortschritte gemacht hatte, auf geradezu imponierende Weise um. An der Seite von Alexander Flemming agierte er rotzfrech und holte mit einem sensationellen 3:1-Erfolg über Jülichs Jungstars Brian Afanador/Aliaksandr Khanin gleich mal das Doppel zum 1:1-Zwischenstand. Einfach großartig. Auch später in den Einzeln trat Hegenberger couragiert auf, doch der Däne Tobias Rasmussen und der Weißrusse Aliaksandr Khanin waren dann ganz einfach eine Nummer zu groß.

Egal, denn seine Mannschaftskameraden hatten längst Blut geleckt. Die Ausgangslage war denkbar einfach: Mindestens ein Unentschieden und Hilpoltstein ist aller Sorgen enthoben. Vier Siege mussten nach dem gewonnenen Doppel also noch her und das bei einer der stärksten Mannschaften der Rückrunde.

Zwei Zähler von Spitzenspieler Alexander Flemming hatte Teammanager Bernd Beringer zwar auf dem Zettel, doch außerdem? Doch Hilpoltstein ist bekanntlich immer für eine Überraschung gut, auch und vor allem Dennis Dickhardt. Dass der Pilot für David ins vordere Paarkreuz nachrücken musste, spielte an diesem denkwürdigen Nachmittag keine Rolle. Erst entzauberte er Spitzenspieler Martin Allegro und als er dann noch Brian Afanador aus Puerto Rico in fünf Sätzen niederrang, hielt es niemand mehr auf den Stühlen. Bernd Beringer: "Einfach super!" Dass Hilpoltstein im hinteren Paarkreuz gänzlich leer ausging, störte niemand mehr.

Und als Krönung des Wochenendes gab es auch in Tschechien noch ein Happy-End: Dort wurde nämlich Petr David in der Nacht zum Palmsonntag stolzer Vater. Seine Frau sowie und Tochter Nelle sind wohlauf. Herzlichen Glückwunsch.

TTC indeland Jülich - TV Hilpoltstein 5:5 - Afanador/Khanin - Alexander Flemming/Sebastian Hegenberger 8:11, 9:11, 11:8, 3:11, Allegro/Rasmussen - Dennis Dickhardt/Nico Christ 11:7, 11:7, 11:7, Allegro - Dickhardt 8:11, 9:11, 10:12, Afanador - Flemming 2:11, 6:11, 8:11, Rasmussen - Hegenberger 12:10, 11:4, 11:2, Khanin - Christ 11:9, 12:10, 11:4, Allegro - Flemming 5:11, 11:13, 12:10, 11:7, 6:11, Afanador - Dickhardt 5:11, 11:7, 7:11, 11:8, 6:11, Rasmussen - Christ 8:11, 11:4, 11:2, 11:8, Khanin - Hegenberger 11:5, 11:1, 11:5.