Göggelsbuch
Marko Friedrich gelebter Traum

Der 25-jährige Göggelsbucher hatte als Kind den Wunsch Eishockeyprofi zu werden - Heute spielt er in der ersten Liga

26.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Vom kleinen Fußballtorwart zum Eishockeyprofi: Der Göggelsbucher Marko Friedrich beginnt als Bub zunächst als Torwart bei der DJK Göggelsbuch (unten links). Seine früheren Trainer Richard Brandl (links) und Robert Reichenberger beschreiben ihn als schon damals überaus ehrgeizig. Heute steht der 25-Jährige für die Iserlohn Roosters in der Deutschen Eishockeyliga auf dem Feld (oben, rechts). Im November kugelte er sich jedoch die Schulter aus und ist daher in der Endphase der Saison zum Zuschauen gezwungen. - Fotos: imago, Reichenberger, Friedrich

Göggelsbuch (HK) Marko Friedrich hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt. Der 25-jährige Göggelsbucher hatte als kleiner Bub den Wunsch, Eishockeyprofi zu werden. Heute ist er eine feste Größe bei den Iserlohn Roosters in der Deutschen Eishockeyliga (DEL).

"Er war schon als kleiner Junge sehr ehrgeizig und wollte immer gewinnen", erinnert sich sein ehemaliger Fußballtrainer bei der DJK Göggelsbuch, Robert Reichenberger. Dazu hatte er mit seinem Vater Ondrich einen Förderer. Dieser war selbst Eishockeyspieler und schaffte es bis in die zweite Liga. "Für meine Eltern stand Eishockey immer im Vordergrund, Fußball hat mir aber auch Spaß gemacht und meine Freunde haben ja auch alle gespielt", sagt Marko Friedrich. Am Anfang spielte er beides parallel, Fußball in Göggelsbuch, Eishockey in Nürnberg, bis er in der fünften Klasse ans Bertolt-Brecht-Gymnasium wechselte. Dieses firmiert als Eliteschule des Sports, zahlreiche heutige Profis - unter anderem Fußballnationalspieler Ilkay Gündogan - besuchten sie. "Alleine am Gymnasium habe ich dreimal die Woche trainiert, dazu kamen die Einheiten beim ERC Nürnberg und ein Spiel am Wochenende." Klar habe es ihm leidgetan, dass er nicht mehr Fußball spielen konnte. "Doch irgendwann war die Liebe zum Eishockey einfach größer. Manchmal ist das so: Eine Tür geht zu, dafür geht eine neue auf." Zumal er als Fußballer bei der DJK Göggelsbuch offensichtlich bereits Regeln aus dem Eishockey übernehmen wollte. Sein damaliger Trainer Robert Reichenberger erinnert sich an eine nette Anekdote. "Bei der Hallenkreismeisterschaft in Neumarkt setzte er einen Meter von der Bande entfernt an und machte einen vollen Bodycheck gegen einen Mitspieler. Als er zwei Minuten Zeitstrafe bekam, war er überhaupt nicht einverstanden, da es doch ein ganz normaler Bodycheck war. Er fragte mich nach dem Spiel: "Darf man beim Fußball keinen Bodycheck machen"

Mit dem Fußball in Göggelsbuch wurde es auch darum nichts mehr, weil Friedrich nicht mehr lange in seiner Heimat blieb. Bereits in der siebten Klasse schickten ihn seine Eltern ins Wintersportinternat Hohenschwangau. "Eine absolute Eishockeyhochburg in Deutschland", erinnert er sich. Dort blieb er allerdings nur ein Jahr, ehe ihn sein damaliger bester Freund, Markus Schumann aus Schwarzenbruck, nach Landshut lockte. "Er war dort bei einer Gastfamilie untergebracht und überzeugte mich. Landshut ist der Eishockeystandort Nummer eins ins Süddeutschland, noch bekannter als Hohenschwangau." Friedrich wechselte zum EV Landshut, dessen Nachwuchsarbeit zu den besten in ganz Deutschland zählt. Für seine Eishockeykarriere sei das genau der richtige Schritt gewesen. "In der Schule bin ich aber am Anfang hinterherhinkt, das war nicht einfach." Trotzdem schaffte er das Fachabitur, später absolvierte er ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre. Mit 17 folgte der nächste Schritt: Zur Saison 2009/10 unterschrieb Friedrich seinen ersten Profivertrag beim Zweitligisten EV Ravensburg. Auch dort lief es sportlich optimal: "Ich hatte sofort meinen Stammplatz, am Ende meiner Zeit war ich Führungsspieler." Bereits in seiner zweiten Saison holte er mit den Ravensburgern zudem die Zweitligameisterschaft. "Das war der Wahnsinn. Die Stadt stand Kopf, es gab einen Autokorso und wir wurden im Rathaus empfangen." In seinem dritten Jahr war sein Trainer dort der in Hilpoltstein wohnhafte Petri Kujala. Auch das kam Friedrich alles andere als ungelegen: "Er war ein großer Förderer von mir und hat mich viel spielen lassen." Und Friedrichs Karriere ging weiter bergauf: In seinem vierten Jahr in Ravensburg klopften erstmals Vereine aus der ersten Liga an. "Ich hatte mehrere Angebote, unter anderem aus Augsburg, Ingolstadt und Krefeld." Letztlich entschied sich der Angreifer, der nach eigener Aussage vor allem Qualitäten als Scorer hat, aber für die Iserlohn Roosters. "Ihr Manager hat sich sehr um mich bemüht, er war auch öfter in Ravensburg und hat sich Spiele von mir angeschaut, das gab mir ein gutes Gefühl." Friedrich blieb aber noch ein weiteres Jahr in Ravensburg, ehe er den Schritt in die Deutsche Eishockeyliga wagte.

Und es war ein "wahnsinnig großer" Schritt: "Du kommst da noch mal in eine andere Welt. Das Spieltempo ist viel höher, die starke Medienpräsenz, die großen Arenen - es war eine schwere Zeit am Anfang." Zumal der 25-Jährige nun fast 500 Kilometer von Göggelsbuch entfernt war. "Die Stadt ist okay - man kann sich's überall gemütlich machen", sagt er heute über Iserlohn und bezeichnet es sogar als ein "Stück Heimat." Auch Trainer und Teamkollegen hätten ihm geholfen, dass er das so sagen kann. "Sie haben mich sofort eingebunden, heute habe ich viele Freunde hier." Sportlich machte er noch mal einen Schub und ist längst unverzichtbarer Teil des Teams. Nach Göggelsbuch - und das ist wohl der einzige große Wermutstropfen in seiner Zeit bei den Roosters - kommt Friedrich allerdings kaum mehr. "Maximal zweimal im Jahr bin ich noch da, einmal an Weihnachten und nach der Saison. Auch der Kontakt zu meinen früheren Freunden ging leider ziemlich verloren."

Seinen Vertrag hat Friedrich trotzdem erst um drei Jahre verlängert. "Weil ich mit dem Verein noch große Erfolge feiern will." In dieser Spielzeit klappte das nicht. Im Spiel gegen Schwenningen kugelte er sich im November die Schulter aus und fiel den Rest der Saison aus. Ohne ihn verpasste Iserlohn die Pre-Playoffs knapp. "Wenn im August die Vorbereitung beginnt, bin ich wieder fit." Sogar zum Fußball kommt er dann wieder: "Wir spielen das immer zum Aufwärmen, auch diese Sportart bleibt also ein Teil meiner Profikarriere."