Hilpoltstein
"Ein absolut genialer Tag"

Charlie Leidel feiert nach 14 Jahren sein Comeback beim Challenge Tränen im Kanal

09.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Am Ziel nach einer langen Leidenszeit: Überglücklich nimmt Charlie Leidel seinen Sohn Lukas nach dem Rennen in die Arme. - Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) 13 Jahre nach seinem schweren Unfall und 14 Jahre nach seinem letzten Challenge hat Charlie Leidel am Sonntag das Comeback geschafft. In 10:04:17 Stunden fiel es zwar nicht ganz so glanzvoll aus wie erhofft, aber für Leidel war es eine emotionale Reise in die Vergangenheit.

Seine Söhne Pascal und Lukas stützen den Papa, der mit weit aufgerissenen Augen einläuft. "Meine Jungs müssen mich heute heimtragen", kündigt Leidel an. Er ist völlig fertig und gleichzeitig überwältigt. Nicht einmal mehr reden mag der sonst so gesprächige Sportler der Radfreunde Hilpoltstein. Trotzdem sagt er voller Inbrunst: "Ein absolut genialer Tag." Vor allem ab Laufkilometer 20. "Da wusste ich, jetzt stoppt mich keiner mehr." Das sehr emotionale Comeback gelingt.

"Es hat mich geschüttelt im Wasser", sagt Charlie Leidel. Aber nicht vor Kälte, sondern vor Rührung. "Das ist ein Moment, der eh schon emotional ist." Und für ihn war er ganz besonders gefühlsbeladen. Nach seinem schweren Unfall im Jahr 2004 mit offenem Schien- und Wadenbeinbruch, Muskel- und Sehnenriss schien eine Rückkehr zum Sport aussichtslos, zum Langdistanztriathlon allemal. "Da hat niemand einen Cent mehr auf mich gewettet."

Dabei hätte es sich gelohnt. Denn seit gestern ist Leidel zurück. Und wie bei seinem allerersten Challenge hat er mit einem miserablen Schwimmsplit begonnen. 1:22:53 Stunden war der 47-Jährige im Main-Donau-Kanal, Platz 2002. "Ich kann's einfach nicht. Ich habe kein Talent dafür und kein Gefühl. Es war ein Desaster, ich glaube, ich bin heute vier Kilometer geschwommen." Dabei hätten eigentlich 3,8 gereicht, doch Leidel schwamm viele Haken.

"Der Rest ist den Umständen entsprechend gut gelaufen, eigentlich sehr gut", resümiert der Ausdauerfreak zurückhaltend. Gut fünf Stunden brauchte er für die 180 Kilometer lange Radstrecke. Da hat es Leidel wieder gebeutelt. "Am Solarer Berg merkst du, was das für ein Wahnsinn ist", sagt er und schüttelt den Kopf.

Um kurz vor 13 Uhr wechselte Leidel auf die neue Laufstrecke. "Wie früher" sei er gelaufen. Auch von der Zeit her hat nicht viel gefehlt. 3:34 Stunden oder Platz 235, das lief deutlich besser als beim Schwimmen. "Ich habe an Verpflegungsstationen zwei kurze Gehpausen gemacht, aber nur, damit ich mehr reinbringe." Das neue Stimmungsnest am Wendepunkt hat Charlie Leidel auf Anhieb gefallen: "Büchenbach ist ein Wahnsinn."

Euphorie hin, Emotionen her, im Ziel mag sich Charlie Leidel nicht festlegen, ob sein Comeback eine Eintagsfliege war oder ob er jetzt wieder Serientäter wird. "Frag mich das nicht heute", sagt er und wankt gestützt von seinen Söhnen ins Versorgungszelt.