Mörsdorf
Die erste Frau im Amt des Bezirksspielleiters

Sandra Hofmann vom TSV Mörsdorf soll am Freitag zur Nachfolgerin von Ludwig Beer gewählt werden

08.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Freut sich auf ihr Amt als Bezirksspielleiterin: Sandra Hofmann vom TSV Mörsdorf soll im Sommer Ludwig Beer ablösen, den langjährigen Fußballfunktionär aus Freystadt. −Foto: Enzmann

Mörsdorf (HK) So etwas hat es im Fußballbezirk Mittelfranken noch nicht gegeben: Für das Amt des Bezirksspielleiters kandidiert am morgigen Samstag erstmals eine Frau. Sandra Hofmann vom TSV Mörsdorf soll im Sommer Ludwig Beer ablösen, der sich nach zwölf Jahren nicht mehr zur Verfügung stellt.

Einen Gegenkandidaten gibt es beim mittelfränkischen Bezirkstag in Herzogenaurach nicht, so dass die Wahl von Sandra Hofmann zur Bezirksspielleiterin reine Formsache sein dürfte. Dass dann erstmals eine Frau diesen verantwortungsvollen Posten im Fußballbezirk einnimmt, will Hofmann nicht zu hoch hängen. "Für mich spielt es keine Rolle, ob den Posten ein Mann oder eine Frau einnimmt. Ich hatte auch in den vergangenen sechs Jahren als Spielleiterin für Frauen- und Mädchenfußball im Kreis Neumarkt/Jura oft mit Männern zu tun und nie gab es Probleme. " Allerdings könne sie nachvollziehen, wenn der ein oder andere Vereinsvertreter anfangs skeptisch sei. "Ich glaube aber, dass die Zusammenarbeit reibungslos funktionieren wird."

Die 36-jährige Heilerziehungspflegerin, die dem TSV Mörsdorf angehört, ist sich bewusst, dass Ludwig Beer riesige Fußstapfen hinterlässt, die sie anfangs gewiss nicht komplett ausfüllen kann. "Er hat das Amt mehr über ein Jahrzehnt hervorragend bekleidet. Der Name Ludwig Beer ist den Leuten ein Begriff und er ist natürlich hervorragend vernetzt", sagt Hofmann. Trotzdem reifte in ihr im vergangenen Jahr der Entschluss, als Nachfolgerin von Beer zu kandidieren. Der 65-jährige Freystädter selbst war es sogar, der Hofmann ins Gespräch brachte. "Als Ludwig Beer im vergangenen Frühjahr seinen Rücktritt angekündigt hat, hat er mich schon gefragt, ob ich mir das vorstellen kann." Und Hofmann war nicht abgeneigt. Der aus Hiltmannsdorf im Landkreis Fürth stammenden Frau gefällt zwar ihr Posten als Spielleiterin für Frauen- und Mädchenfußball, allerdings ist sie nach sieben Jahren in dieser Funktion einer Veränderung nicht abgeneigt.

"Für mich spielt es keine Rolle, ob den Posten ein Mann oder eine Frau einnimmt."

Sandra Hofmann

 

 

So befindet sich Sandra Hofmann bereits seit einigen Monaten mitten in der Einarbeitungsphase. "Ludwig Beer hat mir gesagt, dass ich ihn immer wieder mit Fragen nerven darf." Und das tut sie auch, weil die Aufgaben vielfältig sind und sie ihr Amt bestmöglichst vorbereitet antreten will. Insbesondere das Erstellen der Spielpläne für die beiden Bezirksligen werde viel Zeit in Anspruch nehmen, glaubt Hofmann. Während der Saison muss sie dann die Hallenbezirksmeisterschaft, die Spielverlegungen und die Relegationsspiele planen. "Außerdem stehen im Bezirk zahlreiche Events wie die Verleihung des Fairnesspreises oder der Erdinger Meistercup an."

Mit den Verantwortlichen der zum Bezirk gehörenden Kreise Neumarkt/Jura, Nürnberg/Frankenhöhe und Erlangen/Pegnitzgrund will Hofmann eng zusammenarbeiten und sie noch enger zusammenführen. "Enorm wichtig ist mir aber auch eine gute Zusammenarbeit mit den Vereinen. Ich bin jederzeit offen für Fragen, Anregungen und Kritik."

Bleibt die Frage, woher Hofmanns Fußballbegeisterung kommt kommt. "Mein Vater war Trainer und mein Bruder hat früh angefangen im Verein zu spielen", erzählt sie. In ihrer eigenen Kindheit habe es auch nichts anderes gegeben, als nach den Hausaufgaben bis in den Abend hinein auf dem Bolzplatz zu kicken. Irgendwann schloss sie sich schließlich dem benachbarten TSV Burgfarrnbach an. Eine Zeit lang spielte sie dort bei den Jungen mit, ehe sie sich mit einigen Freundinnen dazu entschied, eine Mädchenmannschaft zu gründen. "Und mein Papa hat sich breitschlagen lassen, uns zu trainieren", erinnert sie sich. Bis 16 spielte sie bei ihrem Heimatverein, ehe sich Hofmann dem STV Deutenbach anschloss. Nach weiteren Stationen beim ATV Frankonia Fürth und dem SV Pölling musste sie ihre Karriere als Spielerin bereits mit Ende 20 nach einer schweren Verletzung beenden.

Ludwig Beer hat mir gesagt, dass ich ihn immer wieder mit Fragen nerven darf."

Sandra Hofmann

 

Dem Fußball wollte Hofmann, die zunächst Modedesign studierte und danach zur Heilerziehungspflegerin umschulte, aber in jedem Fall verbunden bleiben. "Ich war dann immer wieder als Betreuerin mit dabei, Trainerin wollte ich aber nicht machen, das war nicht meins." Als sich kurze Zeit später einige Mädchen fanden, die im Neumarkter Stadtteil Pölling ein Team gründen wollten, stand Hofmann sofort mit Rat und Tat zur Seite.

So entstand schließlich ihr erster Kontakt zum Bayerischen Fußball-Verband: "Mit Bernd Schreiber, der damals für den Frauen- und Mädchenfußball im Kreis Neumarkt/Jura zuständig war, habe ich oft telefoniert und er hat mir genau erklärt, was wir alles zu berücksichtigen haben." Als Schreiber 2011 als Kreisspielleiter für den Frauen- und Mädchenfußball aufhörte, hatte er prompt Hofmann als Nachfolgerin im Visier. Die damals 29-Jährige bat um Bedenkzeit, sagte aber schließlich zu. "Es war anfangs schon sehr kaltes Wasser", sagt sie im Rückblick. Heute aber blickt sie gerne auf ihre Zeit als Kreisspielleiterin zurück: "Die Vereine haben mir sehr geholfen."

Seit inzwischen vier Jahren ist Hofmann nicht mehr beim SV Pölling als Mitglied gemeldet, dessen Frauenteam sich längst aufgelöst hat, sondern beim TSV Mörsdorf. "Ich kenne dort noch viele Spielerinnen aus meiner Zeit in Pölling und habe einen guten Kontakt zum langjährigen Mörsdorfer Trainer Rudi Koller. Außerdem wird in Mörsdorf schon seit sehr vielen Jahren im Frauenfußball gute Arbeit geleistet, so dass ich diesen Verein gerne unterstütze."
 

Mit einem Heidecker an der Spitze

Der Fußballbezirk Mittelfranken stellt sich bei seinem Bezirkstag am morgigen Samstag in Herzogenaurach für die kommenden vier Jahre neu auf. Als Bezirksvorsitzender stellt sich Dieter Habermann zur Wahl. Der Heidecker übernahm das Amt 2016 nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Peter Bursy.

Zudem kandidieren Sandra Hofmann (bisher Beauftragte für den Frauen- und Mädchenfußball im Kreis Neumarkt/Jura) als Bezirksspielleiterin und Kornelia Bayer (bisher Beauftragte für Frauen- und Mädchenfußball im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe) als Vorsitzende des mittelfränkischen Frauen- und Mädchenausschusses. Thomas Zankl tritt als Bezirksjugendleiter zur Wiederwahl an. Felix Böck möchte Michael Meier als U30-Mitglied im Bezirksausschusses nachfolgen.

Von den Delegierten bestätigt werden soll der bereits gewählte Bezirksschiedsrichterobmann Siegmar Seiferlein. Thomas Zöllner als Sportgerichtsvorsitzender, Stefan Merkel als Ehrenamtsreferent, Thomas Jäger als Seniorenspielleiter und Uwe Mauckner als Onlinebeauftragter sollen vom BFV-Präsidium den Bezirksausschuss komplettieren.