Hilpoltstein
Das Pokalfinale überstrahlt alles

Hilpoltsteins Tischtennisquartett blickt stolz auf seine gemeinsame Zeit zurück - Durchwachsene Saison

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr
Bernd Beringer

Hilpoltstein (HK) "Klassenziel nicht ganz erreicht": Diesen Satz könnte man den Tischtennis-Assen des TV Hilpoltstein ins Saisonabschluss-Zeugnis schreiben. Einen Platz in der oberen Tabellenhälfte der 2. Bundesliga hatten sie angestrebt, doch noch drei sieglosen Spielen am Ende der Saison wurde es nur der siebte Rang anstatt die kurz zuvor noch für möglich gehaltene Vizemeisterschaft.

Daran sieht man schon, wie eng die Vereine beieinander liegen. Jeder kann jederzeit jeden schlagen: Diese Prophezeiung vor der Saison hat sich bewahrheitet. "Leider ist uns am Ende ein bisschen die Luft ausgegangen", bedauert Hilpoltsteins Abteilungsleiter Robert Nachtrab den leicht missglückten Saisonabschluss. Dennoch können die Verantwortlichen der Tischtennisabteilung alles in allem zufrieden sein mit der Leistung ihrer Spieler.

Deren Kapitän Alexander Flemming erzielte mit 21:15-Siegen im so starken vorderen Paarkreuz das beste Ergebnis seiner Laufbahn - mittlerweile hat er sich mit über 2400 Leistungspunkten sogar in den Dunstkreis der Nationalmannschafts-Akteure hineingespielt. Der Leipziger Flemming hält "seinem" TV Hilpoltstein jetzt schon neun Jahre die Treue. So etwas hat im hektischen Hochleistungssport wirklich Seltenheitswert und ist ein Glücksfall für den gesamten Verein. "Wenn's nach mir geht, kann das noch ein paar Jahre so bleiben", verstärkt der Mannschaftskapitän die Euphorie der Verantwortlichen.

Auch Dennis Dickhardt bleibt der Tischtennisabteilung nach bereits siebenjähriger Zugehörigkeit erhalten. "So gut war ich noch nie", unterstreicht der 30-Jährige, der es trotz großer beruflicher Anforderungen als Pilot der Suisse Air auf 20:11-Siege brachte, wobei sein doppelter Punktgewinn im vorderen Paarkreuz, als er den werdenden Vater Petr David in Jülich vertreten musste, klar herausstach.

Petr David und Nico Christ verlassen den Verein aus beruflichen und familiären Gründen . Die "Träne im Knopfloch" bei der Verabschiedung war auf beiden Seiten echt, denn die sieben (Christ) beziehungsweise drei Jahre (David) prägten doch sehr das Bild einer kampfstarken und doch sympathischen Truppe, die es, als Höhepunkt der gesamten Vereinsgeschichte, im vergangenen Jahr zusammen sogar bis ins Final-Four-Pokalfinale geschafft hat.

Auch mit ihren Anhängern waren die Hilpoltsteiner Tischtennisspieler mehr als zufrieden. Über 330 Fans strömten durchschnittlich zu jedem Heimspiel in die Stadthalle, und wer den rauschenden Abschiedsbeifall zuletzt gegen Mainz live mitbekommen hat, der spricht gern vom "Gänsehaut-Erlebnis Tischtennis in Hilpoltstein".

Ganz ungetrübt endete die 13. Bundesliga-Saison für die Hilpoltsteiner indes nicht. Dass ein kleinlicher Spielleiter im Verbund mit einem ebensolchen Oberschiedsrichter eine Ordnungsstrafe über 90 Euro verhängte, weil die Mannschaft in Jülich nicht in einheitlicher Spielkleidung antreten konnte, nachdem die Sporttasche von Ersatzmann Sebastian Hegenberger auf dem Münchner Flughafen stecken geblieben war, sorgte zum Schluss noch für erheblichen Ärger bei den Verantwortlichen. "So ein kleinkarierter Burokratismus nimmt einem die Freude am Sport", heißt es im Hilpoltsteiner Lager.

Als noch schlimmer wird der wahrscheinliche Aufstieg vom TTC Jülich in die 1. Bundesliga erachtet, nachdem offensichtlich vor dem letzten Spieltag die Telefondrähte in Jülich mächtig geglüht hatten und die Rheinländer in letzter Sekunde dank gütiger Mithilfe aus Mainz und Frickenhausen doch noch einen Nichtabstiegsplatz ergatterten. Dennoch: Dass ein Tabellenachter der 2. Liga in die höchste Spielklasse aufsteigen kann, gibt es wohl nur im Tischtennis. Kein gutes Signal für die Zukunft.

Bernd Beringer