Eichstätt
Punktejagd am Persischen Golf

Eichstätter Florian Bergér startet am Sonntag mit dem Red Bull Air Race in Abu Dhabi in seine dritte Rennsaison

09.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

New Kids on the Block: Kenny Chiang (von links), Baptiste Vignes und Daniel Genevey sind die drei Neuen bei den Challengern. Eichstätter Florian Bergér und Daniel Ryfa sind zwar mittlerweile fast alte Hasen beim Red Bull Air Race, doch auch für sie ist diese Saison etwas neu - sie wurden zu Stand-by-Mastern ernannt. - Foto: Sebastian Marko

Eichstätt (EK) Für Florian Bergér gibt es nur eine Richtung - die nach oben. Buchstäblich, denn der Eichstätter tritt am Wochenende beim Auftaktrennen in Abu Dhabi zum dritten Mal als Challenger beim Red Bull Air Race an - und ist schon jetzt auf Erfolgskurs.

Als Florian Bergér im Oktober den Gesamtsieg beim Air-Race-Finale in Las Vegas holte, das war schon eine Nummer. Dass es dann aber nochmal besser kommt, hätte der 27-Jährige selbst nicht gedacht. "Ich wurde im November zum Master-Qualicamp nach Spanien eingeladen", erzählt er grinsend. "War alles streng geheim natürlich. Aber ja, ich hab bestanden."

Übersetzt heißt das: Red Bull hat für den Eichstätter die nächste Stufe auf dem Weg zum Master-Piloten eingeleitet. In die Master-Klasse aufsteigen, das ist schließlich der Traum aller, die im Kader der Challenger fliegen. Bergér ist diesem Traum nun ein Stück näher gekommen, er ist gemeinsam mit RBA-Kollege und mittlerweile Busenfreund Daniel Ryfa offiziell zum Stand-by-Master ernannt worden. Sie kommen dann zum Zug, wenn einer der Master-Piloten längerfristig ausfällt oder sich entscheidet, auszusteigen. Masterclass fliegen, das bedeutet vor allem mehr Speed - und damit mehr Fehlerpotenzial. "Die Master haben aerodynamischere Flugzeuge als wir Challenger, da kann man die 370 km/h Maximalgeschwindigkeit mehr ausreizen", erklärt Bergér.

Die Vorstellung tatsächlich als Stand-by-Master zum Einsatz zu kommen, ist für Bergér mit gemischten Gefühlen behaftet. "Das könnte unter Umständen bedeuten, dass einem der Masterpiloten etwas zugestoßen ist", so Bergér. "Und darauf spekuliere ich nun wirklich nicht."

Erst vergangenen September fand sich der Challenger-Pilot Chris Bolton in einer solchen Situation wieder. Wie jetzt Bergér war er damals Stand-by-Master und profitierte letztendlich davon, dass der österreichische Air-Racer Hannes Arch tödlich verunglückte. Er übernahm Archs Platz und fliegt ab dieser Saison fest im Kader der Master mit. "Ich glaube, da würde mir jeder hier zustimmen, dass man auf den Platz lieber verzichten würde, bevor jemand stirbt", sagt Bergér.

Aber die Show muss immer weitergehen. Deshalb war auch Boltons Platz bei den Challengern schnell wieder vergeben. Und nicht nur seiner übrigens. Auch der Brasilianer Francis Barros wird nach zwei Saisons bei Red Bull nicht mehr antreten. Insgesamt sind zum Kader der Challenger drei neue Piloten hinzugestoßen: Kenny Chiang aus Hongkong sowie die beiden Franzosen Baptiste Vignes und Daniel Genevey. "Alle drei gute Piloten", sagt Bergér. Er hat bereits mit ihnen trainiert und ist beeindruckt. "Da müssen wir uns warm anziehen", so der Eichstätter.

Neu ist übrigens nicht nur das Starterfeld der Challenger, sondern auch bei den Regeln hat sich einiges getan. "Das neue System ist gerechter", findet Bergér. So gab es vor dieser Saison keine Bestimmung dafür, wie viele Rennen ein Challenger fliegen darf. Zur Erinnerung: An einem Rennen durften immer nur sechs Piloten teilnehmen, der Kader bestand aber aus acht Teilnehmern - wer ein oder mehrere Rennen aussetzen musste, hatte dadurch automatisch weniger Chancen, Punkte zu sammeln. Künftig ist festgesetzt, dass alle neun Challenger an genau fünf Rennen teilnehmen müssen. Von diesen fünf Durchgängen zählen später die besten vier.

Aus der Punktesumme dieser vier besten Rennen ergibt sich dann das Starterfeld fürs Finale: Die sechs besten der neun Challenger-Piloten dürfen antreten. Beim Finale kommt schließlich die gravierendste Regeländerung zum Tragen. War es bislang so, dass das Finale allein entschied, wer Worldchampion wird - nämlich der in diesem einen Rennen schnellste -, zählt das Finale in Zukunft genauso viel wie die Rennen davor. "Sieger wird also der, der über die gesamte Saison gute Leistung geliefert hat. Ich finde das besser", erklärt Bergér.

Die erste Gelegenheit, Punkte zu machen, bekommt der Eichstätter am Sonntag beim Saisonauftakt in Abu Dhabi. Es wird sein drittes Rennen dort sein. "Ich bin nicht mehr so aufgeregt wie vor meinem allerersten Rennen. Der Druck ist zwar noch da, aber er hat sich verändert", sagt Bergér. Nach der herausragenden Saison 2016 - Bergér holte dreimal Gold und wurde Worldchampion - sind die Erwartungen an ihn hoch. "Wer einmal auf dem Treppchen gestanden hat, will da natürlich nicht mehr runter", sagt der 27-Jährige. "Und die Konkurrenz schläft nicht." Schon vergangenes Jahr lieferte er sich vor allem mit dem amerikanischen Fliegerass Kevin Coleman und dem schwedischen Teilnehmer Daniel Ryfa ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Es wird also wieder spannend im schnellsten Motorsport der Welt - so viel ist sicher.