EIchstätt
Perfektes Ende einer perfekten Saison

Nach 4:0 gegen Haibach feiert der VfB Eichstätt den Aufstieg in die Regionalliga Bayern - Liqui Moly offizieller Stadionsponsor

21.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Schöne Geste der Fans: Nach einer spektakulären Spielzeit bedanken sie sich mit einem Transparent. - Foto: Traub

EIchstätt (EK) Der Anpfiff war nichts anderes als ein Countdown. Einer, der nicht in Sekunden gezählt wurde, sondern in Minuten - und der mit 90 begann. 90 Minuten waren es für den VfB Eichstätt bis zum Abschied aus der Fußball-Bayernliga Nord, 90 Minuten bis zur offiziellen Meister-Ehrung durch den Bayerischen Fußball-Verband und vor allem 90 Minuten, um endgültig zu realisieren, was in dieser unglaublichen Saison passiert war. Das zudem 90 Minuten Fußball gespielt wurden beim 4:0 (2:0) gegen den SV Alemannia Haibach, war schön, aber unerheblich.

Jubelnd lagen sich Spieler und Trainergespann in den Armen. Selbst Hans Benz, der bei Spielen seiner Mannschaft stets so angespannt mitfiebernde Abteilungsleiter ließ sich gelassen und fröhlich mittreiben in dieser Woge voller Glücksseligkeit.

"Jetzt haben wir alle unsere selbst gesteckten Vorgaben erfüllt", jubelte auch Markus Mattes. Der Meistertrainer wollte die Spannung auch nach dem vorzeitigen Titelgewinn nicht absacken lassen: "Schließlich möchten wir uns anständig und mit Würde aus der Liga verabschieden." Also hatte er nach dem Titelgewinn zwei neue Ziele für die letzte Partie ausgegeben: "Wir wollen auch diesmal ohne Platzverweis auskommen und Fabian Eberle zum Torschützenkönig machen."

Tatsächlich haben die Eichstätter in dieser Saison das durchaus erstaunliche Kunststück geschafft, ohne Gelb-Rote oder Rote Karte auszukommen. Gerade für eine Mannschaft an die Spitze, die ab und an dem Gegner von Beginn der Partie an Selbstbewusstsein und Zweikampfstärke demonstrieren muss, ist das außergewöhnlich. Tatsächlich steht der VfB auch in der Fairnesstabelle ganz oben und ist als einzige Mannschaft der Liga ohne Gelb-Rote Karte ausgekommen.

Selbst das zweite selbstgesteckte Ziel dieses Nachmittags, Fabian Eberle zum Torschützenkönig der Liga zu küren, gelang. Wenn auch mit viel Mühe - schließlich erzielte der Ammerthaler Michael Jonczy, der ebenfalls noch um die Torjägerkrone kämpfte, gleich fünf Treffer beim 6:1 gegen den Würzburger FV. Es ist anzunehmen, dass seine Mannschaftskameraden ebenso uneigennützig waren wie die Teamkameraden des Eichstätters Eberle, die ihm bei zwei seiner drei Tore den Ball so uneigennützig vorlegten, dass der Torjäger nur noch einschieben musste. Am Ende lag Eberle mit 26 Treffern um ein Tor in Front (siehe auch Interview auf der nächsten Seite).

So entspannt wie an diesem Samstag Nachmittag hatten die Zuschauer wohl auch Eichstätts Coach Mattes noch nie lächeln sehen. "Dass wir unter den Top-Teams landen würden, damit habe ich gerechnet", sagte er: "Aber die Meisterschaft hatte ich nicht im Hinterkopf. Du kannst einen Titel nicht einfach planen. Mit einer Saison wie dieser haben jedenfalls nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet."

Ganz abgesehen von den Vorgaben, die er bei seinem Amtsantritt bei den Eichstättern hatte. Als es lediglich galt, den Abstieg zu vermeiden. "Als ich hier angefangen habe, hatte ich keinen Gedanken in Richtung Regionalliga", gab er zu: "Aber im vergangenen halben Jahr ließ sich das dann irgendwann nicht mehr verhindern."

Mattes ist hochmotiviert, das Abenteuer Regionalliga anzugehen. Es ist auch sicher, dass er in der neuen Saison weiter in Eichstätt am Spielfeldrand stehen wird. "Ich hatte zuletzt keine Anfragen", sagt er: "Aber das liegt wohl auch daran, dass ich keine Lizenz habe. Ich werde jetzt mit einer Ausnahmegenehmigung coachen."

Nach den fast schon paradoxen Versuchen, den Namen des inoffiziellen Hauptsponsors Liqui Moly im Hintergrund zu halten, will das Unternehmen nun doch in der neuen Saison auf die Brust der Eichstätter Fußballer. Vor Wochen noch hatte das Eichstätter Wellnesshotel Schönblick, das dem gleichen Besitzer wie Liqui Moly gehört, als Namensgeber für das Stadion und als Trikotsponsor auftreten sollen. Nun allerdings haben die Werbestrategen des Schmierstoffspezialisten umgedacht - die Regionalliga ist halt doch zu werbeattraktiv, als dass sie diesen Nebeneffekt nur für das Hotel hätten nutzen wollen. "Anstatt Schönblick-Stadion wird unser Sportplatz in der neuen Saison Liqui Moly-Stadion heißen", verkündete der Eichstätter Vereinsvorsitzende Thomas Hein auf Nachfrage die neueste Entwicklung. Es war eine Entscheidung, die erst am Ende der vergangenen Woche gefallen war.

Eine andere Entscheidung hatte im Rahmen der Partie ein bisschen Wehmut bei den Fans des VfB hervorgerufen. Abwehrspieler Simon Böhm bestritt seine letzte Partie für den VfB Eichstätt. Er beendet wohl endgültig seine Karriere und wurde von Abteilungsleiter Benz offiziell verabschiedet. Sein letzter Termin mit dem VfB wird der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt am Dienstag um 17.30 Uhr sein.

Beim nächsten offiziellen Termin des VfB ist die Ära Böhm schon Geschichte: In gut drei Wochen, am 9. Juni, beim Auftakttraining zur neuen Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern.