Fußballvereine wehren sich gegen B-Klasse

04.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:17 Uhr

Probeabstimmung für den Ernstfall: Bis auf zwei Vereinsvertreter stimmen alle dagegen. Ein erstes eindeutiges Votum, aber erst beim Kreistag kommt es auf die Anzahl der Stimmen an.

Eichstätt/Neumarkt (EK) Die Vereine im Altkreis Neumarkt sind sich einig: Die geplante Einführung aufstiegsberechtigter B-Klassen im gesamten Fußballbezirk Mittelfranken haben sie bei der ersten von drei Halbzeittagungen des Kreises Neumarkt/ Jura kategorisch abgelehnt.

Anton Pfahler hatte es schon kommen sehen. "Das wird ein ganz, ganz heißes Thema", sagte der Kreisspielleiter am Mittwochabend beim BSC Woffenbach, noch bevor er die ersten Einzelheiten zur geplanten Einführung aufstiegsberechtigter B-Klassen überhaupt preisgegeben hatte. Umso vorsichtiger präsentierte er seinen Vereinen den streitbaren Vorschlag, über den beim Kreistag am 15. März in der Hilpoltsteiner Stadthalle abgestimmt wird.

"Ich bin nicht der, der den Antrag gestellt hat", so begann Pfahler, der sich inzwischen schon als Buhmann in der B-Klassen-Diskussion fühlt. Aber die aktuelle Situation in den A-Klassen, "mit reinen Reserveligen, die um den Aufstieg in die Kreisklasse spielen", sei sportlich gesehen nicht mehr tragbar. Dieser Ansicht ist auch der Bayerische Fußball-Verband, (BFV) der nur noch im Bezirk Mittelfranken auf die Einführung der B-Klassen wartet.

Von den 140 Mannschaften in den zehn A-Klassen des Kreises Neumarkt/Jura spielen 69 Reserven in fünf eigenen Spielklassen. Somit steigen neben fünf ersten Mannschaften auch fünf Reserven auf direktem Weg in die Kreisklasse auf. Doch im Normalfall sei das Niveau in den A-Klassen mit ersten Mannschaften eindeutig besser als in den A-Klassen mit Reserven – und somit würden die ersten Mannschaften sehr ungerecht behandelt.

Um das aktuelle Ungleichgewicht der Spielstärken in den verschiedenen A-Klassen auszugleichen und nebenbei auch noch die Zahl der notwendigen Relegationsspiele zu reduzieren, könnten nach einem Übergangs- oder Qualifikationsjahr die ersten Mannschaften in fünf A-Klassen und die zweiten Mannschaften in fünf B-Klassen spielen. Ein verbindliches Modell gibt es zwar noch nicht, aber Gruppenspielleiter Thomas Jäger stellte den Vereinen immerhin mehrere Varianten vor – für den Fall, dass der Antrag angenommen wird.

"Macht euch Gedanken, welches Modell ihr wollt", appellierte Jäger an die Vereinsvertreter. "Wenn der Antrag bewilligt wird, haben wir keine Alternative." Doch so weit ist es ja noch nicht: Bisher wurde lediglich der Antrag auf Einführung der B-Klassen im Fußballbezirk Mittelfranken gestellt. Darüber sollen die Vereine bei den bevorstehenden Kreistagen der Fußballkreise Neumarkt/Jura, Nürnberg/Frankenhöhe und Erlangen/Pegnitzgrund abstimmen. Entscheiden sich alle drei Kreise dagegen, ist der Antrag vom Tisch. Stimmt aber auch nur ein Kreis dafür, "und das wird voraussichtlich so passieren" (Pfahler), dann kommt es beim Bezirkstag am 7. Mai in Röthenbach/Pegnitz zur entscheidenden Abstimmung.

Kaum hatte der Kreisspielleiter seinen letzten Satz beendet, verwandelte sich die bislang so gemütliche Halbzeittagung des Fußballkreis Neumarkt/Jura in eine hitzige Diskussion. "Ein Schwachsinnsidee wird nicht besser, wenn sie zehn Jahre später eingeführt wird", wetterte Franz Bradl, der Vorsitzende des TSV Mörsdorf. Schon in der Saison 2000/01 war die Einführung der B-Klassen geplant, wurde aber vehement abgelehnt. Eindringlich warnt Bradl, zugleich auch Lehrwart der Schiedsrichtergruppe Neumarkt, davor, dem Antrag diesmal zuzustimmen. "Viele Vereine werden ihre Reservemannschaften abmelden."

Michael Hollweck, der Vorsitzende des SV Höhenberg, geht sogar noch weiter: "Wir müssen das Rad wieder zurückdrehen und die Reserven vom Punktspielbetrieb fernhalten", forderte er. "Reserven bringen keine Zuschauer und keine Stimmung." BFV-Präsident Koch spreche zwar ständig von Basisdemokratie, habe aber "keine Ahnung, was bei den Vereinen abläuft."

Selbst die langjährigen Gruppenspielleiter Paul Breuer und Rudolf Harmel sprachen sich gegen die Einführung der B-Klassen aus. "Es gibt keine Notwendigkeit, das derzeitige System zu ändern. Der Spielbetrieb läuft absolut reibungslos", sagte Harmel. "Die Einführung der B-Klasse ist der Tod des Reservespielbetriebs", fügte Harmel hinzu und erntete dafür viel Beifall von den Vereinsvertretern. Breuer befürchtet zudem, dass die Kameradschaft innerhalb der Vereine zerrissen werde.

Als Obmann der Schiedsrichtergruppe Neumarkt hielt sich Michael Tittmann mit seiner eigenen Meinung zurück, bestätigte aber, dass die Einführung der B-Klassen von Seiten der Schiedsrichter machbar wäre. Allerdings müssten allein im Kreis Neumarkt/Jura jeden Sonntag 36 Spiele mehr besetzt werden, weil die Vereine in den nichtaufstiegsberechtigten Reserveklassen ihre Spiele noch selbst pfeifen. "Die Quantität ist da, allerdings wird die Qualität der Schiedsrichter nach unten hin deutlich absinken", sagte Tittmann.

Den Vereinen gab der Schiedsrichter-Gruppenobmann zum Schluss noch einen Tipp: "Schließt euch zusammen und unternehmt etwas. Verlasst euch nicht darauf, dass der Antrag in allen drei Kreisen abgelehnt wird." Eine erste Gegenbewegung hat sich bereits am Mittwochabend nach der Halbzeittagung in Woffenbach gebildet: Höhenbergs Vorsitzender Michael Hollweck will auch im Auftrag anderer Vereine einen Gegenantrag beim Kreistag stellen: Für die Abschaffung der B-Klassen.