Eichstätt
"Es hakt nur am Finanziellen"

Wie der Vorsitzende des VfB Eichstätt das Abenteuer Regionalliga wahr werden lassen will

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Die Richtung ist klar: Der VfB Eichstätt (hier der Vorsitzende Thomas Hein) will nach oben. - Foto: Gerhard von Kapff

Eichstätt (EK) Am Samstag beginnt auch für den VfB Eichstätt die Restrunde der Bayernliga Nord. Die Partie des Tabellenersten in Würzburg dürfte aber auch der Auftakt für einige spannende Wochen sein. Denn abgesehen vom sportlichen Erfolg wird sich in den nächsten 14 Tagen entscheiden, ob die Domstädter wirtschaftlich in der Lage sind, die Lizenz für die Regionalliga Süd zu beantragen. Der EICHSTÄTTER KURIER hat sich zu diesem Thema mit dem Vereinsvorsitzenden Thomas Hein unterhalten.

Wird die Auftaktpartie dieses Jahres für Eichstätt gleichzeitig der Beginn der Abschiedstour aus dieser Spielklasse sein?

Thomas Hein: Ich hoffe das natürlich für die Mannschaft, da sie bisher eine sehr gute Runde gespielt hat. Die Jungs haben auch in der Vorbereitung Gas gegeben und sind körperlich gut in Schuss.

 

Das allerdings ist nur die sportliche Komponente. Ist nun bereits entschieden, dass der VfB tatsächlich eine Lizenz für die Regionalliga Süd beantragen wird?

Hein: Es ist, Stand der Dinge heute, noch nicht entschieden. Das muss man ganz klar sagen. Wir haben nächste Woche eine Sponsoren-Veranstaltung, zu der wir auch Vertreter der Stadt eingeladen haben. Wir wollen den bestehenden und neuen Sponsoren im Detail erklären, was es bedeutet, Regionalliga zu spielen. Vor allem vom Organisatorischen und vom Finanziellen her. Denn wir vom VfB sind für die Regionalliga bereit. Aber die finanzielle Hürde ist sehr hoch.

 

Wann könnte eine Entscheidung fallen?

Hein: Der Termin nächste Woche mit den Sponsoren ist für uns ein großer Schritt in die eine oder die andere Richtung.

 

Bedeutet das, dass die baulichen oder organisatorischen Anforderungen des Fußballverbandes kein Problem darstellen?

Hein: Ich weiß, dass es wir es hinbekommen würden, die Zulassung zu erhalten. Die Frage ist natürlich auch, ob man vorhat für die Zukunft zu bauen oder zunächst einfach nur dafür, jetzt mal die Zulassung für die Regionalliga zu bekommen. Wir errichten zum Beispiel keine Tribünen.

 

Mehrkosten dürften aber vor allem durch den Spielerkader anfallen, der qualitativ aufgestockt werden muss. Oder wollen Sie in ein Himmelfahrtskommando starten und genau das gleiche Team wie heute in die Regionalliga schicken?

Hein: Ich habe mich natürlich auch darüber schon mit unseren sportlichen Verantwortlichen unterhalten. Wir werden dem Großteil der Mannschaft, die den Aufstieg geschafft hat, auch die Chance geben, in der Regionalliga zu spielen. Aber wir wollen auch nicht die Schießbude der Liga werden. Unser Kader ist gut, auch in der Breite. Aber wir brauchen drei bis vier gestandene Spieler, die das Abenteuer Regionalliga schon einmal erlebt haben.

 

Das heißt, die strukturelle Planung steht. Es geht jetzt um die Finanzen?

Hein: Ja, es hakt nur noch am Finanziellen. Alleine die Mehrkosten durch die Abgaben an den Bayerischen Fußball-Verband betragen 25 000 Euro. Darin sind Schiedsrichterkosten oder auch Zuschauerabgaben enthalten. Klar ist das einerseits eine Menge Geld, andererseits ist es auch nicht unendlich viel Geld. Und trotzdem ist es schwierig, es in unserer Behörden- und Unistadt aufzutreiben. Hier fehlt halt die Industrie.

 

Sie wirken dennoch fest entschlossen, bis zum Stichtag zu kämpfen . . .

Hein: Wir wollen, das ist gar keine Frage. Und wir machen alles, dass es klappt. Das ist ganz klar unsere Botschaft. Aber auch die Sponsoren müssen in eine neue Liga aufsteigen wollen.

 

Ist der Vertrag von Trainer Markus Mattes für die Regionalliga bereits unterschrieben?

Hein: Nein, schriftlich fixiert ist noch nichts. Aber wir haben uns bereits zusammengesetzt. Wir haben ihm gesagt, dass wir glücklich mit ihm sind und uns freuen auf eine weitere Zusammenarbeit. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, wird Markus unterschreiben.

 

Haben Sie keine Bedenken, dass ihm bis dahin ein anderer Verein ein gutes Angebot macht?

Hein: Das wäre sowohl für ihn als auch für uns ein Kompliment. Aber der Markus spürt auch, was er an uns hat. Er hat sehr viel Freiheit und sieht meines Wissens keine Veranlassung zu wechseln.

 

Wollte Mattes eine Ausstiegsklausel?

Hein: Nein.

 

Ihr Fußball-Abteilungsleiter Hans Benz hat angekündigt, dass er einen Stellvertreter braucht und der Verein einen sportlichen Leiter. Wird das ein Angestellter sein oder kann diese Aufgabe ein Ehrenamtlicher bewältigen?

Hein: Angenommen, wir würden aufsteigen, gäbe es einige Funktionärs-Posten, die vom Fußballverband gefordert werden. Beispielsweise einen sportlicher Leiter oder einen Drogen- und ein Fanbeauftragten. Aber darüber haben wir uns schon unterhalten, das bekommen wir Intern geregelt. Einen Angestellten, selbst in Teilzeit, können wir uns nicht leisten.

Von Beginn an hatte die Abteilungsleitung befürchtet, dass ein Aufstieg an relativ banalen Faktoren wie zu wenigen Helfern und Ordnern scheitern könnte. Was hat sich dahingehend ergeben?

Hein: Es hat uns sehr geholfen, einen Spieltag in Seligenporten beobachtet zu haben. Wir waren mit vier Mann vor Ort und haben uns Alles einen kompletten Spieltag lang von morgens um 9 Uhr bis zum Ende beobachtet. Danach war uns klar, dass wir das auch hinbekommen.

 

Die Regionalliga soll rund 100 000 Euro mehr, also in etwas das doppelte des heutigen Etats kosten. Stimmt die Summe in etwa?

Hein: Ja, die Summe ist durchaus realistisch. Das ist aber kein Etat, der nur in die Mannschaft fließt, sondern da ist alles drin. Umbau des Stadions, die Abgaben und die Spielerentschädigungen.

 

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der ein oder andere Verein, vor allem Amberg wurde immer wieder erwähnt, nach einem Regionalliga-Abenteuer und dem Abstieg in enorme strukturelle Probleme geriet. Wie wollen Sie das verhindern?

Hein: Indem wir mit der letztlich gleichen Manpower weitermachen werden wie bisher. Wir werden niemanden einstellen und wir hängen uns nicht an einen Sponsor, der dann vielleicht die Lust verliert, wenn es nicht mehr so läuft wie von ihm erhofft. Wir sind klug genug, zu wissen, wo wir herkommen und fahren den Etat der Fußballabteilung mit einem gesunden Augenmaß nach oben.

 

Wird der Verein Schulden machen?

Hein: Der VfB wird sich ganz sicher nicht überschulden, um sich die Regionalliga leisten zu können. Entweder wir bekommen das anders hin oder wir lassen es eben.

 

Wann ist der Stichtag für Sie, wann wird eine endgültige Entscheidung fallen?

Hein: Wir müssen den Lizenz-Antrag beim Verband bis zum 11. April einreichen. Aber es ist klar: Wenn wir in den nächsten zwei Wochen nichts erreichen können, verzichten auf den Aufstieg. Wir können dann aber trotzdem mit erhobenem Haupt sagen, dass wir wirklich alles probiert haben. Aber in diesem Fall müssen wir notfalls realisieren, dass eine Stadt wie Eichstätt die Regionalliga halt einfach nicht hergibt. Wichtig ist uns aber, dass wir es ehrlich und aufrichtig probiert haben. Und alle Fans können sicher gehen, das wir bis dahin alles versuchen. Denn wir haben alle richtig Bock darauf, hier Regionalliga-Fußball zu sehen.

Das Gespräch führte Gerhard von Kapff.