Eichstätt
"Ein Platz im vorderen Drittel wäre gut"

VfB-Trainer Markus Mattes über die erste Trainingswoche und schwer zu ersetzende Abgänge

19.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Optimistisch trotz skeptischer Miene: VfB-Trainer Markus Mattes blickt der neuen Saison entgegen. ‹ŒArch - foto: Traub

Eichstätt (EK) Die Pause ist vorbei. Nachdem der VfB Eichstätt in der Bayernliga-Nord eine Spielzeit hingelegt hatte, an die sich die Protagonisten noch einige Jahre erinnern werden, läuft das Training für die Saison 2016/17 längst auf vollen Touren. Auch die beiden ersten Freundschaftsspiele hat der Vizemeister bereits absolviert. Am Samstag bezwangen die Domstädter den Südost-Landesligisten TSV Eching mit 4:0. Am Sonntag fegte das Team den Kreisklassisten SC Ettenstatt mit 10:0 vom Platz. Im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER nennt Trainer Markus Mattes die Saisonziele des VfB und äußert sich über die neue Mannschaftsstruktur.

 

Täuscht es, oder haben auch Sie das Gefühl, dass inzwischen eine Spielzeit fast nahtlos in die Nächste übergeht?

Markus Mattes: Wir hatten auf den Tag genau drei Wochen Pause. Das ist schon in Ordnung, aber etwas länger wäre durchaus angenehm. Man muss einfach bedenken, dass die Spieler, die ja reine Amateure sind, mit ihren Urlaubsplänen schon sehr eingeengt sind. Und wenn die spielfreie Zeit nicht in Schulferien gefallen wäre, hätte auch ich ein größeres Problem gehabt.

 

Nachdem vor allem Sie selbst vor der vergangenen Spielzeit gar nicht begeistert waren über die Eingliederung in die Nord-Gruppe der Bayernliga, hat der VfB in dieser Saison darum gebeten, weiter im Norden zu bleiben. War das auch Ihr Wunsch oder vor allem der Ihrer Abteilungsleitung?

Mattes: Nein, das war schon unser gemeinsamer Wille. Dabei war der sportliche Erfolg nicht unbedingt ausschlaggebend. Aber wir kennen jetzt 80 Prozent aller Mannschaften. Vor allem das Trainerteam hätte bei einem erneuten Wechsel wieder bei Null anfangen müssen. Ein ganz profaner Grund war auch die Dauerbaustelle auf der A 9. Wenn Du im Süden spielst, fährst du jeden Samstag in diese Baustelle und den Stau rein.

 

Ist die Süd-Gruppe auch mittelfristig keine Option mehr für den VfB?

Mattes: Ich denke, die Entscheidung fiel jetzt für eine Saison. Man muss beobachten, wie sich die Liga von den Vereinen her entwickelt. Im Norden sind die Vereine halt relativ nahe und die Fahrstrecken sind, abgesehen von Aschaffenburg, kürzer. Das freut uns nicht so sehr, dass die Aschaffenburger in die Liga abgestiegen sind. Das ist jetzt das dritte Team in dieser Ecke und es sind jeweils 270 Kilometer einfache Strecke. Wir werden am dritten Spieltag an einem Freitag in Aschaffenburg antreten und das ist ein Problem. Es sind ja alle berufstätig sind und im Endeffekt müssen sie freinehmen an diesem Tag.

 

Was ist, abgesehen von der Erfolgsserie Ihrer eigenen Mannschaft, attraktiver im Norden?

Mattes: Für uns als Verein ist neben dem sportlichen Erfolg natürlich auch der höher Zuschauerschnitt ein Faktor. In der Bayernliga Süd hatten wir zuletzt knapp 300 Fans, jetzt waren es 350 im Schnitt.

 

Hatten Sie einen Lieblingsgegner - und was hat den ausgezeichnet?

Mattes: Die beiden Höhepunkte waren die beiden Spiele gegen Hof. Sowohl fußballerisch als auch von der guten Stimmung im Stadion her. Die haben ein tolles Stadion und viele Zuschauer. Das hatten einige von uns so noch nicht erlebt. Und das Beste war, dass wir sie trotzdem zweimal geschlagen haben.

 

Gegen wen ist es in der Nord-Gruppe am unangenehmsten zu spielen?

Mattes: Das ist schwierig zu beantworten, aber die Frohnlach waren sehr tief gestanden. Außerdem hat Fabian Schäll gegen Frohnlach seine schwere Verletzung erlitten.

 

In Ihrer eigenen Mannschaft gab es nach dem Saisonende einige Wechsel. Welcher Abgang schmerzt sie am meisten?

Mattes: Klar, Atdhedon Lushi zu ersetzen, wird eine Herausforderung. Mit seinen 17 Treffern hat er in der Bayernliga überragend eingeschlagen.

 

Wer soll diese Rolle einnehmen?

Mattes: Wir werden versuchen, Bastian Grassl aufzubauen. Er hat das größte Potenzial. Aber ich überlege auch, Dominik Wolfsteiner weiter vorne spielen zu lassen. Er kann absolut jede Feldposition spielen. Aber wir halten trotzdem weiterhin die Augen offen. Vielleicht tut sich ja noch etwas auf dem Spielermarkt.

Von welchem Neuzugang versprechen Sie sich am meisten?

Mattes: Ich bin sehr gespannt auf den Solnhofener Fabian Eberle. Ich denke, dass er sehr großes Potenzial hat, und hoffe natürlich auf viele Tore von ihm.

Welche Spieler des Kaders der vergangenen Saison konnten leistungsmäßig einen so großen Sprung machen, dass Sie die Akteure heute als Führungsspieler betrachten?

Mattes: Ich denke, dass in der vergangenen Saison Einige sehr gefordert wurden. Benjamin Schmidramsl beispielsweise, der noch stärker wurde oder Fabian Schäll. Aber wir haben auf jeden Fall ein gutes Grundgerüst in der Mannschaft.

 

War es bei der Verpflichtung von Neuzugängen ein Problem, dass der VfB wohl auch mittelfristig keinen Aufstieg in die Regionalliga plant?

Mattes: Ich denke, dass es tatsächlich bei ein paar Spielern entscheidend war. Wir hatten beispielsweise bereits die Zusage eines relativ prominenten Spielers, der einige Wochen später wieder absagte. Allerdings hat in diesem Fall wohl auch das Geld eine Rolle gespielt.

 

Glauben Sie, dass das Team insgesamt stärker oder schwächer als in der vergangenen Spielzeit sein wird?

Mattes: Nach zwei Spielen und den wenigen Trainingseinheiten kann ich das noch nicht sagen. Klar, neben Lushi wird uns auch Rainer Meisinger mit seinen acht Tore fehlen. Aber insgesamt denke ich nicht, dass wir schwächer geworden sind.

 

Was ist ihnen in der ersten Trainingswoche besonders aufgefallen?

Mattes: Dass die Jungs weiterhin Gas geben. Dass sie sich nicht im Geringsten darauf ausruhen, was in der vergangenen Saison war. Klar, es gibt auf manchen Positionen nun auch einen gewissen Konkurrenzdruck, aber das ist ja auch gewollt.

 

Bleibt abschließend die Frage, wo der VfB am Ende der Saison stehen will? Was ist Ihr Saisonziel?

Mattes: Das ist schwer zu beantworten. Wenn wir im vorderen Drittel sind und den Blick nie nach hinten richten müssen, wäre das in Ordnung. Aber klar ist auch, dass man nicht davon ausgehen kann, ein so außergewöhnliches Jahr wie das letzte zu wiederholen.

 

Das Gespräch führte Gerhard von Kapff.