Eichstätt
"Die Natur im Himalaya hat mich überwältigt"

Sebastian Hiller ist nach seiner Reise um die halbe Welt wieder zurück in Eichstätt - Teil 1 des Interviews

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Die Heimatstadt fest im Blick: Sebastian Hiller auf den letzten Kilometern vor Eichstätt. - Foto: Hiller

Eichstätt (EK) Er ist wieder zurück! Im August des vergangenen Jahres schnallte Sebastian Hiller die Radtaschen auf sein Mountainbike und fuhr los. Einmal um die halbe Welt sollte es gehen, von Eichstätt aus über Ungarn und Nepal bis nach Australien. Als er am Ziel war, suchte er eine weitere Herausforderung: Zurück fuhr er entlang der Westküste Afrikas, dann durch Frankreich, über die Alpen und heim nach Bayern. Seit Samstag ist der Eichstätter wieder zu Hause. Im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER blickt er zurück auf eine ebenso waghalsige wie spannende Tour, über die auch ein Dokumentarfilm entstehen soll.

 

Sie hatten sich in Ihrem letzten Internet-Blog vor Ihrer Rückkehr auf Weißwürste in Bayern und ein Weißbier in Eichstätt gefreut. Hat alles dann auch wirklich geschmeckt - oder haben sich auch da die Perspektiven verschoben?

Sebastian Hiller: Es gab bisher leider noch keine Weißwürste. Dafür gutes bayerisches Grillen, und das Weißbier war die Krönung meiner Ankunft.

 

Der Hintergrund der Frage waren ihre Gedanken nach der Ankunft auf dem europäischen Festland. Sie schrieben, dass sich Ihre Perspektiven, ihr Blick auf die Welt auf der Radtour verschoben hätten . . .

Hiller: Als ich in Europa ankam, habe ich erst realisiert, wie schön es daheim ist. Du kannst nicht in Afrika oder sonst irgendwo so schöne Natur finden wie in Europa. In den ersten zwei Stunden in Frankreich habe ich einfach nur die Leute auf der Straße mit ihren modernen Haarschnitten und Klamotten angesehen, alles war sauber und ordentlich. Es war eine mir bekannte, aber trotzdem fremde Welt. Ich war ein bisschen wie ein Fremder.

 

Würden sie also sagen, dass Sie die Reise persönlich verändert hat?

Hiller: Nein, vom Wesen her habe ich mich nicht verändert, die Reise hat Teile meiner Persönlichkeit nur verstärkt. Ich war beispielsweise schon immer jemand, der nicht so leicht aufgibt. Aber vor allem auf dieser Tour habe ich gemerkt, dass es in fast jeder Situation immer Wege, immer irgendeine Lösung gibt. Wenn ich ein Ziel habe, dann setze ich alles daran, es zu erreichen. Das war auch vorher schon ein Teil meiner Persönlichkeit, aber das ist jetzt noch stärker geworden.

Wie viele Kilometer waren Sie am Ende auf dem Rad unterwegs?

Hiller: (lacht) Ich wusste es bei der Rückkehr nicht einmal ganz genau, weil in Ghana mein Kilometerzähler kaputt ging und ich ihn ersetzen musste. Aber ich habe heute nachgesehen, es waren exakt 17 337 Kilometer.

 

Erstaunlich, wie weit man in zehn Monaten mit dem Rad kommen kann . . .

Hiller: Schon, aber ich habe Leute getroffen, die seit Jahren oder gar Jahrzehnten unterwegs sind, die 100 000 oder 230 000 Kilometer gefahren sind.

 

Dann haben Sie also schon das nächste große Ziel vor Augen?

Hiller: Nein, für mich war diese Tour eine Reise und kein Lebensabschnitt. Ich glaube, dass es irgendwann ganz normaler Alltag wäre, mit dem Rad unterwegs zu sein. Und solch eine Tour soll nichts Alltägliches sein. Ich habe aber auch einen Mann aus China getroffen, der das anders sieht. Er ist mit 49 Jahren gestartet. Heute ist er 69, verbringt aber sein letztes Jahr in Australien, bevor er das Reisen aufgeben will.

 

Ging Ihnen das Radfahren nie auf die Nerven oder wurde langweilig?

Hiller: Nein, das nicht. Aber klar, in Australien war es zeitweise landschaftlich etwas langweilig. Auch die Strecke in Afrika war nicht so spannend. Aber das hing vor allem mit der Hitze zusammen, die ich nicht gewöhnt war. Die Umstände, unter denen ich geradelt bin, waren irgendwann etwas lästig. In Europa dagegen war alles sofort wieder ganz anders. Ich bin noch einmal richtig aufgeblüht.
 
Das Gespräch führte Gerhard von Kapff.

 

Teil 2 des Interviews, in dem Hiller über seine Erfahrungen in Australien, Asien und Afrika spricht, folgt in der Montagsausgabe.