Eichstätt
Die Handschrift des Trainers

Bayernligist VfB Eichstätt gewinnt 2:1 gegen den 1. FC Sand und knüpft spieltechnisch an alte Zeiten an

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Mit rustikalen Mitteln versuchte der 1. FC Sand (links Thorsten Schlereth) in Eichstätt zu punkten. Vergeblich, denn die Hausherren (rechts Benjamin Schmidramsl) hielten eisenhart dagegen - Foto: Traub

Eichstätt (EK) Manchmal ist ein Sieg einfach nur ein Sieg, drei Punkte sind auf dem Konto, und das Spiel schnell vergessen. Hin und wieder allerdings, wie beim 2:1-Erfolg des VfB Eichstätt in der Bayernliga-Nord-Partie gegen den 1. FC Sand, kann so ein Spiel aber auch ein Wegweiser für die Zukunft sein.

Hohe Erwartungen zu wecken wäre dennoch falsch. Die Eichstätter sind in einer Umbruchphase, fast die halbe Mannschaft ist neu, der Altersschnitt sank um knapp fünf Jahre und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich in den nächsten Wochen gute und schlechte Leistungen die Waage halten werden. Trotzdem zeigte das Team gegen den Aufsteiger, dass es durchaus Qualitäten hat, die es in der vergangenen Saison weitgehend vermissen ließ.

So mussten die Gäste mit einer Eichstätter Mannschaft zurechtkommen, die nicht, wie die meisten Gegner in dieser Klasse, die Bälle in Bedrängnis blind nach vorne oder unüberlegt gleich zum Gegner schießt. Im Gegenteil, der VfB spielte ruhig, überlegt und mit vielen Kurzpässen zurück, um dann das Spiel erneut von hinten aufzubauen.

Auch der Spielaufbau war kontrolliert, durchdacht und vor allem zu Beginn auch durchaus druckvoll. Nach der zurückliegenden schwierigen Saison, in der vor allem mit aller Gewalt der Abstieg vermieden werden sollte, ist jetzt die Handschrift von Trainer Markus Mattes deutlich zu erkennen: Es geht spielerisch aufwärts.

Was dem 1. FC Sand durchaus zu schaffen machte. Mattes hatte die Parole ausgegeben, von Beginn an für viel Tempo und Druck zu sorgen. „Sand musste durch die Relegation und hatte fast keine Pause. So etwas wirkt sich konditionell aus, und das wollten wir ausnutzen“, so der Coach. Eine Taktik, mit der die Franken wohl noch die ganze Vorrunde konfrontiert sein werden. Letztlich wird es für sie vor allem darauf ankommen, die ersten Minuten unbeschadet zu überstehen. Was im Falle eines Gegners wie Eichstätt allerdings ein wenig einfacher als anderenorts sein dürfte, denn die Offensive ist nach wie vor das Sorgenkind des VfB. So hatten die Hausherren in der ersten Viertelstunde mitunter Chancen im Minutentakt, verstanden es aber nicht, sie auch zu verwerten.

Gästetrainer Bernd Eigner hat einen schweren Stand, beklagt fünf Ausfälle. Immerhin zwei Spieler aber, die mit Roten Karten in Eichstätt ausfielen, werden bald wieder mit von der Partie sein. Ob dann auch die rechte Seite, vor allem im defensiven Bereich, stärker sein wird, muss sich zeigen. Denn es war fast schon paradox, wie die Eichstätter über diese Seite zwar immer wieder wie im Training nach vorne stürmten, dann aber scheiterten.

Vor allem Adhedon Lushi hatte die Gelegenheit, sich mühelos in den Vordergrund zu spielen. Wenn ihm das auch gegen stärkere Verteidiger gelingt, dürfte er schnell unersetzbar werden im Team von Trainer Mattes. „Wir wissen schon, warum wir ihn geholt haben“, lobte auch der Coach den Offensivakteur: „Genau das hat uns in der vergangenen Saison gefehlt. Die Schüsse aus der zweiten Reihe.“

Ein weiterer Neuzugang, Dominik Wolfsteiner, kämpft dagegen noch gewaltig mit seiner neuen Position. Beim Regionalligisten hatte er weit defensiver auf der linken Seite gespielt, beim VfB ist er deutlich zentraler im Mittelfeld eingeplant. Technisch ist er durchaus ein Gewinn, hat auch den Blick für die Mitspieler wie in der 37. Minute, als er vor dem 1:0 den entscheidenden Pass für Florian Grau gab. Sands Andre Karmann foulte den Eichstätter im Strafraum und Michael Panknin traf souverän per Elfmeter.

Doch noch fordert Wolfsteiner keine Bälle, spielt sich nicht in den Vordergrund oder steht ab und an auch mit dem Rücken zum Ball.

Das 1:0 war der erhoffte Befreiungsschlag, nachdem Markus Mattes schon nervös geworden war: „Wir hätten das Spiel schon nach 15 Minuten entschieden haben müssen.“

Lushi (2. Minute), Rainer Meisinger (6. ,7. und 11.), Florian Grau (9.) oder Wolfsteiner (19.) hatten bis dahin die besten Chancen, während aufseiten des 1. FC Sand allenfalls Sven Wieczorek mit einem Lupfer gefährlich vor Eichstätts Keeper Jonas Herter auftauchte (5.).

Dass die erste Halbzeit dennoch nur mit 1:0 zu Ende ging, ärgerte allenfalls Eichstätts Trainer. Die Zuschauer dagegen sahen ein durchaus unterhaltsames Spiel, in dem sich der Tabellenletzte durchaus als ein interessanter Gegner erwies. Einmal mehr zeigte sich, dass die Bayernliga Nord, in der beide Mannschaften in dieser Saison erstmals spielen, längst nicht so unattraktiv ist wie ursprünglich befürchtet. Bisher ist das Gegenteil der Fall.

Mit intensiven Einzelgesprächen noch auf dem Platz versuchte Sands Trainer Eigner seine Spieler vor dem Wiederanpfiff auf die zweite Hälfte einzustimmen.

Doch schon die 46. Minute machte alle Planungen zunichte. Nach einem glänzenden Pass von Maximilian Eberwein traf Lushi zum vermeintlich vorentscheidenden 2:0 ins kurze Eck. Kurz danach verhinderte der Sander Daniel Krüger auf der Linie das 0:3, als er einen Kopfball von Fabian Schäll entschärfte.

Überraschend und beachtlich zugleich, dass sich der Tabellenletzte trotzdem noch nicht geschlagen gab. Und nach dem 2:1 durch Verteidiger Andre Schmitt (75.) war die Partie plötzlich wieder offen. Die Gäste warfen nun alles nach vorne und setzten den VfB gewaltig unter Druck. Mit Mühe und Glück gelang es den Domstädtern aber, in der hektischen Schlussphase den durchaus möglichen Ausgleich zu verhindern.

Entsprechend verärgert war auch der Trainer des 1. FC Sand: „Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Ein Punkt wäre auf jeden Fall drin gewesen.“ Deutlich gelassener schlenderte Markus Mattes vom Feld: „Mit den hohen Bällen am Schluss hat uns Sand ziemlich unter Druck gesetzt. Ein richtiges Spiel war gar nicht mehr möglich. Aber wir haben vor allem zu Beginn sehr gute Ansätze gezeigt. Und wenn man auf die Tabelle schaut, kann man ohnehin zufrieden sein.“ Keine Frage: Drei Siege, eine Niederlage und Rang vier. Mehr konnte niemand von den Eichstättern erwarten.