Raitenbuch
Der beschwerliche Weg zum Profi

Nur 35 Prozent ehemaliger Junioren-Nationalspieler schaffen den Sprung in den bezahlten Fußball

12.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Der Raitenbucher David Kammerbauer wird in der neuen Saison das Trikot des Südwest-Regionalligisten SSV 1846 Ulm tragen. - Foto: Dengler

Raitenbuch (EK) Der Weg in den Profi-Fußball ist lang und beschwerlich, in den meisten Fällen sogar unerreichbar. Selbst DFB-Juniorennationalspieler, die talentiertesten Fußballer eines jeden Jahrgangs, haben keine Garantie.

Diese bittere Erfahrung erlebt zurzeit auch der 12-fache Juniorennationalspieler David Kammerbauer, dessen Karriereplan einen anderen Verlauf genommen hat als der von Zwillingsbruder Patrick. Dieser spielt bekanntlich beim 1. FC Nürnberg in der Zweiten Bundesliga und gehört auch weiterhin zum elitären Spielerkreis, die das Trikot mit dem Adler auf der Brust tragen dürfen. David dagegen wechselt innerhalb der vierten Liga von den Sportfreunden Siegen im Sommer zum SSV 1848 Ulm.

Der 20-Jährige ist beileibe kein Einzelfall, dem der Sprung in den Profibereich (noch) nicht gelungen ist. Die Erfolgsquote von ehemaligen Juniorennationalspielern, die inzwischen erst- und zweitklassig im In- und Ausland aktiv sind, bewegt sich pro Jahrgang zwischen 30 und 40 Prozent. Eine aktuelle Studie des Deutschen Fußballverbandes (DFB) hat sich erst vor Kurzem mit dem Jahrgang 1994 befasst und dabei folgende Fakten zugrunde gelegt: Von der U15 bis einschließlich der U19 wurden vom DFB in 65 Länderspielen des Jahrgangs 1994 insgesamt 83 Spieler eingesetzt, sowie zusätzlich vier jüngere in der U19. Später dann weitere sechs Spieler in der U20 sowie zwei in der U21. Von diesen insgesamt 91 Spielern des Jahrgangs 1994 sind derzeit 36 erst- und zweitklassig aktiv, was einem Anteil von 40 Prozent entspricht. Betrachtet man ausschließlich den klassischen Juniorenbereich von der U15 inklusive U19 so sind es 27 von 83, die im hochklassigen Profisegment Fuß gefasst haben, was immerhin noch einem Schnitt von 35 Prozent entspricht. Darunter ist mit Matthias Ginter von Borussia Dortmund sogar ein Weltmeister, der neben Jeremy Toljan (1899 Hoffenheim) 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro auch die Silbermedaille gewann. Viele andere hochbegabte Fußballer blieben jedoch gänzlich auf der Strecke.

David Kammerbauer glaubt noch immer fest daran, dass er es schaffen kann. Siegen und ab Sommer Ulm sollen für den gebürtigen Raitenbucher nur Durchgangsstationen auf dem Weg in den bezahlten Fußball sein. Der Abiturient will bei den Ulmern mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen. Und die "Spatzen" scheinen schon jetzt große Stücke auf den Linksfuß zu halten. "David wird unseren Kader definitiv verstärken. Wir erwarten uns richtig Schwung für die linke Außenbahn", wird der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht zitiert. Sportvorstand Anton Gugelfuss sagte: "Wir freuen uns sehr, dass wir mit David einen jungen Spieler mit großem Potenzial verpflichten konnten, mit dem wir unsere sportlichen Ziele weiter vorantreiben können. Wir wünschen ihm eine schnelle und reibungslose Eingewöhnungszeit in Ulm." Der ehemalige Bundesligist belegt in der Regionalliga Südwest derzeit den siebten Tabellenplatz. Die Sportfreunde Siegen, Davids aktueller Verein, steigt dagegen in die Oberliga Westfalen ab.