Eichstätt
Bewährungsprobe im Löwenkäfig

VfB Eichstätt trifft im Grünwalder Stadion auf den Tabellenführer - Eberle gesperrt

12.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Sturmtank Sascha Mölders (Mitte) schoss am vergangenen Wochenende den 1. FC Schweinfurt mit einem Dreierpack quasi im Alleingang ab. Für die Löwen war es der fünfte Sieg in Folge. Auf Benni Schmidramsl (rechts) und die VfB-Defensive wartet im Grünwalder Stadion also ein hartes Stück Arbeit. −Foto: Foto: Worsch/Archiv

Eichstätt (EK) Mehrere hundert Fans werden den Regionalligisten VfB Eichstätt morgen zum Auswärtsspiel in die Landeshauptstadt begleiten. Der Verein hat für das "Spiel des Jahres" beim Tabellenführer TSV 1860 München extra zwei Busse gechartert. Die restlichen Anhänger reisen privat mit dem Auto oder der Bahn an.

Die Partie im altehrwürdigen Grünwalder Stadion, das in unmittelbarer Nähe zum Mittleren Ring liegt und mit 12.500 Zuschauern restlos ausverkauft ist, wird um 12.30 Uhr angepfiffen. Hintergrund der frühen Anstoßzeit ist, dass am gleichen Abend der frischgebackene Deutsche Meister FC Bayern München noch Borussia Mönchengladbach zum Bundesliga-Klassiker empfängt.
Das Spitzenspiel findet aber bereits zur Mittagszeit auf Giesings Höhen statt. Spitzenspiel? Ja, denn wenn der Tabellenzweite der Rückrundentabelle den Drittplatzierten erwartet, dann hat diese Begrifflichkeit durchaus ihre Berechtigung. Die Löwen holten aus den elf Partien der zweiten Halbserie 26 Zähler, bei den Eichstättern waren es 25 Punkte. Für VfB-Trainer Markus Mattes ist die Auswärtspartie beim Deutschen Meister von 1966 trotz dieser schönen Randnotiz aber nur ein "Bonusspiel": "Die Sechzger sind zu Hause eine Macht. Da kann man nicht von vornherein davon ausgehen, dass man etwas Zählbares mitnimmt. Und wenn doch, dann sind es eben Punkte, die die Konkurrenz nicht geholt hat. Deshalb ist es für mich ein Bonusspiel, wobei der Begriff des absoluten Topspiels beim Blick auf die Rückrundentabelle natürlich auch richtig ist", sagt er.
Die Sechzger haben das "Stadion an der Grünwalder Straße" in der Tat zu ihrer Festung gemacht: Nur gegen den FC Ingolstadt 04 II (0:0) und die kleinen Bayern (0:1) gab man Punkte ab. Ansonsten wurden alle 14 Partien vor heimischer Kulisse gewonnen. Im Durchschnitt kamen bislang 11.672 Zuschauer zu den Heimspielen - aber auch nur, weil die Partie gegen den Club-Nachwuchs wegen der Fan-Randale in der Zweitliga-Relegation unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden musste. Sonst war das 12.500 Zuschauer fassende Stadionrund fast ausnahmslos bis auf den letzten Platz ausverkauft. Auch gegen Eichstätt wird die Hütte voll sein. "Vor so einer großen Kulisse hat noch niemand von uns gespielt. Das müssen wir in den Griff bekommen und dürfen uns davon nicht zu sehr beeindrucken lassen", sagt Mattes und meint: "Und klar, der TSV hat eine spielerische Dominanz. Aber dass wir dagegenhalten können, haben wir bereits im Hinspiel bewiesen."
Und nicht nur in der Zuschauer-Statistik wartet der Traditionsverein mit Superlativen auf. Die Truppe um Sascha Mölders (14 Treffer), Markus Ziereis (12) und Nico Karger (11) stellt mit 67 Treffern die Torfabrik der Liga. Auf der Gegenseite suchen nur 21 Gegentore ihresgleichen. Schade, dass sich mit Fabian Eberle der Top-Torjäger der Regionalliga Bayern nicht an dieser sattelfesten Abwehr versuchen darf. Der 29-Jährige holte sich in der Vorwoche eine (unberechtigte) Gelbe Karte ab und ist - ebenso wie der noch immer verletzte Yomi Scintu - zum Zuschauen verdammt. "Jeder ist heiß auf das Spiel. Lucas Schraufstetter konnte zwar Anfang der Woche wegen Wadenbeschwerden nur bedingt trainieren, aber auch er wird dabei sein. Ansonsten sind alle Mann fit und an Bord", sagt Mattes.
Die Meisterschaft scheint dem TSV 1860 München sieben Spieltage vor dem Saisonende bei elf Punkten Vorsprung nicht mehr zu nehmen sein. Allerdings bedeutet der Titelgewinn nicht automatisch den Aufstieg in die Dritte Liga: Es wartet die Relegation. Unter der Woche leitete Co-Trainer Oliver Beer das Training an der Grünwalder Straße. Cheftrainer und Club-Legende Daniel Bierofka weilte in der Sportschule in Hennef, um dort die Aufnahmeprüfung zum Fußballlehrer zu machen. Unabhängig von der Ligazugehörigkeit treibt der Verein nach dem Zwangsabstieg die Kaderplanung für die bevorstehende Saison voran. Die Verantwortlichen wilderten dabei auch bei der Konkurrenz. So haben Kristian Böhnlein (SpVgg Bayreuth), Herbert Paul und Marius Willsch (beide 1. FC Schweinfurt) in den vergangenen Tagen ein neues Arbeitspapier bei den Löwen unterschrieben. Von den Stuttgarter Kickers kommt Alessandro Abruscia. Timo Gebhart schuftet derweil im Kraftraum für sein Comeback und wird erst nächste Woche in das Mannschaftstraining einsteigen. Für ihn kommt ein Einsatz gegen Eichstätt genauso zu früh, wie für Nicholas Helmbrecht (Patellasehnenspitzensyndrom). "Ein Einsatz von Nicholas ist noch kein Thema, auch wenn er keine Schmerzen mehr hat. Er wird - wie zuletzt Michael Görlitz - in der zweiten Mannschaft spielen und dort Spielpraxis sammeln", sagte Co-Trainer Beer. Görlitz dagegen sei eine Option für den Kader.
Vor zwei Wochen unterlag der TSV 1860 München dem Ligakonkurrenten SpVgg Bayreuth im Viertelfinale des Bayerischen Totopokals mit 1:2. Ein Fingerzeig, dass sie doch auch schlagbar sind? "Da haben sie mit einer B-Elf gespielt. Das hatte mit der Aufstellung in einem Regionalliga-Spiel nichts zu tun", weiß Mattes. Außerdem würde das Finale nur drei Tage vor dem ersten Relegationsspiel stattfinden. "Ich denke, sie wissen genau, was sie da getan haben", so Mattes - vor allem auch, weil der Regionalliga-Meister ohnehin in die 1. DFB-Pokalhauptrunde einzieht.

Norbert Dengler