Karlshuld
Bescheidener Meistermacher

Der Karlshulder Markus Mattes hat aus einem mittelmäßigen Bayernligateam einen Regionalligisten geformt

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Untypische Pose: Eichstätts Trainer Markus Mattes tritt in der Öffentlichkeit meist zurückhaltender auf. ‹ŒArch - foto: Traub

Karlshuld/Eichstätt (EK) Immer wieder schüttelt Markus Mattes den Kopf, immer wieder fährt er sich mit den Händen über das Gesicht. Als wolle er sich notfalls selbst wachrütteln, um zu erkennen, ob dieser so unrealistisch wirkende Traum Realität ist oder nicht. Es ist eine Szene nach dem Spiel am vergangenen Wochenende, als der VfB Eichstätt endgültig Meister der Bayernliga Nord wird und der Aufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse feststeht. Mattes weiß, er erlebt mit dem Aufstieg in die Fußball-Regionalliga gerade den Höhepunkt seiner bisherigen Trainerlaufbahn.

Als er den VfB nach der Winterpause 2015 als Nachfolger von Jürgen Steib übernahm, war diese Entwicklung nicht absehbar. Die Mannschaft stand in der Bayernliga Süd auf dem zehnten Tabellenplatz und kämpfte gegen den Abstieg. Am Ende wurden die Domstädter 13. Von Mattes waren damals nicht alle überzeugt. Schließlich hatte der Coach einen wenig attraktiven Defensivfußball spielen lassen. "Es bleibt uns nichts anderes übrig. Was nützt es, wenn wir schön spielen, aber absteigen", verteidigte sich der Karlshulder damals: "Das Ziel ist nichts anderes als der Klassenerhalt."

Seine bis dahin versteckt gebliebenen Qualitäten spielte Mattes aber zu Beginn der darauffolgenden Saison aus. In Zusammenarbeit mit Abteilungsleiter Hans Benz baute der Trainer den Kader um und verpflichtete zuvor meist unterklassige Akteure, die erstaunlich schnell zu Stützen der Mannschaft wurden.

Damit war auch der anfängliche Schock, als der Bayerische Fußball-Verband die Eichstätter zwangsweise in die Bayernliga Nord einteilte, bald verwunden. Vor allem aus dem Grund, da die Versetzung am Ende ein Glücksfall war. Der VfB fühlte sich sportlich sofort wohl in der Nord-Gruppe, dominierte die vermeintlich stärkeren Konkurrenten und schloss die Saison mit einem nie erwarteten zweiten Tabellenplatz ab. Dass diese Platzierung nicht mit defensivem Rumpelfußball, sondern vor allem mit sehenswerter Spielkultur zustande kam, ist logisch.

Nun mochten Skeptiker anmerken, dass Mattes nicht der erste Trainer wäre, der eine Saison lang nur mit viel Glück Erfolg hatte. Umso spannender war die zweite Spielzeit in der Bayernliga Nord. Schließlich stand erneut ein Umbau der Mannschaft an - schon alleine der Weggang von Top-Torjäger Atdhedon Lushi, der 17 Treffer erzielt hatte, riss eine große Lücke in die Offensive.

Doch Mattes gelang es auch diesmal, die Mannschaft trotz der geringen finanziellen Mittel, die in Eichstätt zur Verfügung stehen, nicht nur zu ergänzen, sondern sogar zu verstärken. Es zeigte sich, dass der akribisch arbeitende Coach sein Team zum einen spieltaktisch ausgezeichnet auf den Gegner einstellen kann, es zum anderen aber erneut verstand, für die schwächeren Positionen im Mannschaftsgefüge stärkeren Ersatz in der Region zu entdecken. Den erstaunlichen Höhenflug der Eichstätter, der letztlich mit dem Aufstieg endete, konnte dennoch niemand vorhersehen. Selbst der Trainer nicht.

Wahrscheinlich wurde daher auch Mattes erst nach dem Spieltag am vergangenen Samstag deutlich bewusst, wie entscheidend er selbst die Entwicklung dieser Mannschaft und damit auch die des ganzen Vereines beeinflusst hat.

Es gibt Menschen, die ihre besonderen Qualitäten meist erst dann erkennen, wenn sie ihnen von außen vor Augen geführt werden. Mit einem unerwarteten Lob - oder, wie in diesem Fall, mit dem nie einkalkulierten Aufstieg. Es ist ein ganz und gar sympathischer Wesenszug. Auch wenn diese Menschen mitunter vielleicht kurz abseits stehen, während die anderen bereits feiern, erstaunt den Kopf schütteln und realisieren, dass es eben kein Traum ist, den sie gerade erleben.