Sandhausen
Unangenehmes Überraschungsteam

Dank der besten Abwehr der Liga hat sich der SV Sandhausen auf Rang fünf vorgespielt Neuzugang Gislason vor Debüt

22.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Feste Größe im Sandhäuser Kollektiv: Der ehemalige Ingolstädter Markus Karl spielt seit eineinhalb Jahren für den SV. - Foto: Bösl

Sandhausen (DK) So erfolgreich war der SV Sandhausen noch nie. Seit sechs Jahren spielen die Kurpfälzer in der 2. Fußball-Bundesliga und sind gerade drauf und dran, die aktuelle Saison zur besten ihrer Vereinsgeschichte zu machen. Die Zwischenbilanz nach 18 Spielen mit 27 Punkten und Tabellenplatz fünf war jedenfalls noch nie so gut.

"Die Mannschaft hat sich unter Trainer Kenan Kocak kontinuierlich weiterentwickelt, sie ist variabler im Spiel und im System geworden", sagte Geschäftsführer Otmar Schork in der vergangenen Woche der "Rhein-Neckar-Zeitung". Anlass war die vorzeitige Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2020 mit dem 37-jährigen Coach, den die Sandhäuser offensichtlich als ganz wichtigen Faktor für den Aufwärtstrend in dieser Saison ausgemacht haben. Den will man natürlich fortsetzen - auch wenn die Verantwortlichen es bislang tunlichst vermeiden, höhere Ziele zu formulieren.

Dabei braucht die Kocak-Elf keinen Gegner zu fürchten. Beispielhaft dafür stehen die letzten beiden 3:1-Heimsiege vor der Winterpause gegen Verfolger Bielefeld und den damaligen Spitzenreiter Kiel, mit denen sich der SV zusätzlichen Respekt verschaffte.

Dabei fallen die Sandhäuser weniger durch ihr fulminantes Offensivspiel (mit 24 Toren liegt das Team hier im Ligavergleich sogar im unteren Drittel) als vielmehr durch ihre zuverlässige Defensivarbeit auf. Mit nur 18 Gegentoren hält das Team den Bestwert der Liga, sodass inzwischen jeder Gegner weiß: Gegen Sandhausen ist kaum ein Durchkommen.

Kein Wunder, dass für Innenverteidiger Tim Knipping und den ehemaligen Ingolstädter Markus Karl (zwischen 2008 und 2011 98 Einsätze für den FCI), der beim SV im defensiven Mittelfeld und als Innenverteidiger zum Einsatz kommt, in der Winterpause Anfragen vorlagen. Im Fall von Karl wurde darüber spekuliert, dass dessen Ex-Klub 1. FC Kaiserslautern angeklopft haben könnte. Doch Sandhausen lehnte sofort ab. "Beide Spieler sind sehr wichtig für uns", stellte Geschäftsführer Schork stattdessen klar.

Personelle Veränderungen gab es in der Winterpause unterdessen in der Offensive. So musste der SV mit dem 22-jährigen Lukas Höler (sieben Tore) seinen vielleicht wichtigsten und talentiertesten Angreifer ziehen lassen. Bundesligist SC Freiburg zahlte allerdings ausreichend Schmerzensgeld. Die Rede ist von einer Ablöse von bis zu 1,5 Millionen Euro Ablöse - Vereinsrekord.

Geld, das der Überraschungsfünfte in seine Offensivabteilung investieren konnte. Mit dem Isländer Rurik Gislason, der erst in der Vorwoche vom Ligakonkurrenten 1. FC Nürnberg nach Sandhausen kam, fand man die dringend notwendige Verstärkung. Der 29-jährige Isländer, der beim Club zuletzt kaum gefragt war, für sein Heimatland aber bereits 41-mal zum Einsatz kam, will durch vermehrte Einsatzzeiten noch auf dem WM-Zug aufspringen. Seine Chancen zu spielen - auch schon heute in Ingolstadt - stehen gut. Schließlich fällt mit Andrew Wooten (Muskelbündelriss) der Topstürmer der Vorsaison (neun Treffer) noch länger aus. Ebenfalls heute nicht dabei sein werden Kapitän und Mittelfeldspieler Stefan Kulovitz, der sich in der Vorbereitung einen Muskelfaserriss zugezogen hat sowie Abwehrspieler Ken Gipson (Wadenbeinbruch).

An der Zuversicht der Sandhäuser ändern die Ausfälle freilich nichts. "Ingolstadtist auf jeder Position qualitativ gut besetzt. Aber auch wir haben unsere Qualitäten und wir freuen uns auf diese Herausforderung", erklärte Trainer Kocak im Vorfeld der Partie und kündigte an: "Wir werden uns nicht verstecken, sondern mit viel Selbstvertrauen versuchen, das Spiel zu gewinnen." Im Hinspiel ist seiner Mannschaft das beim 1:0-Sieg im eigenen Stadion schon einmal gelungen.