München
Weiß-blaue Aufstiegssause

Vor 40 Jahren kehrte der TSV 1860 München in die Fußball-Bundesliga zurück

01.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr

Aufstiegsjubel: Nach dem Relegationsspiel feierten Torwart Bernhard Hartmann, Alfred Herberth, Peter Falter, Alfred Rieß, Wilhelm Bierofka, Hans Haunstein und Dieter Agatha (von links). - Foto: Imago

München (DK) Man muss die Feste feiern, wie sie fallen: Ausgerechnet im Jahr des Doppelabstiegs erinnert der TSV 1860 München an diesem Wochenende an einen besonderen Moment seiner Vereinsgeschichte. Vor 40 Jahren kehrten die Münchner Löwen in die Bundesliga zurück.

In Tagen, in denen der Geist von Giesing wiederauferstanden ist und sich das Löwen-Gefühl trotz des Doppelabstiegs so gut anfühlt wie lange nicht mehr, erinnert man sich auch besonders gerne an die ruhmreichen Momente in der Vergangenheit des Traditionsvereins. Die Meisterschaft 1966 ist freilich fest im kollektiven Löwen-Gedächtnis verankert. Doch auch ein anderes Ereignis ist, wie es Fußballabteilungsleiter Roman Beer beschreibt, "für viele Löwen-Fans mittleren Alters eines der prägendsten Erlebnisse ihres Fanlebens". Vor 40 Jahren kehrten die Sechziger in Frankfurt nach sieben Jahren Zweitliga-Dasein sensationell in die Bundesliga zurück.

Sensationell nun zum einen aufgrund der Voraussetzungen. Anders als in mehreren Jahren zuvor hatten die Münchner nämlich eine junge Mannschaft ins Rennen geschickt, deren Saisonziele sich eher um den Klassenerhalt als um den Aufstieg drehten. "Uns hat keiner etwas zugetraut", erinnert sich der damalige Kapitän Alfred Kohlhäufl. Trainer Heinz Lucas gelang es dennoch, aus der Mannschaft ein Aufstiegsteam zu formen. Sensationell zum anderen aufgrund der dramatischen Relegationsduelle gegen Arminia Bielefeld.

Unerfahrene Löwen, Tabellenzweiter der Zweitliga-Staffel Süd, gegen prominent besetzte Bielefelder, Tabellenzweiter der Zweitliga-Staffel Nord: Nur eine der beiden Mannschaften konnte den letzten freien Platz in der Ersten Liga ergattern, und nach dem Hinspiel in Bielefeld schien die Entscheidung bereits gefallen. Hans-Werner Moors, Ewald Lienen, Wolfgang Schilling und Norbert Eilenfeldt hatten die Ostwestfalen zu einem souveränen 4:0 geschossen. "Wenn wir zwei Tore vor der Pause machen, dann wackeln sie, dann werden sie nervös", soll Trainer Lucas seinen Löwen dann vor dem Rückspiel eingetrichtert haben. So lange, bis sie es alle glaubten. Und tatsächlich: Anton Nachreiner und Hans Haunstein trafen vor der Pause, Jimmy Hartwig und Schorsch Metzger danach. 60 000 Zuschauer im Olympiastadion erlebten das "Wunder von München", eines der dramatischsten Relegationsspiele der Geschichte.

Großes Säbelrasseln dann vor dem Entscheidungsspiel in Frankfurt: In Bielefelder Kaufhäusern liefen ausgewählte Szenen des zweiten Spiels, die die übertriebene Härte der Sechziger dokumentieren sollten. 1860-Präsident Erich Riedl sprach von "Volksverhetzung" und bekam letztlich seine Genugtuung: Gegen niedergeschlagene Arminen, die den schon sicher geglaubten Aufstieg im Rückspiel noch einmal aus der Hand gegeben hatten, setzten sich die Löwen am Ende durch zwei späte Treffer von Hartwig und Metzger durch. Schon auf dem Rückflug aus Frankfurt begann die große Aufstiegssause.

Lange hielt die Euphorie jedoch nicht an, schon ein Jahr später ging es in der wechselhaften Löwen-Historie zurück in die Zweite Liga. Nach einer erneuten Rückkehr ins Oberhaus (1979-1981) sogar runter bis in die Bayernliga, von wo aus die Sechziger unter Werner Lorant zu ihrem Durchmarsch bis in die Champions-League-Qualifikation ansetzten. 2004 stiegen die Löwen dann erneut aus der Ersten Liga ab. Und in diesem Frühjahr folgte schließlich der dramatische Doppelabstieg in die Regionalliga.

An diesem Sonntag erinnert der Verein mit einer Veranstaltung in der Fußball-Kneipe "Stadion an der Schleißheimer Straße" an das Jubiläum. "Durch die Berichte der Fans an die nachfolgenden Generationen lebt die Faszination dieser legendären Relegationsspiele bis heute fort", sagt Abteilungsleiter Beer. Unter anderem sind ehemalige Spieler wie Willi Bierofka oder eben Kapitän Kohlhäufl dabei. "Ich hoffe, dass Bieros Jungs es schnell wieder in den Profifußball schaffen - dorthin, wo Sechzig hingehört", sagt dieser. Den nächsten Bundesliga-Aufstieg könnten die Münchner dann frühestens 2020 feiern.