München
Bodenständig und gut

Löwen-Neuzugang Kindsvater ist gleich Leistungsträger Heute gegen Ex-Klub

20.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Überzeugte gleich beim ersten Auftritt: Benjamin Kindsvater wechselte zum TSV 1860 München und spielte gegen Memmingen am ersten Spieltag stark. Heute trifft er mit den Löwen auf seinen Ex-Verein Burghausen. - Foto: imago

München (DK) Ein doppeltes Ja zu den Löwen: Benjamin Kindsvater kam für den Zweitligakader und spielt jetzt doch wieder in der Klasse, die er eigentlich verlassen wollte. Heute Abend (19 Uhr) empfangen die Sechziger in der Regionalliga Bayern Kindsvaters Ex-Verein Wacker Burghausen.

Als sich Benjamin Kindsvater zum ersten Mal für die Münchner Löwen entschieden hatte, sprachen manche in Giesing noch von der Champions League. Hasan Ismaiks Zukunftspläne mit Vitor Pereira und Ian Ayre in vorderster Reihe waren spektakulär. Umso unspektakulärer wirkte zwischen all den Amiltons, Boyas und Ribamars im Frühjahr die Verpflichtung des gebürtigen Trostbergers Kindsvater. "Eigentlich habe ich ihn ja für die Profis geholt", sagt Daniel Bierofka, damals noch U 21-Trainer und heutiger Löwen-Chef. "Ich wollte halt auch mal wieder, dass ein deutscher Spieler zu uns kommt. Noch dazu einer, der aus der Region stammt."

Als sich Kindsvater dann ein zweites Mal für die Münchner Löwen entschieden hatte, sprachen alle in Giesing nur noch vom Absturz in die Regionalliga. Im Kroatien-Urlaub hatte der Neu-Löwe das 1860-Drama mitverfolgt. Der Verein drohte im Chaos zu versinken. Ein Grund, um sich doch noch einmal neu zu orientieren? Die SpVgg Unterhaching hatte großes Interesse am Offensivspieler. "Das war auch eine Charakterfrage, dass ich bleibe", sagt der 24-Jährige heute. Beim 4:1 in Memmingen war der variable Offensivspieler neben Timo Gebhart der beste Löwen-Akteur.

Sportliches Potenzial, ein gefestigter Charakter und die nötige Identifikation: Genau diese Kombination braucht Bierofka für den Neuaufbau und hat sie unter anderem im 24-Jährigen gefunden. "Ich mag den Jungen sehr gern. Er ist sehr fleißig, sehr bodenständig", sagt der Trainer. Kindsvater entgegnet: "Bierofka hat mir meine Stärken aufgezeigt, aber vor allem auch meine Schwächen. Er ist sehr geradlinig." Und: Bierofka hat den technisch starken Dribbler von der gewohnten linken auf die rechte Seite beordert. Von dort aus machte er schon in Memmingen viel Betrieb, bereitete das 3:0 durch Timo Gebhart mit einer gelungenen Aktion vor.

Heute Abend kommt nun der Verein ins Grünwalder Stadion, für den Kindsvater in zehn Drittliga- und 84 Regionalligaspielen seit 2013 insgesamt 18 Tore erzielt und neun Treffer vorbereitet hat: Wacker Burghausen. Aber ganz auf den Fußball wollte sich Kindsvater nie konzentrieren: Nebenbei absolvierte er eine Ausbildung zum Chemikanten. Natürlich ist es eine besondere Partie für den 24-Jährigen, der seit der U 17 für Burghausen spielte. Mit einem Sieg gegen seinen Ex-Klub im ausverkauften Grünwalder Stadion können die Löwen vorerst die Tabellenführung übernehmen. "Auch wenn sich Burghausen vom Profitum verabschiedet hat, trainieren sie noch immer unter Profi-Bedingungen", warnt Bierofka. "Das ist ein guter Gegner und damit der nächste schwere Gegner, dem wir uns stellen müssen." Dass sich die Routiniers Jan Mauersberger und Timo Gebhart nach einer Zwangspause unter der Woche rechtzeitig zurückmeldeten, macht die Ausgangssituation aus Münchner Sicht angenehmer. "Beide sind einsatzfähig", bestätigt Bierofka, der in punkto Aufstellung so viel verrät: "Es gibt keinen Grund, um viel zu verändern."

Zuletzt spielte Wacker Burghausen übrigens in der Übergangssaison zwischen Olympiastadion und Allianz-Arena, im Grünwalder Stadion gegen die erste Löwen-Mannschaft. Nur zwei von 17 Heimspielen verloren die Münchner 2004/05, eines davon mi 2:4 gegen Wacker. Kindsvater war damals gerade elf Jahre alt. 13 Jahre später kann er selbst dazu beitragen, die Münchner schnellstmöglich wieder in den Profifußball zurückzuführen.