Fürth
Der Kreis schließt sich

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Gibt in Fürth schon wieder die Kommandos: Roberto Hilbert ist zurück an alter Wirkungsstätte. - Foto: Zink/Imago

Vor 13 Jahren feierte Roberto Hilbert im Fürther Trikot sein Profidebüt. Jetzt ist er als Hoffnungsträger in einer schwierigen Phase zurück. Der Transfer zeigt aber auch die Versäumnisse der Vergangenheit.

Fürth (DK) Die Facebook-Seite von Roberto Hilbert ist topaktuell, bestens gepflegt und wird seit zwei Tagen von einem neuen Titelbild geschmückt. Darauf abgebildet ist der junge Lockenkopf Hilbert in einem (aus heutiger Sicht) grün-weißen Retro-Trikot, wie er das Wappen der Spielvereinigung wirkungsvoll in Szene zupft. Die Botschaft, die das Bild vermitteln soll, ist eindeutig: "Ich freue mich, dass ich nun wieder da bin, wo für mich vieles begonnen hat", sagt der 32-Jährige nach seiner Rückkehr.

Seit vergangener Woche ist Hilbert zurück in Fürth. Dort, wo seine Karriere vor 13 Jahren begonnen hatte. Hilbert war 19 Jahre alt, als Benno Möhlmann das Talent des Nachwuchsspielers erkannte und ihn zur Stammkraft in der Zweitligamannschaft machte. Nach zwei Jahren, die das Kleeblatt jeweils auf Tabellenplatz fünf abgeschlossen hatte, zog es den Rechtsverteidiger dann weiter. Er wurde in Stuttgart Deutscher Meister und Nationalspieler, sammelte bei Besiktas Istanbul internationale Erfahrungen, kehrte 2013 nach Deutschland zurück. Nach der vergangenen Saison erhielt Hilbert bei Bayer Leverkusen keinen neuen Vertrag.

Ein Wechsel ergibt in der aktuellen Situation nun für beide Seiten Sinn. "Ich bin zu gut, zu jung und zu motiviert, um aufzuhören", sagt Hilbert, der bei seinem "Herzensverein" eine neue Aufgabe gefunden hat. Präsident Helmut Hack, der den Transfer im Alleingang eingefädelt haben soll, betont im Gegenzug: "Er kann uns mit seiner Erfahrung helfen, Stabilität und Sicherheit in die Mannschaft zu bringen." Weil das Kleeblatt zwar inzwischen die Führung in der ewigen Zweitligatabelle übernommen hat, in der aktuellen Zweitligatabelle aber vor der Länderspielpause auf den letzten Rang abgestürzt ist, bleibt die Lage angespannt. Ein gestandener Bundesligaspieler, der sich noch dazu mit dem Verein identifiziert, kann da nur guttun. "Er nimmt die anderen Spieler mit seiner Erfahrung mit", bekräftigt Trainer Damir Buric.

Doch so sehr sich die Fürther auch über ihren Transfercoup freuen, die Rückholaktion offenbart auch mehrere Versäumnisse der Vergangenheit. Zum einen die kurzfristigen, da es Manager Ramazan Yildirim durch seine Transferpolitik im Sommer offenbar doch nicht gelungen ist, die Mannschaft qualitativ gut genug aufzustellen. Blickt man weiter zurück, zeigt die Rückkehr des vereinslosen Routiniers aber auch, dass es in den vergangenen Jahren in Fürth immer weniger Spieler von Hilberts Schlag gegeben hat: regional verwurzelte Spieler mit Identifikationspotenzial, die aus dem Nachwuchs den Sprung in den Profibereich geschafft haben.

Ein Ausbildungsverein war die Spielvereinigung immer, längst ist sie im Nachwuchsbereich aber kein Aushängeschild mehr. Die Nicolai Müllers, Johannes Geis, Felix Klaus oder Edgar Pribs, die über Fürth den Weg in die Bundesliga fanden, wurden zuletzt weniger. Mit Patrick Sontheimer (acht Einsätze) stand in dieser Saison nur ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs öfter als fünfmal auf dem Feld. Sontheimer erlitt allerdings im Training eine Platzwunde am Kopf und droht auszufallen.

Hilbert, der aktuellste Neuzugang, wird am Sonntag (13.30 Uhr) wohl trotzdem auf der rechten Verteidigerposition spielen. Der Gegner heißt Erzgebirge Aue. Genau wie bei seinem Startelfdebüt vor 13 Jahren. "Da schließt sich also ein Kreis", sagt er. Und Hilbert erinnert sich weiter: "Das hat ja schon mal ganz gut geklappt." Damals, im August 2004, gewann die Spielvereinigung mit 1:0. Durch einen Kopfballtreffer des in Fürth zum Profi geformten und inzwischen für Austria Wien spielenden Heiko Westermann.