Fürth
Im Niemandsland

14.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Fürth (DK) Auf- und Abstieg sind für die SpVgg Greuther Fürth kein Thema mehr. Trotzdem will Trainer Janos Radoki in den verbleibenden Spielen nicht experimentieren - sondern am Sonntag beim VfL Bochum drei Punkte holen.

Nach einer Serie von neun Spielen ohne Niederlage hat die SpVgg Greuther Fürth am vergangenen Samstag erstmals wieder verloren. Die 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern, der gegen den Abstieg kämpft, war verdient. Nach dem Spiel hatte Fürths Trainer Janos Radoki gesagt, dass seine Spieler nur 80 Prozent ihrer Leistung abgerufen hätten. Obwohl Radoki mit dem Auftreten seines Teams nicht zufrieden war, äußerte er nachträglich Verständnis für seine Spieler: "Auch Profis haben mal Befindlichkeiten und können nicht 100 Prozent Leistung abrufen", sagte der 45-jährige Ungar.

Mit 40 Punkten ist Fürth aktuell die einzige Zweitliga-Mannschaft, die weder Ambitionen auf den Aufstieg hat, noch um den Klassenerhalt zittern muss. 13 Punkte beträgt der Abstand zu Platz drei, zehn Zähler Vorsprung haben die Franken auf Platz 16. Diese Situation will Radoki nutzen, um die Mannschaft kontinuierlich zu verbessern: "Wir wollen ein ekliger und spielstarker Gegner sein. Das wollen wir als Markenzeichen für uns entwickeln."

Experimente wie gegen Kaiserslautern, als Radoki mit einer 4-2-3-1-Formation ins Spiel gegangen war, zur Halbzeit aber auf das gewohnte 3-5-2 umstellte, seien nicht mehr geplant. Dass Radoki in den verbleibenden sechs Partien immer mit der gleichen Startelf spielen wird, darf aber bezweifelt werden. Sein Ziel ist klar: "Wenn Fürth kommt, müssen die Gegner sagen: €šGegen die habe ich keinen Bock zu spielen €˜", bekräftigte er. Die Leistung gegen Kaiserslautern war auf dem Weg zu diesem Ziel wohl eher ein Rückschritt. "So eine Delle kann aber in der jetzigen Entwicklungsphase passieren", konstatierte Radoki.

Der Mannschaft habe er bei einer Videoanalyse des Spiels gegen Kaiserslautern gezeigt, welche Fehler sie künftig vermeiden muss. Der nächste Gegner am Sonntag um 13.30 Uhr heißt dann VfL Bochum. Radoki sieht die Mannschaft von Gertjan Verbeek "vom Verletzungspech gebeutelt". Sein Kollege habe deshalb immer wieder die erste Elf ändern müssen. Dennoch versuche Bochum, "Drucksituationen spielerisch zu lösen", sagte Radoki. Personelle Änderungen schloss er nicht aus: "Die Spieler, die auf der Bank saßen, haben diese Woche im Training die Möglichkeit dazwischenzufunken, um sich für die erste Elf anzubieten", sagte er auf der Pressekonferenz vor der Partie.

Druck von außen gibt es aufgrund der komfortablen Punktesituation derzeit nicht. Unruhe könnte aber in den kommenden Wochen durch Personalspekulationen in den Verein getragen werden. Robert Zulj, einer der Leistungsträger der vergangenen Wochen, hat - genauso wie acht seiner Kollegen - nur noch einen Vertrag bis zum Saisonende. Unter Radoki hatte Zulj zunächst einen schweren Stand. Als er am 21. November 2016 das Amt des Trainers übernahm, setzte Radoki den Österreicher auf die Bank. Zulj habe Zeit gebraucht, um sich an die neuen Inhalte zu gewöhnen, sagte Radoki. Viele Gespräche oder gar Ratschläge seien nicht nötig gewesen. "Inzwischen ist es eine Win-win-Situation für die Mannschaft, für den Verein und für den Robert", so der Kleeblatt-Trainer.

Unklar ist auch noch, wer in der nächsten Saison auf der Trainerbank Platz nimmt, denn auch Radokis Vertrag läuft zum Saisonende aus. Nach seiner Beförderung vom Trainer der U 19 zum Cheftrainer im vergangenen November erhielt er zunächst einen Vertrag bis zur Winterpause. Dann folgte ein Vertrag bis zum Saisonende. Selbst in einer Branche wie dem Profifußball sind das sehr kurze Vertragslaufzeiten. Die Vereinsführung um Präsident Helmut Hack ist aber dafür bekannt, bei Verträgen keine unnötigen Risiken einzugehen. Bisher ist das Ergebnis der Verhandlungen noch offen. "Bei dieser Frage sind wir alle entspannt. Die Gespräche sind gut, aber kritisch," sagte Radoki. Eine neue Siegesserie würde dem 45-Jährigen bei den Verhandlungen sicher nicht schaden.