Nürnberg
Club muss improvisieren

24.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr

Sechs Vorlagen in vier Pflichtspielen: Mit Sebastian Kerk fällt der wichtigste Offensivspieler des 1. FC Nürnberg jetzt monatelang aus. In Aue muss Trainer Michael Köllner morgen erstmals improvisieren.

Nürnberg (DK) Die Beziehungskiste beim 1. FC Nürnberg ist in dieser Woche gehörig durcheinandergeraten, da Tim Leibolds Partner bedauerlicherweise und ganz plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht. Eine Reihe von vielversprechenden Bewerbern bietet sich jedoch als Ersatz an, weshalb es für Club-Trainer Michael Köllner vor allem um eine Schlüsselfrage geht: "Wer baut zu Tim Leibold eine neue Beziehung auf, oder verändern wir die Systematik so, dass ganz andere Beziehungen daraus entstehen"

Gemeint sind freilich die sportlichen Beziehungen in der Nürnberger Mannschaft, die mit der schweren Verletzung von Sebastian Kerk am vergangenen Wochenende nachhaltig getrübt wurden. Monatelang wird der dribbelstarke Mittelfeldspieler dem Club wegen eines Achillessehnenrisses fehlen. Bei seinem erfolgreichen Saisonstart trat der FCN vor allem als Einheit auf, insofern war Kerk nicht alleine dafür verantwortlich, der 23-Jährige hatte mit sechs Torvorlagen in vier Pflichtspielen und als gefürchteter Standardschütze aber den vielleicht größten Anteil daran.

In dieser Woche wurde Kerk in Rheinfelden (Schweiz) "erfolgreich operiert", wie Köllner berichtet. Für den Club-Trainer ist das allerdings auch der Anlass, um wieder nach vorne zu blicken. "Wir müssen jetzt schauen, wie wir diesen Ausfall kompensieren und Kerk am besten ersetzen, so schwer es auch wird", sagt er. Zumindest die Liste der Bewerber ist lang: Edgar Salli oder Lukas Hufnagel wären spielstärkere Lösungen, Rurik Gislason, der sich im Mittwochstraining leicht verletzt hat, oder Adam Zrelak eher die dynamisch-wuchtigeren Typen. Größere Positionswechsel, zum Beispiel Leibold ins Mittelfeld vorzuziehen, schließt Köllner dagegen aus. "Er spielt als Linksverteidiger", sagt der Trainer.

Da der 23-jährige Leibold zu Kerk laut Köllner in einer "super Beziehung stand", wird also ein neuer Partner für Leibold auf der linken, offensiven Seite gesucht. Sehr wahrscheinlich, dass dieser morgen (13 Uhr) bei Erzgebirge Aue Salli heißen wird. "Wir müssen sehen, was uns einfällt, damit wir die passende Antwort auf das System des Gegners parat haben", sagt Köllner ohne sich festzulegen.

Langfristig ist auch eine Nachverpflichtung im aktuellen Transferfenster als Kerk-Ersatz denkbar, schließlich wäre es "grob fahrlässig, wenn wir uns nicht generell Gedanken darüber machen würden, wie wir den Kader optimieren können", sagt Köllner. Laut "Bild" soll der Club an Stuttgarts Tobias Werner interessiert sein. "Ich werde keine Namen kommentieren, da ich nicht Unruhe bei anderen Vereinen säen möchte", bemerkt der Trainer. Wie sich das anfühlt, erlebten Köllner und seine Kollegen in den vergangenen Wochen im Fall Abdelhamid Sabiri schließlich am eigenen Leib.

Mit ziemlicher Sicherheit wird der Club dagegen keine "zehn Spieler aus der Champions League" verpflichten, wie Köllner in Bezug auf die Erwartungshaltungen im Umfeld betont. "Ich glaube, wir tun gut daran, die Dinge so zu beurteilen wie vor ein paar Wochen. Wer damals gedacht hätte, dass wir so gut starten, wäre wohl ein kühner Optimist gewesen." Die aktuelle Entwicklung sei zwar sehr erfreulich, "sie birgt aber auch Gefahren, wenn plötzlich alles andere als Platz fünf eine Enttäuschung wäre", sagt Köllner. Eine überzogene Erwartungshaltung sei weder angebracht, noch zielführend für die Spieler.

Auch gegen Aue müsse man deshalb extrem vorsichtig sein. "Der Gegner gibt uns allen Grund dazu", warnt Köllner. Nach dem Trainerwechsel knüpfte Aue beim 1:1 gegen Eintracht Braunschweig zuletzt wieder an die guten Auftritte aus der Rückrunde der Vorsaison an. Mit einer Mischung aus Optimismus und Realismus möchte der Club dennoch die nächsten Punkte einfahren. Und somit auch die Beziehungen innerhalb der eigenen Mannschaft weiter stärken.