Cedric
Torgarant ohne Einsatzgarantie

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Nürnberg (DK) Cedric Teuchert hat nach mehreren schleppenden Jahren endlich seinen Durchbruch geschafft. Trotzdem muss er beim 1. FC Nürnberg unter Trainer Michael Köllner um seinen Stammplatz kämpfen.

Dass der 1. FC Nürnberg momentan wieder so viel Spaß macht, hat auch mit ein paar Grundsätzen seines Trainers Michael Köllner zu tun. Einer davon lautet: "Bei mir gibt es keine Stammspieler, sondern nur Startelfspieler. Und davon haben wir mehr als elf." Nur wer unter der Woche im Training Gas gibt, so Köllners Credo, hat auch am Spieltag die Chance, auf dem Platz zu stehen.

Nun ist der Grundsatz des Nürnberger Trainers sicherlich keine besonders neue Erkenntnis. Und doch ist er in der aktuellen Situation beim Club besonders spannend, weil er eben auch vor den derzeit gefragtesten Spielern nicht haltmacht. Konkret: vor Cedric Teuchert, dem zweifachen Torschützen des 4:3-Erfolgs bei Darmstadt 98 und frischgebackenen U 21-Nationalspieler. Vier Tore hat Teuchert in der vergangenen Woche in drei Pflichtspielen für Verein und Nationalmannschaft erzielt. Vier Tore, die den 20-Jährigen immer mehr ins Blickfeld anderer Vereine und den Club vorerst auf Rang drei der Zweitliga-Tabelle schieben. "Wir sind froh, dass er bei uns ist und die Dinge zumindest hin und wieder gut regelt", sagt sein Trainer, der gleichzeitig betont: "Wir müssen aber weiterhin Geduld mit ihm haben."

Geduld hatten sie mit Teuchert schon eine ganze Menge: Dass der Club mit dem gebürtigen Coburger nämlich ein Riesentalent in seinen Reihen hat, war schon vor vielen Jahren klar. Mit 17 debütierte der Stürmer, dem man einen Hang zur Selbstzufriedenheit nachsagt, in der zweiten Liga, kam - vor dieser Saison - aber trotzdem nur auf 26 Einsätze und fünf Tore. Dieselbe Anzahl an Treffern hat Teuchert in der laufenden Saison bei nur zehn Einsätzen erzielt. Teuchert knipst alle 80 Minuten und hat sich unter Köllner enorm weiterentwickelt. Einen festen Platz im Sturm hat er trotzdem nicht. "Er trainiert wie ein Ochse", sagt Köllner, nicht ohne anzufügen: "Ich darf ihm aber keine Stammplatzgarantie geben. Ich will, dass der Junge weiter so hart an sich arbeitet."

Köllners Grundsatz könnte nun zum Dilemma für den Verein werden, nämlich dann, wenn er dazu beiträgt, dass sich Teuchert für einen Wechsel entscheidet. Im Sommer 2018 läuft sein Vertrag aus, einige Erstligisten sollen das Talent bereits auf ihrem Zettel haben. Unter anderem soll Hertha BSC Berlin, das mit Club-Spielern (Marvin Plattenhardt, Niklas Stark) in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hat, interessiert sein. Die Verhandlungen über eine Verlängerung sind ins Stocken geraten, sodass - um Ablöse für das Talent zu kassieren - sogar ein Wechsel im Winter ein Thema ist. Einen Verbleib schmackhaft machen könnte der FCN seinem Stürmer bis dahin mit zwei Dingen: mit dem Bundesliga-Aufstieg und einem Stammplatz im Sturm.

Für den ersten Punkt kann der Tabellendritte im Heimspiel gegen Dynamo Dresden an diesem Sonntag (13.30 Uhr) etwas tun und mit einem Sieg - eine Niederlage von Holstein Kiel gegen Arminia Bielefeld vorausgesetzt - auf Platz zwei springen. "Die Mannschaft ist jetzt da, wo sie auch hingehört", sagt Köllner. "Hätten wir in Darmstadt verloren, wären wir ins Mittelmaß abgerutscht. Aber meine Mannschaft ist kein Mittelmaß." Mit einem Heimsieg gegen den Tabellenneunten soll es weiter nach oben gehen. Mit Teuchert in der Startelf? "Ich kann mich nur präsentieren. Man sieht, dass ich in Form bin und die Tore mache", sagt der Stürmer.

Sehr wahrscheinlich ist, dass er gegen Dresden auflaufen wird. Sollte Köllner doch eine andere Aufstellung wählen, wird er aber beim Thema Stammplatzgarantie hart bleiben. "Niemand soll glauben, dass er unersetzbar ist", sagt der 46-Jährige, der seinen Profis damit auch die richtige Mentalität vermitteln möchte. Teuchert solle ja schließlich "ein Topspieler und kein Zweitliga-Spieler werden", sagt Köllner. Fraglich ist nur, ob beim Club oder anderswo.