Nürnberg
Mit "Herzblut" aus der Krise

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Nur eine kurze Schwächephase oder ein beunruhigender Abwärtstrend? Nach nur fünf Punkten aus fünf Spielen bangt Zweitligist 1. FC Nürnberg um seinen Vorsprung. Am Sonntag kommt Darmstadt 98 ins Max-Morlock-Stadion.

Nürnberg (DK) Die Dauer und das Ende eines Negativtrends genau zu planen, ist wohl selbst für einen akribischen Perfektionisten wie Michael Köllner ein Ding der Unmöglichkeit. Und doch sagt der Nürnberger Trainer vor dem Heimspiel gegen Darmstadt am Sonntag (13.30 Uhr): "Wir haben mit der Mannschaft besprochen, dass die Schwächephase nicht zu lange dauern darf." Es klingt zumindest so, als hätten Köllner und seine Spieler einen Plan, wie sie aus der kleinen Krise - drei Spiele ohne Sieg und ohne Tor - schnellstmöglich herauskommen können.

Begonnen hatte dieser Prozess schon am Tag nach der 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld, als sich bei der Videoanalyse am vergangenen Samstag auch eine längere Aussprache entwickelte. Es ging ganz grundsätzlich um die schwachen Auftritte der vergangenen Wochen, aber auch konkret um ein paar taktische Dinge, wie Köllners recht defensive Ausrichtung in Bielefeld.

"Auf dem Feld hat man manchmal ein etwas anderes Gefühl von der Sache, aber im Großen und Ganzen waren wir einer Meinung", verrät Hanno Behrens, der von einem "offenen und ehrlichen Gespräch" berichtet. Das Ergebnis? "Wir sind jetzt noch motivierter und noch enger zusammengerückt", so der Kapitän: "Jetzt muss jeder zeigen, wie viel Herzblut er in den Verein hineinbringt."

Beim Club schwört man sich gemeinsam - und dem wachsenden Gegenwind aus der Öffentlichkeit zum Trotz - auf den Saisonendspurt ein. "Wir sind noch mittendrin im Aufstiegsrennen und nach wie vor Zweiter. Es gibt Schlechteres", betont Köllner, natürlich im Wissen, dass es gerade in dieser Saison beinahe fahrlässig wäre, den Aufstieg noch zu verspielen.

Hinter dem Club macht keiner der Verfolger wirklich Druck. Trotz nur fünf Punkten aus fünf Spielen beträgt der Nürnberger Vorsprung auf den Relegationsplatz (Holstein Kiel) nach wie vor vier, auf den ersten Nichtaufstiegsplatz (Jahn Regensburg) sechs Punkte. "Wir sind also in einer Situation, aus der wir die Saison sehr gut weiterspielen können", so Köllner.

Dazu müsse man nun aber wieder die nötige Lockerheit finden. "Vor allem vor dem Tor", weiß der Trainer, dessen Mannschaft zuletzt 289 Minuten ohne eigenen Treffer geblieben war. Dass Stürmer Mikael Ishak fehlt, ist unübersehbar. Dass die anderen Offensivkräfte (Adam Zrelak und Marvin Stefaniak) kaum für Gefahr sorgten aus Club-Sicht leider ebenso. Mit Kevin Möhwald musste in Bielefeld noch dazu ein Kreativspieler früh vom Feld, der nach seiner Oberschenkelprellung aber wohl am Sonntag einsatzfähig ist. Eduard Löwen fehlt dagegen definitiv gelbgesperrt.

"Wir müssen künftig wieder mehr drauf losspielen, dürfen uns nicht so viele Gedanken machen", fordert Möhwald. Dabei sind es vielleicht gerade Möhwalds intensive Gedanken zu seiner eigenen Zukunft - ein Wechsel zu Werder Bremen gilt als so gut wie sicher -, die sich momentan auf die eigene Leistung und damit auch auf die Mannschaft auswirken.

Am Sonntag soll nun die volle Konzentration Darmstadt gelten. Der Absteiger, der inzwischen auch in der 2. Liga auf einem direkten Abstiegsplatz steht, holte zuletzt immerhin fünf Punkte aus drei Partien. "Ich hätte nicht erwartet, dass sie gegen den Abstieg kämpfen", sagt Behrens, der 2015 mit den Lilien in die Bundesliga aufgestiegen war und jetzt betont: "Ich leide auch mit Darmstadt, aber am Sonntag gibt es keine Gnade." Zu wichtig wäre es, die aktuelle Club-Schwächephase mit einem Sieg zu beenden.

Noch sei es nämlich nur eine Phase. "Und die Frage ist immer, wie kurz man eine solche Phase halten kann", sagt Köllner. Gelingt es seiner Mannschaft, diese mit einem Heimsieg zu beenden, hätte sie im Aufstiegskampf nach wie vor beste Chancen.