Nürnberg
Erfolgreich in der Heimat

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Nürnberg (DK) Nürnberger und begeisterter Clubberer: Enrico Valentini kehrte im Sommer zum FCN zurück und ist seitdem einer von vielen Gründen dafür, warum es wieder läuft. Am Sonntag kommt Union Berlin zum Spitzenspiel.

Es empfiehlt sich, bei Enrico Valentini nachzufragen, wenn es darum geht, die aktuelle Club-Euphorie richtig einzuordnen. Vor etwas mehr als zwei Jahren, im Juni 2015, da fehlten dem damaligen Karlsruher nur wenige Minuten, um im Relegationsduell mit dem Hamburger SV in die Bundesliga aufzusteigen. Vor etwas mehr als zwei Monaten, im Mai 2017, stiegen Valentini und der Karlsruher SC als Tabellenletzter dann sang- und klanglos in die 3. Liga ab. Der 28-Jährige hat die Höhen und Tiefen der Zweiten Liga in kurzer Zeit selbst erfahren. Inzwischen ist Valentini beim 1. FC Nürnberg und steht wieder ganz oben in der Tabelle. "Man sollte mit dem momentanen Gefühl demütig umgehen", sagt er nachdenklich.

Demütig sein. Nicht jedem im Club-Umfeld fällt das aktuell leicht, da nicht nur die beiden Auftaktspiele in der Zweiten Liga gewonnen wurden, sondern der FCN beim Liga-Konkurrenten MSV Duisburg auch noch souverän in die nächste Pokalrunde einzog. Die Vorbereitung mit eingerechnet, hat der Club in dieser Saison alle zehn Spiele gewonnen. Selbst der besonnene Valentini lässt sich von dieser Euphorie gerne anstecken. Als er den späten Siegtreffer bei Jahn Regensburg vorbereitete, baute sich der 28-Jährige mit geballten Fäusten und weit aufgerissenen Augen vor der eigenen Fankurve auf, um seine Freude herauszuschreiben. Den 3:0-Auftaktsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern vor der Nordkurve im Max-Morlock-Stadion zu feiern sei für ihn das "Allergrößte" gewesen.

Hätte Valentini nicht mitgewirkt, er wäre an diesem Tag vielleicht selbst in besagter Nordkurve gestanden und hätte den Club angefeuert. Den Verein, für den das Herz des gebürtigen Nürnbergers seit Jahrzehnten schlägt. 16 Jahre spielte Valentini dort in der Jugend, seine Schwester Luana war neun Jahre lang Pressesprecherin beim Traditionsverein, im vergangenen Jahr renovierte Valentini mit seiner Frau das neu gekaufte Haus im Stadtteil Zerzabelshof, kurz Zabo, der Geburtsstätte des 1. FC Nürnberg. Valentini und Nürnberg gehören zusammen. Nach sieben Jahren in Aalen und Karlsruhe auch sportlich wieder. "Mit dem Wechsel im Sommer ging für mich ein Traum in Erfüllung", schwärmt der 28-Jährige, der sich in der erfolgreichen Vorbereitung auf der rechten Verteidigerposition festgespielt hat.

Ob sein Traum nach dieser Saison nun sogar mit einem Aufstieg in die Bundesliga endet? Das Heimspiel gegen die ebenfalls optimal gestarteten Berliner wird am Sonntag (13.30 Uhr) ein Stück weit mehr Aufschluss darüber geben. Beide Teams stehen mit sechs Punkten ganz vorne. Trainer Michael Köllner hofft im Max-Morlock-Stadion auf eine "tolle Kulisse, die die Mannschaft nach vorne peitscht". Auch Valentini betont, bei aller Demut, dass man den Schwung und die Euphorie mitnehmen müsse, um auch das vierte Heimspiel der Nürnberger Zweitliga-Historie gegen Union zu gewinnen.

Auch Eduard Löwen nach einer Zerrung (Köllner: "Er hat gutes Heilfleisch.") und Kevin Möhwald nach einer Muskelverhärtung ("Er ist sicher dabei.") werden rechtzeitig fit sein. Im Mittelfeld sei Talent Alexander Fuchs, der im Sommer vom TSV 1860 München II nach Nürnberg gewechselt war, "nah dran an der Startelf", sagt Köllner. Schon in der Schlussphase in Duisburg war Fuchs am Montag in die Mannschaft gekommen. Trotz des eigentlich souveränen Auftritts wurde es dort am Ende noch einmal eng. "Man hat zum Schluss schon gemerkt, dass wir eine junge Mannschaft haben und im Umbruch sind", sagt Köllner kritisch. Und ein bisschen demütig. Ganz im Sinne des Club-Fans und -Spielers Valentini.