Nürnberg
Die Richtung stimmt

Nach dem vermeidbaren 0:1 gegen St. Pauli hadert der 1. FC Nürnberg lediglich mit der Chancenverwertung

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Nürnberg (DK) Gut gespielt, doch am Ende hieß der Sieger FC St. Pauli. Dumm gelaufen. "So unglücklich habe ich selten ein Spiel verloren", sagte Hanno Behrens. Der Katzenjammer war nicht nur beim Kapitän des 1. FC Nürnberg groß nach der unnötigen 0:1 (0:0)-Niederlage gegen den Kiezklub.

"Wir haben das Spiel gut kontrolliert und mit viel Tempo nach vorne gespielt. Einmal waren wir unaufmerksam, und das hat der Gegner bestraft", fasste Trainer Michael Köllner den Abend zusammen, an dem der Club die Tradition seiner erfolglosen Flutlicht-Auftritte fortsetzte.

Den entscheidenden Fehler beging Abwehrchef Georg Margreiter, der sich bei einem Abschlag von St. Paulis Torwart Robin Himmelmann verschätzte und den Ball mit dem Hinterkopf verlängerte. So hatte Waldemar Sobota in der 63. Minute freie Bahn zum Tor.

"Eiskalt" habe seine Mannschaft diese Chance genutzt, sagte St. Paulis Trainer Olaf Janßen. Er lobte Leidenschaft und Wille, sah ansonsten aber vieles im Argen liegen: "Man hat zwei, drei Spiele in einer Saison, die man gewinnt beziehungsweise verliert, und keiner weiß warum. Fußballerisch wollen wir in den nächsten Spielen wieder anders auftreten."

Zur nächsten Partie daheim gegen den FC Ingolstadt (Samstag, 13 Uhr) könnte sich dann auch die Personalsituation etwas entspannen. Stürmer Aziz Bouhaddouz soll nach einem Außenbandriss im Sprunggelenk ins Teamtraining zurückkehren. Auch Abwehrchef Lasse Sobiech könnte nach seiner Gehirnerschütterung wieder eine Option sein.

Trotz der zuletzt drei Spiele ohne Sieg, davon zwei Niederlagen hintereinander und nur Tabellenrang zehn - will beim Club keiner etwas von einer ersten Krise wissen. "Die Saison ist noch jung. Wenn wir weiter so auftreten, werden wir noch viele Punkte holen", tröstete sich Behrens.

Die Leistung war tatsächlich nicht dazu angetan, grundsätzliche Zweifel heraufzubeschwören. "Wichtig ist, dass wir das Vertrauen in unser Spiel behalten, denn das passt ja", sagte Köllner. Doch auch er weiß: "Am Ende zählt das Ergebnis." Und dass der Club aufgrund der bereits verlorenen Punkte am besten gleich zum Start der Englischen Woche am Samstag in Duisburg wieder ein Erfolgserlebnis braucht. Dort gab es diese Saison in der ersten Pokalrunde schon einen Sieg.

Der 47-jährige Fußballlehrer, der beim Club nebenbei noch immer das Nachwuchsleistungszentrum leitet, gilt als Arbeitstier und detailversessen. Zuletzt berichtete er davon, dass er nachts wach liege, weil sein Team so hervorragend trainiert hatte. Pro Einheit setzt Köllner nach eigener Aussage im "Kicker" fünf Stunden Vorbereitungszeit an. Der Fortschritt bei den Franken, die am Montag erstmals im 3-4-3-System antraten, ist erkennbar, doch die Siege blieben zuletzt aus. "Für die Mannschaft tut es mir endlos leid", erklärte Köllner.

Gegen St. Pauli bescherte die Systemumstellung von der Vierer- auf eine Dreierkette den Außenspielern Enrico Valentini und Tim Leibold mehr Freiraum, den sie frech nutzten. Doch im Strafraum fehlten die Abnehmer oder das Abspiel geriet zu ungenau. "Wir haben uns häufig auf engstem Raum toll durchkombiniert, aber den letzten Pass dann nicht setzen können", beschrieb Köllner die große Schwäche.

Zudem war Leichtgewicht Edgar Salli im Sturmzentrum gegen St. Paulis Defensive nicht die erhoffte Lösung. Kevin Möhwald, der ihn dort unterstützen sollte, musste nach einem Schlag auf die Wade früh raus. Der Offensivspieler droht auch am Wochenende auszufallen.

Die Mittelstürmer-Alternative für Duisburg könnte Cedric Teuchert heißen, der nach seiner Viruserkrankung und seiner Abreise von der U 21-Nationalmannschaft dieses Mal noch Joker war. "Er ist einer, der vorne reingeht und mit Tempo den Gegner versetzen kann", sagt sein Trainer.

Dass der Club erstmals in dieser Saison ohne eigenen Treffer blieb, lag am eigenen Unvermögen - Valentini verließen freistehend vor dem Torwart die Nerven (33.) - und am Pech: Als Margreitter und Tobias Werner binnen drei Sekunden jeweils an der Torlatte scheiterten (50.). Neuzugang Werner brachte sich in der Offensive mit jenem Fleiß ein, der ihn auch in seinen Jahren beim FC Augsburg ausgezeichnet hatte. "Für die kurze Zeit, die er hier ist, war es gut. Er kommt mit unserem Spiel zurecht", sagte Köllner.

Bei seinem letzten Klub VfB Stuttgart hatte Werner in der Rückrunde nur 20 Minuten gespielt. In Nürnberg stand der 32-Jährige gleich in der Startelf und besetzte die Position des Langzeitverletzten und schmerzlich vermissten Sebastian Kerk. "Für mich war es heute ein schöner Moment", sagte Werner. "Einige haben mich ja schon tot geglaubt, aber ich habe noch die Qualität, 2. Bundesliga zu spielen."