Nürnberg
Der Knoten ist geplatzt

28.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Nürnberg (DK) 13 Partien blieb Angreifer Mikael Ishak beim 1. FC Nürnberg ohne Tor. Trainer Michael Köllner hielt trotzdem zu ihm. Inzwischen hat der Stürmer fünfmal getroffen und soll dem Club auch gegen Bielefeld zum Erfolg verhelfen.

Es dauerte eine Zeit, bis Mikael Ishak in Nürnberg funktionierte. Jetzt ist der 24-Jährige vielleicht genau der Stürmer, den der Club nach Guido Burgstaller gesucht hat. Mit einem Heimsieg gegen Bielefeld (Samstag, 13 Uhr) winkt die Tabellenführung.

Der Ball lag bereit und Mikael Ishak hätte nur zugreifen müssen. Dann entschied sich der 24-Jährige aber doch dagegen, das Spielgerät vom 6:1-Auswärtssieg in Duisburg als Trophäe mit nach Hause zu nehmen. Ishak dachte sich womöglich: Drei Treffer? Das ist doch nicht so besonders. "Ich erwarte schließlich Tore von mir", sagt der Schwede.

Seit jenem Samstag vor zwei Wochen, an dem Ishak nicht nur zum ersten Mal, sondern dann auch gleich dreimal in einem Spiel für den Club traf, hat sich einiges zum Guten gewendet beim Stürmer und seinem Verein. Zwei weitere Tore des Schweden und sechs zusätzliche Punkte für den Club sind hinzugekommen. Gegen Bochum erzielte er den 3:1-Endstand, in Fürth die wichtige 1:0-Führung. Fünf Tore in drei Spielen, so Ishaks persönliche Statistik, die aus Vereinssicht einhergeht mit einer optimalen Ausbeute während der Englischen Woche. "Wir sind nach diesen drei Siegen gut gerüstet und haben Selbstvertrauen getankt", sagt Trainer Michael Köllner. Für Ishak gilt das im Besonderen. "Wir haben als Mannschaft besser gespielt. Ich bekomme jetzt die richtigen Pässe", sagt der Stürmer, und schlussfolgert: "Deswegen mache ich jetzt auch die Tore."

Das Warten gehört ein bisschen zu Ishaks Geschichte. Und damit verbunden auch die Geduld, die man mit dem Stürmer haben muss. Beim 1. FC Köln, der dem damals 18-jährigen Talent vor fünfeinhalb Jahren eine Chance gegeben hatte, verloren sie diese Geduld, als der Schwede nach 19 Pflichtspielen immer noch ohne Torerfolg war. Über den Umweg Italien (FC Parma und FC Crotone) landete Ishak schließlich beim dänischen Erstligisten Randers FC. Dort traf er gleich bei seinem ersten Einsatz. Er verließ Randers im Januar 2017 mit 31 Treffern als bester Liga-Torschütze der Vereinsgeschichte.

Auch in Nürnberg hatte der Schwede mit syrischen Wurzeln zunächst mit denselben Problemen zu kämpfen: 13 Spiele, viel Aufwand, aber kein Tor. Der als Fehleinkauf verschriene Ishak drohte die Geduld auch im Club-Umfeld überzustrapazieren. "Er und ich, wir haben lange dafür gearbeitet", sagt sein Trainer jetzt. Ishak auf dem Platz, Köllner, indem er an die Fähigkeiten des Stürmers glaubte. "So eine lange Durststrecke ist für den Spieler, aber auch für den Menschen eine harte Situation. Deshalb freut es mich ohne Ende, dass er sich für seine Arbeit endlich auch belohnt hat", sagt Köllner, der feststellt: "Jetzt ist er richtig fit und noch besser in unser System integriert." Ob als alleinige Spitze oder mit einem Nebenmann wie in Duisburg: Ishak funktioniert inzwischen im Club-Sturm und könnte damit womöglich doch noch zu dem Knipser werden, den die Nürnberger nach dem Abgang von Guido Burgstaller (34 Tore) gesucht haben. Auch im Heimspiel gegen das "dicke Brett" Bielefeld (Köllner) braucht man vor allem einen Stürmer, der eine der wenigen Chancen effektiv nutzt. Gewinnt der Club, steht er wohl mindestens bis Montagabend an der Tabellenspitze. Vorher muss Köllner aber noch ein paar knifflige Entscheidungen treffen: Thorsten Kirschbaum (nach Rückenproblemen) und Georg Margreitter (nach Nasennebenhöhlenentzündung) sind wieder fit. Weil Fabian Bredlow aber zwischen den Pfosten und Lukas Mühl in der Innenverteidigung überzeugten, ist die Rückkehr der Stammkräfte keineswegs sicher. "Ich habe die Qual der Wahl", sagt Köllner.

Der saß im März zum ersten Mal auf der Nürnberger Trainerbank. Damals ebenfalls gegen Bielefeld. Der Club gewann nach Ondrej Petraks Treffer mit 1:0, Mikael Ishak wurde in der 83. Minute eingewechselt. Es war die Zeit, in der sie beim Club noch Geduld mit ihrem Stürmer haben mussten.